2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Walter Lang kämpft mit dem SV Bad Heilbrunn um den Klassenerhalt in der Landesliga Südwest.
Walter Lang kämpft mit dem SV Bad Heilbrunn um den Klassenerhalt in der Landesliga Südwest. – Foto: Dieter Latzel

Walter Lang: „Klassenerhalt könnte man mit Aufstieg fast gleichsetzen“

Trainer des SV Bad Heilbrunn im Interview

Walter Lang, Trainer des SV Bad Heilbrunn, gibt im Interview Auskunft über die aktuelle Saison. Nach drei Aufstiegen in Folge ist das Team von Lang im Abstiegskampf.

Bad Heilbrunn Die Rückkehr auf den Trainingsplatz ist für die Fußballer des SV Bad Heilbrunn wegen des verlängerten Lockdown vorerst keine Option, doch der Blick von Trainer Walter Lang richtet sich gleichwohl schon auf die verbleibenden sieben Punktspiele in der Landesliga Südwest – wann auch immer die stattfinden werden.

Ergebnisse gegen direkte Konkurrenten erfreulich

Herr Lang, jetzt wird’s leider doch nichts mit der baldigen Vorbereitung auf die Rückrunde...

Leider nicht, aber es trifft nicht nur uns, sondern alle Teams gleichermaßen.

Dann schauen wir doch auf das Erfreuliche: In den fünf Spiele nach dem Re-Start Mitte September lief’s ganz gut für Heilbrunn. Wie zufrieden sind Sie mit den sechs Punkten?

Das war die Ausbeute, die wir uns zum Ziel gesetzt haben. Es waren auch die greifbarsten. Der Dreier gegen Gilching war sportlich überlebenswichtig. Denn das ergibt für die restliche Spiele heuer eine gute Perspektive, dass wir die Klasse aus eigener Kraft halten können.

Die beiden Siege sind gegen Memmingen II und Gilching geglückt, zwei unmittelbare Konkurrenten um Relegations- oder gar Nicht-Abstiegsplatz…

Keine Frage. Das Spiel im März gegen Olching darf man auch nicht vergessen, die sind ja auch in diesem hinteren Bereich angesiedelt. Gegen die hinteren Mannschaften, die in unserer Reichweite sind, also Jetzendorf, Olching und Gilching haben wir den direkten bessern Vergleich. Das könnte im Endspurt ein wichtiges Pfund werden.

Haben Sie auch Defizite erkannt?

Richtige Defizite könnte ich nicht benennen. Wir haben nur einen krassen Aussetzer gehabt – nämlich das 0:4 in Mering, wo wir überhaupt nicht in Tritt gekommen sind. In Neuburg haben wir in der 86. Minute einen Elfer verschossen, der das 2:2 und ein verdienter Punkt gewesen wäre. Aber allzu harte Kritik wäre einfach nicht fair.

Lang: „Jugendspieler Auer ist ein Gewinn für die Mannschaft“

Haben die drei Neuzugängen Felix Gellner, Peter Auer und Maxi Schmid das gezeigt, was Sie sich von ihnen erhofft hatten?

Die drei muss man getrennt bewerten. Maxi hat nach einer muskulären Verletzung längere Zeit nicht mehr in Lenggries gespielt. Bei ihm hat man gesehen, dass Tempo und körperliches Verhalten für Landesliga-Niveau sehr schwierig waren. Felix hat zunächst Anschluss gefunden, aber während der Corona-Pause schlicht an Fitness verloren. Peter Auer ist ein junger Bursch’, der aus der Geretsrieder A-Jugend gekommen ist und der in den bisherigen sechs Spielen für uns gute Arbeit abgeliefert hat. Er ist für die Mannschaft ein absoluter Gewinn, sowohl sportlich als auch menschlich.

Gegen Gilching gab’s fast ein Luxusproblem: acht Mann auf der Ersatzbank.

Man muss schauen, wer auf der Bank gesessen ist. Ich habe alle Spieler mitgenommen, weil die Zweite schon gar nicht mehr gespielt hat. Da waren auch angeschlagene Spieler dabei, oder welche, die von einer Verletzung zurückgekommen sind. Aber unser Kader ist definitiv schmal, speziell was die Leistungsdichte der Liga betrifft.

Sogar ein Stefan Bachhuber hat mit seinen 37 Jahren in Memmingen noch einen Kurzeinsatz von zehn Minuten absolviert. Wie kam’s?

Das war kein Blödgedanke. Stefan hat Lust auf’s Fußballspielen gehabt, war regelmäßig im Training und wirklich fit. Drum hat er in Memmingen mitgeholfen, den Sieg über die Zeit zu bringen.

Nach einer schweren Knieverletzung hat Maxi Specker ein 30-minütiges Comeback gegen Gilching gegeben. Wie war Ihr Eindruck?

Man muss klar sagen: Da hat’s noch weit gefehlt. Vielleicht waren die 30 Minuten auch zu viel. Aber entscheidend war, dass Maxi überhaupt wieder auf dem Platz gestanden ist, vor allem für seinen Kopf und für die Mannschaft. Aber von 0 auf 100 geht’s auch bei einem Maxi Specker nicht.

SV Bad Heilbronn kommt immer besser zurecht in der Landesliga

Kurios, wenn man die Auswärts- mit der Heimtabelle vergleicht: jeweils 15 Punkte. Das zeigt, dass die Mannschaft auswärts sehr ausgeglichen und stressresistent ist. Das Publikum in fremden Stadien geht ja mit einem Aufsteiger nicht immer zimperlich um…

Das muss man getrennt bewerten. Die meisten Punkte haben wir geholt, als Corona noch kein Thema war und wir auch relativ komplett waren. Tatsächlich ist die Mannschaft angesichts ihres jungen Durchschnittsalters und dem ersten Jahr in der Landesliga schon ziemlich gefestigt und vor allem ohne Furcht. Das ist im Laufe der Saison immer besser geworden. Dass wir inzwischen 30 Punkte auf dem Konto haben, ist fast schon sensationell. Das hätte ich nicht gedacht. Denn für unseren kleinen Kader haben wir sehr schwere Verletzungen gehabt, vor allen Dingen von Leistungsträgern: Angefangen bei Florian Kapfhammer mit Kreuzbandriss, über Toni Krinner bis Maxi Specker.

Ein ebenfalls kurioses Bild zeigt der Vergleich von Vor- und Rückrunde, auch wenn die ziemlich zerfahren war. Platz 17 und 13 Punkten steht Platz drei mit 17 Zählern gegenüber. Bildet das die intensive Trainingsarbeit ab?

Gar keine Frage. Die Jungs arbeiten gut, sie sind willig und haben inzwischen auch in die Liga reingefunden. Wir haben vor und nach der Corona-Pause zwischen Herbst 2019 und Herbst 2020 insgesamt sechsmal in Folge gepunktet. So gesehen spricht die Rückrundentabelle eine klare Sprache.

Mit dieser Tendenz und Entwicklung im Rücken müssten die verbleibenden sieben Punktspiele ja ordentlich Auftrieb geben, zumal aus dem Top-Quartett nur Garmisch und Sonthofen auf dem Plan stehen?

Die Voraussetzungen sind gut, aber wir sollten auch nicht zu euphorisch sein. Auf jeden Fall gehen wir 2021 vom Kopf her positiv an.

Der HSV hat dabei noch fünf Heimspiele, auch ein Trumpf im Ärmel?

Ob das ein Vorteil ist, wird sich noch rausstellen. Aber daheim fühlen wir uns wohler, da fällt auch der ganze Stress mit den Fahrten weg. Ein weiterer Trumpf ist auch der bessere direkte Vergleich gegen drei der hinteren Mannschaften. Das ist ein Zusatzpunkt. Im Prinzip haben wir den Klassenerhalt selbst in der Hand. Aber rechnerisch ist vom direkten Abstieg bis zum Klassenerhalt alles möglich. Mitte April geht’s los, und dann geht es Schlag auf Schlag. Die Messe ist dann gleich gelesen.

Lang: „Nichtabstieg ist mit Aufstieg gleichzusetzen“

Und dann gibt’s nach drei Aufstiegen in Folge hoffentlich den Klassenerhalt zu feiern…

Es wäre etwas ganz Besonderes, wenn wir die Klasse halten könnten – für die Jungs und den gesamten Verein. Nicht nur sportlich. Wir haben gesehen, was in dieser Liga gespielt wird. Den Klassenerhalt könnte man mit dem Aufstieg fast gleichsetzen.

Zum Saisonabschluss wird es eventuell noch den Liga-Pokal geben. Welches Ansehen genießt denn der bei Ihnen und im Team?

Der spielt keine große Rolle, weder für mich noch für die Mannschaft. Ich plane so, dass wir die Pokalspiele als Vorbereitung hernehmen. Sportlich hat der Pokal keinen großen Stellenwert.

(Wolfgang Stauner)

Aufrufe: 019.1.2021, 12:25 Uhr
Tölzer Kurier / Wolfgang StaunerAutor