2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Zurück an alter Wirkungsstätte: Eric Weeger wird zum Re-Start in der Bayernliga Nord im Dress der SpVgg Ansbach auflaufen.
Zurück an alter Wirkungsstätte: Eric Weeger wird zum Re-Start in der Bayernliga Nord im Dress der SpVgg Ansbach auflaufen. – Foto: Foto: SpVgg Ansbach

Weegers Geständnis: »Da habe ich den Spaß am Fußball verloren«

Nach seiner Zeit beim TSV 1860 München kehrt der 23-Jährige zurück in seine Heimat

Vor zehn Jahren verließ der damals 14-Jährige die SpVgg Ansbach in Richtung Jugendinternat des TSV 1860 München. Der Durchbruch gelang: Rechtsverteidiger Eric Weeger schaffte den Sprung in den Sechziger Profikader, gab sein Profidebüt und spielte in der 3. Liga. Statt abzuheben, blieb der Sportmanagementstudent bodenständig. Im Interview mit FuPa-Reporter Niklas Korzendorfer spricht der 23-Jährige über die gesammelten Erfahrungen beim TSV 1860 München, die Beweggründe für seinen Wechsel zurück zur SpVgg Ansbach und seine persönlichen Rückschläge.

Eric, Du bist nach deinem Abenteuer in München zurück in der Heimat. Wie fühlt es sich an wieder daheim zu sein?
Es ist schon schön. Ich habe in München immer versucht den Kontakt in die Heimat aufrecht zu erhalten. Daher muss ich meine alten Freunde nicht erst wieder neu kennenlernen. Für mich ist es bisher keine große Umstellung.

Mit 14 Jahren bist Du von der SpVgg Ansbach zum TSV 1860 München gewechselt. Dort hast Du dich zum Profi weiterentwickelt. Wie würdest Du die Zeit bei den Löwen rückblickend beschreiben?
Es war eine unfassbare Erfahrung. Wie es dieses Jahr zu Ende gegangen ist, hätte ich mir anders vorgestellt, aber ich würde es definitiv wieder so machen. Was ich bei Sechzig erlebt habe, kann mir keiner nehmen. Die Spielzeiten in der Jugendbundesliga, der Aufstieg von der Regionalliga Bayern in die 3. Liga und meine ersten Einsätze im Profibereich vor ausverkauftem Haus im Grünwalder Stadion sind unfassbare Erfahrungen.

In der Saison 2018/19 hast du am 15. Spieltag gegen den Halleschen FC (1:1) Dein Drittligadebüt gegeben. Erinnere Dich zurück.
Ganz ehrlich: Ich war aufgeregt wie die Sau. Ein Profidebüt ist was ganz Besonderes. Das Spiel lief nicht optimal. Ich habe direkt einen Elfmeter verursacht, der aber keiner war. Eine klare Schwalbe (lacht). Trotzdem war es ein Schock beim Debüt. Danach ist die Last von den Schultern abgefallen. Der Schritt von der Regionalliga zur 3. Liga ist definitiv der Brutalste. Vom Aufwand und auch vom fußballerischen Tempo war es eine Umstellung, aber ich habe schnell den richtigen Rhythmus gefunden. Ich hätte gerne noch mehr Einsätze gehabt, aber es hilft nicht hinterher zu trauern. Die ganze Saison im Kader mitzuerleben war einmalig.

Voller Einsatz: Eric Weeger im Spiel gegen den FC Augsburg II (Regionalliga Bayern) in der Meistersaison 2017/18.
Voller Einsatz: Eric Weeger im Spiel gegen den FC Augsburg II (Regionalliga Bayern) in der Meistersaison 2017/18. – Foto: Klaus Rainer Krieger



Nach dem Schock: »Bierofka hat den ganzen Verein mit einer unglaublichen Eurphorie angesteckt.«



Mit deinem damaliger Trainer Daniel Bierofka bist Du Meister in der Regionalliga Bayern (Saison 2017/18) geworden und er hat Dir das Vertrauen in der 3. Liga gegeben. Wie würdest du Ihn beschreiben?
Er hat meistens zwei Gesichter gehabt. Auf dem Platz war er positiv verbissen, sehr ehrgeizig und erfolgsorientiert. Neben dem Platz wusste er als Ex-Profi genau, wie er mit seinen Spielern zwischenmenschlich umzugehen hatte. Er hat eine gute Balance gefunden, ein sehr cooler Typ mit viel Erfahrung.

Als damaliger Spieler der Sechzig-Amateure in der Regionalliga Bayern hast Du den Zwangsabstieg der Profimannschaft aus der 2. Liga miterlebt. Ein Schock für den Verein.
Definitiv. Am Anfang war es ein Schock, aber bereits mit dem Trainingsbeginn haben alle sofort die Aufbruchsstimmung gespürt. Unser damalige Trainer Daniel Bierofka, der für jeden Spieler eine Vereinslegende war, hat den ganzen Verein mit einer unglaublichen Euphorie angesteckt. Beim ersten Training waren traditionell die Fans am Trainingsgelände. Da habe ich den Unterschied im Vergleich zur zweiten Mannschaft gemerkt.

Eine ungewohnte Situation. Wie bist Du mit diesem Druck umgegangen?
Druck ist immer da bei Sechzig. Bei dem Heimspielen, wenn du im Grünwalder Stadion vor 15.000 Leuten spielst, spürst du die große Erwartungshaltung der Fans, des Umfeldes und des Vereins. Tendenziell wird Sechzig immer als einer der ersten Aufstiegsaspiranten in der 3. Liga gehhandelt, egal wie der Kader oder die Konkurrenz aufgestellt ist. Ich musste lernen damit umzugehen.

Vor 15 000 Zuschauern: Im Stadtderby gegen Bayern II musste Eric Weeger den großen Druck von allen Seiten verarbeiten.
Vor 15 000 Zuschauern: Im Stadtderby gegen Bayern II musste Eric Weeger den großen Druck von allen Seiten verarbeiten. – Foto: Helmut Weiderer


Keine Zwischenstation: Weegers Neuanfang nach sportlichen Rückschlägen.

Wieso bist du gerade jetzt zurück zur SpVgg Ansbach gewechselt. Ein Neuanfang?

Nach meinem Sehnenanriss im Juli 2019 war es schwer für mich zurückzukommen. Vor meiner Verletzung war es ein Zweikampf um die Rechtsverteidigerposition, der sich dann zu Beginn der vergangen Saison zu einem Dreikampf entwickelte. Dann war ich nur noch die Nummer 3. Nachdem im November Michael Köllner der neue Cheftrainer wurde, war es schwer für mich, wieder in den Kader hineinzukommen. Ich sehe meinen Wechsel in die Bayernliga nicht als Zwischenstation, um wieder nach oben zu kommen. Ich habe letzte Saison bei Sechzig nicht gespielt. Da habe ich den Spaß am Fußball verloren. Ich wollte nicht noch zwei bis drei Monate auf andere Angebote warten, sondern einfach Fußball spielen und den Spaß wiederfinden.

Seit September trainierst Du nun mit der Mannschaft. Deine ersten Eindrücke.
Es ist eine gute Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Bei Sechzig war ich immer einer der Jüngsten, neulich beim Abschlussspiel im letzten Training war ich plötzlich der Älteste (lacht). Das war ungewohnt. Ich verstehe mich super mit den Jungs. Das Team und ich haben sofort gemerkt, dass wir die gleichen Interessen haben. Sie haben mich als Team sehr gut aufgenommen.

Für die SpVgg Ansbach bist du der Königstransfer. Der Verein hat große Zukunftspläne. Welche sportlichen Ziele setzt Ihr Euch für die Zukunft?
Es ist interessant, was Ansbach in den nächsten zwei Jahren vorhat. Die Regionalliga ist das Maß der Dinge. Die Mannschaft ist jung, bringt sehr viel Potential mit. Wir müssen Erfahrung sammeln, dann kann der Weg in die Regionalliga führen. Wir planen definitiv damit, oben in der Tabelle mitzuspielen.

Dein neuer Coach Christoph „Hasso“ Hasselmeier ist mit 29 Jahren selbst noch aktiv. Er agiert als Spielertrainer in Ansbach. Wie hast Du Ihn bisher erlebt?
Er hat einen guten Draht zur Mannschaft. Als Trainer in seinem Alter zieht er die Einheiten schon durch wie ein „alter Hase“. Ich bin wirklich überrascht gewesen. Im Abschlussspiel und in den Übungen ist viel Tempo drin, die Jungs ziehen alle voll mit. Das macht er richtig gut.

Gegenseitige Wertschätzung: Spielertrainer Christoph Hasselmeier (li.) und Neuzugang Eric Weeger (r.) halten viel voneinander.
Gegenseitige Wertschätzung: Spielertrainer Christoph Hasselmeier (li.) und Neuzugang Eric Weeger (r.) halten viel voneinander.

Du bist mit 23 Jahren ebenfalls noch jung, bringst aber schon viel sportliche Erfahrung mit. Kannst Du eine Rolle als Führungsspieler im Kader übernehmen?
Ich möchte das in Zukunft versuchen. Als neuer Spieler komme ich aber nicht zu einem Verein und gebe direkt die Kommandos. Die Mannschaft hatte bereits vor meinem Transfer ihre Führungsspieler. Ich bin hier und versuche dem Team mit guten Leistungen zu helfen, damit wir erfolgreich sind.


Ein kurioser Vergleich: Was "Hasso" von Daniel Bierofka gelernt haben könnte.

Von deinem Heimatverein, der DJK Wolframs-Eschenbach bis Du 2010 in die Jugend der SpVgg Ansbach gewechselt. Zehn Jahre später bist Du zurück. Was verbindest Du mit dem Verein?
Ich bin dem Verein sehr dankbar. Die SpVgg Ansbach hat mir den so wichtigen Zwischenschritt vor München ermöglicht. Ich hätte damals direkt von Eschenbach nach Nürnberg oder Fürth wechseln können, das wollte ich nicht. Ohne den Zwischenschritt wäre Sechzig gar nicht auf mich aufmerksam geworden. Sie haben einen großen Anteil an meiner Entwicklung.

Du schwärmst von beiden Trainern. Kannst Du die beiden Trainertypen Daniel „Biero“ Bierfoka (damals TSV 1860 München) und Christoph „Hasso“ Hasselmeier (aktuell SpVgg Ansbach) miteinander vergleichen?
(schmunzelt). Es gibt eine Gemeinsamkeit. Biero, als Ex-Profi und Hasso, als aktiver Spielertrainer, wissen beide wie sie mit ihren Spielern umzugehen haben. Beide sind abseits des Platzes echte Kumpeltypen, aber auf dem Platz geben sie beide ordentlich Gas. Am Anfang war ich von Hasso echt überrascht, wie intensiv er das Training führt. Das muss er fast von Biero gelernt haben (lacht).

Aufrufe: 021.9.2020, 10:30 Uhr
Niklas KorzendorferAutor