2024-05-02T16:12:49.858Z

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Julian Nagelsmann (li., neben DFB-Sportdirektor Rudi Völler) ist neuer Bundestrainer.
Julian Nagelsmann (li., neben DFB-Sportdirektor Rudi Völler) ist neuer Bundestrainer. – Foto: Jörg Halisch/dpa

Trainer über Entscheidung für Nagelsmann: „Können froh sein, wenn wir über die Vorrunde kommen“

Umfrage im Tölzer Land

Fußball-Experten aus dem Tölzer Land geben eine Einschätzung zu Julian Nagelsmann als neuen Bundestrainer ab. Die Meinungen sind dabei geteilt.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Nach dem Rauswurf von Hansi Flick hat der Deutsche Fußball-Bund einen neuen Bundestrainer gefunden: Julian Nagelsmann soll den angeschlagenen Fußballriesen aus der Krise führen. Er erhält zunächst nur einen Vertrag bis zur Europameisterschaft im kommenden Sommer. Der gebürtige Landsberger soll bei der Heim-EM nach blamablen Vorstellungen zuletzt eine Euphorie entfachen und den DFB wieder zum Erfolg führen. Fußball-Experten aus dem Landkreis sind bei der Personalie allerdings zwiegespalten.

Tus-Geretsried-Trainer Dittmann tut sich schwer mit Unterscheidung zwischen Jung und Alt

Daniel Dittmann, Trainer des Landesligisten TuS Geretsried, ist davon „überrascht“, dass die Wahl auf Nagelsmann gefallen ist. „Ich finde es interessant“, meint Dittmann. Nagelsmann habe die Fähigkeit, „alte Muster der letzten Jahre mit neuen, modernen Methoden aufzubrechen“, hofft der Geretsrieder Coach. „Die letzten zwei Jahre waren sportlich gesehen eine Katastrophe.“

Daniel Dittmann ist Trainer des TuS Geretsried
Daniel Dittmann ist Trainer des TuS Geretsried – Foto: TuS

Der Jung-Trainer ist optimistisch, dass Nagelsmann mit der Mannschaft Begeisterung bis zur Heim-EM entfachen kann. „Er hat die Gabe, die Spieler, die Fans und die Menschen mitzureißen“, so Dittmann. Vorbehalte gegenüber Nagelsmann wegen dessen Alter kann der 23-Jährige nicht verstehen. „Ich tue mir schwer mit einer Unterscheidung zwischen Jung und Alt“, meint der Landesliga-Trainer. „Er hat bei Bayern gute Arbeit geleistet.“

HSV-Trainer Lang: „Warum soll Nagelsmann unerfahren sein?“

Auch Walter Lang befürwortet die Entscheidung pro Nagelsmann. „Ich bin der Meinung, dass er der Richtige ist“, sagt der Trainer des Bezirksligisten SV Bad Heilbrunn. Mangelnde Erfahrung sieht er beim erst 36-Jährigen nicht. „Das spielt keine Rolle, ob einer 36 ist oder 70“, so der HSV-Coach. „Warum soll er unerfahren sein? Er hat schon mehrere Vereine trainiert, da bin ich nicht mehr unerfahren.“ Nachdem für den DFB offenbar nur ein deutschsprachiger Coach für das Amt des Bundestrainers infrage gekommen ist, sei die Auswahl auf dem Markt sowieso begrenzt gewesen.

HSV-Urgestein: Walter Lang ist seit über neun Jahren Chef-Trainer in Bad Heilbrunn.
HSV-Urgestein: Walter Lang ist seit über neun Jahren Chef-Trainer in Bad Heilbrunn. – Foto: Oliver Rabuser

Lang will sich jetzt noch nicht festlegen, wie die Mannschaft unter ihrem neuen Trainer abschneidet. „Das kann man überhaupt nicht sagen“, meint der 56-Jährige. „Die einzige Problematik, die ich sehe, ist, wie er mit manchen Bayern-Spielern zurechtkommt.“ Beim Rekordmeister war Nagelsmann im März entlassen worden. „Natürlich ist nicht alles glücklich gelaufen“, meint auch Walter Lang. Dennoch sei Nagelsmann bislang ein erfolgreicher Trainer gewesen.

„Wenn wir bei der Europameisterschaft über die Vorrunde hinauskommen, können wir froh sein“

„Es wird schwierig“, meint dagegen Klaus Riedmüller, der in der Kreisklasse den SV Bad Tölz trainiert. „Bei den Bayern hat’s auch nicht funktioniert.“ Er hätte sich eher für einen Trainer der „alten Schule“ entschieden, zum Beispiel Felix Magath oder Horst Hrubesch. Nagelsmann sei zwar ein „überragender Trainer“, verfüge aber nicht über die nötige Erfahrung.

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„Die Spieler brauchen einen Trainer, zu dem sie aufschauen können“, sagt Riedmüller. Der Trainer müsse aus den Spielern eine Einheit machen. „Ich glaube nicht, dass er eine Euphorie entfachen kann“, lautet sein Urteil. „Wenn wir bei der Europameisterschaft über die Vorrunde hinauskommen, können wir froh sein.“

Tarkan Demir (BCF Wolfratshausen) freut sich auf einen „dynamischen Trainer“

Tarkan Demir, Trainer des Bezirksligisten BCF Wolfratshausen, freut sich auf einen „frischen, dynamischen Trainer“. Die Nationalmannschaft habe ein großes Potenzial, so Demir. Jetzt müssten die Spieler wieder Lust bekommen, mit dem Adler auf der Brust zu spielen. „Das größte Problem ist, dass die Mannschaft keine Einheit ist“, analysiert der 47-Jährige. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass man fehlende Qualität mit Geschlossenheit wettmachen könne.

In der Hitze des Gefechts flog Tarkan Demirs Regenschirm auf das Spielfeld – Rot nach strenger Regelauslegung. or
In der Hitze des Gefechts flog Tarkan Demirs Regenschirm auf das Spielfeld – Rot nach strenger Regelauslegung. or – Foto: Oliver Rabuser

Für diese Aufgabe hält Demir Julian Nagelsmann für den richtigen Trainer. Ziel müsse es sein, eine „Einheit mit zwei, drei Spielern als Achse“ zu bilden. „Ich bin überzeugt davon, dass es ein Aha-Erlebnis geben wird.“ Er könne die Spieler „mit modernen Mitteln aus der Reserve locken.“ Deshalb werde Deutschland auch eine gute EM spielen, prognostiziert der BCF-Coach. (vfi)

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Aufrufe: 028.9.2023, 11:00 Uhr
Vinzent FischerAutor