2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der neue Burghausen-Spieler Philipp Walter im Interview.
Der neue Burghausen-Spieler Philipp Walter im Interview. – Foto: Stefan Schmiedel

Wacker-Neuzugang Philipp Walter: So sehr half ihm ein Guardiola-Tipp

Ex-Garchinger im Interview

Philipp Walter wechselte vor Kurzem zum SV Wacker Burghausen. Davor konnte er bei 1860 München und beim FC Bayern, unter anderem von Pep Guardiola, lernen.

Burghausen - Der SV Wacker Burghausen sicherte sich die Dienste von Philipp Walter. Im Interview spricht er über seinen Wechsel zum Regionalligisten, die Dinge, die er von Pep Guardiola gelernt hat und seine Ambitionen mit dem neuen Verein.

Philipp Walter, Sie haben jetzt vor Kurzem bei Wacker Burghausen unterschrieben. Wie gefällt es dir beim Regionalligisten bis her?

Da ich ein paar Leute vom Verein bereits kannte, ist mir der Einstieg leicht gefallen. Somit fühle ich mich sehr wohl hier.

Vor der Vertragsunterschrift hast du bei Wacker schon mittrainiert und mitgespielt. Wie kam das zustande?

Leonhard Haas (Trainer bei Wacker Burghausen, Anm. d. Red.) hat mich angerufen gehabt. Er teilte mir mit, dass er sich vorstellen könnte, dass ich bei Wacker gut dazu passen würde. Da ich aufgrund der Corona-Pause große Lust hatte, wieder zu trainieren, bin ich danach bei Wacker Burghausen ins Training eingestiegen. Das zog sich dann so lange, bis ich letztendlich unterschrieben habe.

Leonhard Haas hatte also Interesse an dir?

So nehme ich es an. Er hat sich im Vorfeld über mich erkundigt und viel mit mir geredet. Dann hat alles gepasst und ich habe hier unterschrieben.

Wie siehst du deine Chancen auf Einsatzminuten als Innenverteidiger bei Wacker Burghausen?

Wir haben viele Spieler auf dieser Position. Wenn ich aber mein Potenzial abrufe, bin ich zuversichtlich, dass ich auf meine Einsatzzeit kommen werde.

Vor Wacker hast du beim Ligakonkurrenten VfR Garching gespielt. Was war der Grund, weshalb du den Verein verlassen hast?

Vorab hätte ich mich ohne die Corona-Krise genauso um einen neuen Verein umgesehen. Corona war somit nur noch ein Katalysator für den ganzen Prozess. Die Wege hätten sich auf jeden Fall getrennt.

Wie sehr spielte die abstiegsbedrohte Lage des VfR Garching eine Rolle bei deinem Abgang?

Auf jeden Fall hätte ich gerne die Saison mit dem Verein zu Ende gespielt und den Klassenerhalt geschafft. Ob es runter gegangen wäre, weiß ich nicht. Trotzdem kann ich sagen, dass die Lage vom VfR nicht der ausschlaggebende Faktor war.

Du hast in zwei Jahren 49 Spiele gemacht, was sehr beeindruckend ist. Viele Spieler verharren lange Zeit bei einem Verein, da sie dort einen Stammplatz haben. Solch eine Wohlfülloase ist nichts für dich?

Einerseits ist es schön, wenn man die nötige Einsatzminuten bekommt und sich mit den Kollegen gut versteht. Hier spielen jedoch mehrere Faktoren eine Rolle. Zudem bin ich kein Spieler der hierauf angewiesen ist. Ich schaue mir meistens an, was die besten Optionen sind und entscheide dann nach bestem Ermessen. Am Ende des Tages will ich dann hochklassig spielen.

Stichwort hochklassig: Bei einem vormaligen Interview mit FuPa-Oberbayern hast du gesagt, dass du über der Regionalliga spielen wollen würdest. Ist das heute auch noch der Fall?

Ich kann sagen, dass es noch auf jeden Fall ein Antrieb ist, da ich viel Zeit und Mühe in den Fußball investiert habe. Jedoch versteife ich mich nicht auf dieses Ziel. Es ist ein Traum aber kein Muss. Daneben bin ich mit meinem Sportwissenschaft-Studium abgesichert.

Du hast lange in der Jugend des TSV 1860 München gespielt, von 2006 bis 2014. Wie erinnerst du dich an die Zeit bei den Löwen zurück?

Es war für mich im fußballerischen Bereich die prägendste Zeit meines Lebens. Daneben trug es auch viel zu meiner menschlichen Entwicklung bei. Die Zeit bei 1860 München hat meinen Charakter auch mitgeprägt. Ein bisschen schnulzig, aber es stimmt so.

Man kann sagen, dass man beim TSV 1860 München viel auf die menschliche Komponente setzt?

Das menschliche Miteinander hatte bei den Löwen einen hohen Stellenwert. Hier kümmert sich der Klub um jeden Spieler und Mitarbeiter. Daraus habe ich viele Lehren für mein privates Leben ziehen können.

Dann kam ja der Wechsel in die Jugend des FC Bayern München. Warum der Wechsel per se und warum zum Rekordmeister?

Zu der Zeit war der FC Bayern München der einzige Verein, der mir ein Angebot unterbreitet hat. Zudem war der Abgang zum Rekordmeister der richtige Schritt. Neben der Ausbildung die ich bei 1860 München genossen habe, hat mir die Zeit bei den Bayern im Spiel mit dem Ball weitergebracht. Weiter bekam ich dort viele neue Impulse, die mich als Fußballer insgesamt besser gemacht haben. Daneben war mit dem Wechsel zum FC Bayern München kein Umzug notwendig.

In deinen zwei Jahren kamen Sie für die A-Jugend und die Amateure zum Einsatz? Wie blickst du auf die beiden Spielzeiten zurück?

Die U19 war auf einem guten Niveau. Bei den Amateuren merkte man es richtig, dass es in den Herrenbereich ging. Ich fand es auch gut, dass man da in jungen Jahren bei den Herren mitspielt, da hier die Abläufe anders als im Jugendbereich sind. Zudem lernt man dort Sachen wegzustecken und nicht zu Jammern.

Du durftest bei den Profis unter Pep Guardiola mittrainieren. Was hat dir der Fußballexzentriker beigebracht?

Du musstest nicht bei den Profis trainieren, um von ihm was zu lernen. Denn wir sahen uns in der U19 auch Trainings der Profis an und analysierten diese. Beim seinen Trainingseinheiten lernst du unheimlich viel, da er auf jedes kleine Detail eingeht. Das würde ich als eines der Highlights in meiner Karriere benennen.

Hättest du da ein Beispiel für die Detailversessenheit Guardiolas?

Woran ich mich sehr gut erinnern kann, war das Rondo beim Aufwärmen. Da war ich mit einem anderen Mitspieler in der Mitte und wir sind teilweise gar nicht mehr raus gekommen. Er zog mich dann raus und gab mir Tipps, wie ich mich als Verteidiger in der Mitte zu bewegen habe und verhalten muss. Er spricht dann auch direkt an, was du falsch gemacht hast, um dir sofort helfen zu können. Seine Anweisungen halfen mir auch später für Spiele über den ganzen Platz.

Hast du da einiges von den Weltstars wie Alaba, Boateng oder Robben abschauen können?

Ja, natürlich. Es ist wahnsinnig, was sie für eine Präsenz und Ruhe haben. Vom Fernsehen aus sieht das Spielfeld groß aus und man glaubt, dass sie viel Zeit haben. Im Training bemerkt jeder, dass das nicht stimmt. Sie haben so wenig Zeit und bleiben trotzdem immer ruhig, was unglaublich beeindruckend ist. Genauso ist das bei deren Arbeitsethik der Fall. Der Aufwand, den Sie beim Training betreiben, ist unheimlich groß und macht sie im Endeffekt auch erfolgreich.

FC Bayern wartet sehnsüchtig wieder auf eigene Talente. Als du dort warst war der Fokus darauf noch nicht so stark. Hättest du unter den jetzigen Voraussetzungen mehr Chancen auf Einsätze bei den Profis gehabt?

Eher schwierig. Ich bin mir sicher, dass die jetzigen Amateure eine Klasse besser sind, als die, bei denen ich mitgewirkt habe. Die Spieler, die jetzt hochgezogen wurden, sind brutal stark. Es gab auch bei uns einige Spieler, die die Chance verdient gehabt hätten. Hier würde ich mich aber nicht dazuzählen. Unter den Voraussetzungen hätte aus meiner Zeit höchstwahrscheinlich Niklas Dorsch auf mehrere Einsätze kommen können und wäre vielleicht auch dort verblieben.

Darauf folgte der Wechsel, zu VfB Stuttgart II. War hier der potenzielle Aufstieg in die Bundesligamannschaft der Hauptgrund zum Wechsel?

Es war auch ein Faktor, aber nicht der entscheidende. In den Gesprächen mit dem Verein wurde mir gesagt, dass hierzu eine Perspektive bestünde. Zudem versicherten Sie mir Spielzeit in der U23, was für mich sehr wichtig war.

Nach 55 Spielen bei den Schwaben war das Kapitel wieder zu Ende. Dein Weg führte dich zurück nach Oberbayern zu Garching. Warum war das damals der richtige Schritt?

Garching war insofern der richtige Schritt, dass ich wieder nach Hause ziehen konnte. Dort habe ich meine Freunde und meine Familie. Außerdem war der VfR Garching richtig gut. Vor meinem Wechsel wurden sie Vierter in der Regionalliga Bayern. Das gab dem Wechsel zum Verein den letzten Schub.

Wacker Burghausen steht auf Platz 10 mit 26 Punkten. Man ist fünf hinter dem Relegationsplatz. Richtet sich der Fokus der Mannschaft nach unten?

Darüber habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht. Das Potenzial ist für den Blick nach oben auf jeden Fall da. Hier muss man noch abwarten, wie die anderen Teams nach dem Re-Start performen.

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Ein Beitrag geteilt von fussball-vorort.de (@fussballvorort) am Aug 21, 2020 um 6:39 PDT

Was sind deine Ziele mit dem Verein?

Ich will mich garantiert nicht mit Wacker Burghausen in einer Abstiegssituation wiederfinden. Die restliche Saison soll souverän über die Bühne gebracht werden. Danach können wir im Jahr darauf nach oben angreifen.

Ist der Aufstieg in die 3. Liga im Bereich des Möglichen?

Von den Strukturen her, ist es durchaus vorstellbar. Dann muss gesehen werden, dass sich die Neuzugänge gut integrieren und eine gut verbundene Mannschaft heranwächst. Die Voraussetzungen sind aber gegeben.

(Filip Vukoja)

Aufrufe: 031.8.2020, 14:57 Uhr
Filip VukojaAutor