2024-06-14T14:12:32.331Z

Analyse
Mit einem Trainingslager unter Palmen haben sich die Kicker des FC Horgau auf die Restsaison in der Bezirksliga Nord vorbereitet. In der Türkei wurden die Grundlagen gelegt, um eventuell den letzten Strohhalm zum Klassenerhalt noch ergreifen zu können.	F.: FC Horgau
Mit einem Trainingslager unter Palmen haben sich die Kicker des FC Horgau auf die Restsaison in der Bezirksliga Nord vorbereitet. In der Türkei wurden die Grundlagen gelegt, um eventuell den letzten Strohhalm zum Klassenerhalt noch ergreifen zu können. F.: FC Horgau

Weggefährten durch dick und dünn

Spielertrainer Franz Stroh geht trotz des wohl kaum mehr zu vermeidenden Abstiegs auch ins zehnte Jahr mit dem FC Horgau

Die rote Laterne der Bezirksliga Nord hing die komplette Winterpause über beim FC Horgau. Ob der Neuling noch eine Chance auf den Klassenerhalt hat und wie es in Horgau weitergeht, beantwortet der Frühjahrscheck des Augsburger Landboten.

Soll & Haben

Lediglich zehn Punkte konnte der Aufsteiger in 20 Spielen ergattern, bildet damit das Schlusslicht der Liga. „Ganz so heftig habe ich es nicht erwartet“, hat sich Spielertrainer Franz Stroh die Akklimatisierung leichter vorgestellt. In vielen Spielen sei man knapp dran gewesen, da habe es nur an Erfahrung und Effektivität gefehlt. Chancenlos sei man nur beim 1:5 bei Nördlingen II gewesen: „Da sind wir unter die Räder gekommen.“ Franz Stroh will nichts schönreden, aber er hat Erklärungen: „Der Sprung aus der Kreisliga war groß, auch für die Leistungsträger“, attestiert sich der 35-Jährige selbst „Altersschwäche“. Dazu kamen viele Verletzte und eine Flut an Roten Karten. „Da sind Eckpfeiler weggebrochen“, musste Stroh immer wieder junge Kicker ins Gefecht werfen. „Vielleicht war unser Glück nach dem Last-Minute-Aufstieg auch aufgebraucht“, sinniert der Coach.

Hin & weg

Fehlanzeige! Trotz der misslichen Lage wurde auf Verstärkungen verzichtet. Andererseits hat auch keiner das sinkende Schiff verlassen.

Glücks- & Sorgenkinder

Nach langer Verletzungspause (Kreuzbandriss) hat sich der maßgeblich am Aufstieg beteiligte Omar Samouwel wieder zurückgemeldet. Auch Daniel Feistle steht nach seiner erneuten Knieoperation wieder im Training. Genauso wichtig ist dem FCH auch das Private: „Michael Feistle ist gerade Papa geworden“, verrät Stroh, selbst zweifacher Vater. Sorgenkind in doppelter Hinsicht ist Manuel Hemm, der im letzten Spiel des vergangenen Jahres die Rote Karte gesehen und sich dann beim Skifahren verletzt hat. Mit Rotsperre fällt auch Markus Metzler zum Rückrundenauftakt aus.

Coach & Co.

Als weiteres „Glückskind“ bezeichnet sich Franz Stroh selbst: „Es ist nämlich ein absoluter Glücksfall, Trainer dieser Mannschaft zu sein, die noch lange nicht am Ende ihres Weges ist. Das ist menschlich und sportlich ein absoluter Glücksfall. Diese Mischung aus Typen, Chaoten und Unikaten ist einfach grandios.“ Dies habe das Trainingslager in der Türkei mehr denn je untermauert. „Mannschaft und Trainer, das passt. Nicht umsonst gehe ich nächstes Jahr in meine zehnte Saison. Das sind nicht meine Spieler, sondern meine Freunde und Weggefährten“, richtet er förmlich eine Liebeserklärung an seine Truppe. Unterstützung erhält Stroh von Torsten Zimmermann sowie den erfahrenen Spielern wie Fabian Tögel, Michael Vogele oder Daniel Kirschner. Neu im Team ist Roland „Zenga“ Fischer, der sich zusammen mit Daniel van de Kerkhoff um die beiden Torhüter Michael Feistle und Marco Fischer kümmern soll, die sich mit bisher je zehn Einsätzen den Posten zwischen den Pfosten geteilt haben.

Test & Taktik

Bevor man sich ins Trainingslager verabschiedet hat, wurde gegen die Kreisligisten TSV Leitershofen und SpVgg Westheim getestet. In der Türkei traf man auf einen dänischen Fünftligisten (1:5) und den TSV Pfersee (2:1). Mit einer kleinen Systemumstellung will Franz Stroh einen neuen Reizpunkt setzen. „Mit einem 4-2-3-1 sind wir aufgestiegen, dann haben wir auf 4-3-3 umgestellt“, will aber nicht verraten, wie der FCH jetzt auftreten will.

Start & Ziel

„Wenn wir noch den Hauch einer Chance auf den Klassenerhalt haben wollen, müssen wir das Auftaktspiel gegen die SSV Glött gewinnen“, macht sich Franz Stroh nichts vor. Ziel sei es, eine „normale Rückrunde“ zu spielen und mehr Punkte als in der Vorrunde einzufahren. „Wir wollen allen zeigen, dass wir Bezirksliga können“, sagt der Coach, „auch wenn wir unser Schicksal nicht mehr selbst in der Hand haben. Und wenn wir absteigen, wird die Welt auch nicht untergehen.“

Prognose

„Wer stirbt schon gerne unter Palmen“ – so heißt ein Roman von Heinz G. Konsalik, einem der erfolgreichsten Schriftsteller der 80er- und 90er-Jahre. „Wer steigt schon gerne ab, wenn er sich im Trainingslager unter Palmen auf die Restsaison vorbereitet?“ So könnte man in Abwandlung dazu fragen, wenn es um den FC Horgau geht. Doch die Realität ist grausam. In der Vorrunde wurde zu viel Lehrgeld gezahlt, sodass der Weg zurück in die Kreisliga kaum zu vermeiden ist. Aber manchmal gibt es im Roman auch ein Happy End.

Aufrufe: 015.3.2018, 16:01 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor