2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines

Voller Einsatz - selbst auf der Bank

NACHGETRETEN: +++ Patrick Schmider kann nicht nur gut kochen, er ist auch eine Art Musterprofi bei der FSG Grünberg/Lehnheim/Stangenrod +++ Mit Handball-Helden am Herd gestanden +++ Ein Herz für die Wurst am Sportplatz +++

Manchmal ergeben sich Interviews aus besonderen Ereignissen. Wie dieses hier zum Beispiel. Denn trotz zweier Tore und einer Vorlage, dazu teils spielentscheidend im wichtigen KLA Alsfeld-Duell gegen die FSG Laubach, war uns Patrick Schmider gar nicht besonders aufgefallen. Doch das sollte sich mit einer Mail, die einer emotionalen Fußball-Ode gleichkam, ändern. Schnell zeigte sich: Der Mann ist nicht nur schlagfertig, "Nachgetreten"-geeignet und ein netter Gesprächspartner, er durchlebt auch eine interessante sportliche wie berufliche Karriere. Aber lassen wir ihn doch selbst sprechen ...

Hallo Patrick, du hast als 34-Jähriger, der häufig von der Bank kommt, für die FSG Grünberg/Lehnheim/Stangenrod zuletzt ordentlich Scorerpunkte gesammelt. Ist das gefühlt der letzte Karrierefrühling?

Ich würde weder von Karriere noch von Frühling sprechen (lacht). Leider musste ich zu Beginn meiner Laufbahn mit 15/16 Jahren das Fußball spielen einstellen, um die Lehre als Koch durchziehen zu können. Vor zehn Jahren habe ich dann wieder ganz locker bei Lehnheim-Stangenrod angefangen. Meist war ich – wenn überhaupt – nur zu Spielen da, denn Training war für mich aufgrund der Arbeitszeiten als Koch fast unmöglich. Mit 30 habe ich dann ein Studium begonnen und mir gesagt, dass ich mir jetzt auch für den Fußball vermehrt wieder Zeit nehmen will. Ich bin am Ball definitiv nicht der Allerbegabteste, und brauche regelmäßig Training. Endlich konnte ich mal eine Vorbereitung komplett absolvieren und hoffe dadurch auf einen weiter schönen und positiven Saisonverlauf, weil es möglicherweise meine letzte Runde sein wird.

Dein Vereinskollege Stephan Hahn hat uns geschrieben, du würdest auch von der Bank aus alles investieren. Bist du denn nie gefrustet?

Dieses Jahr war ich tatsächlich zwei Mal unzufrieden mit meinen nicht bekommenen Einsatzzeiten, aber auch mit meiner gezeigten Leistung, was sich natürlich gegenseitig bedingt hat. Klar, wenn alle spielen, nur man selbst bleibt 90 Minuten auf der Bank, da nervt es mich dann schon mal, spornt mich jedoch auch an, besser zu werden und weiter zu trainieren. Aktuell bin ich aber echt zufrieden mit meinen Einsatzzeiten, denn ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht und gefühlte 1000 Spiele auf der Bank zugebracht (lacht). Ich sehe das so: Hauptsache, wir machen ein gutes Spiel und gewinnen. Wenn die jungen Stürmer nun mal 400 Mal besser sind als ich, dann ist es ja auch völlig ok, wenn ich nur 10 oder 20 Minuten spiele.

Warum ist es nach der Pause eigentlich die FSG geworden?

In der Jugend hatte ich bei Cleeberg/Waldsolms gespielt, aber dorthin bestehen keine Kontakte mehr. Ich habe damals in der Sportschule Grünberg gearbeitet, durch die Betriebssportgruppe und einen damaligen Spieler aus Lehnheim (Holler) habe ich dann nach Lehnheim-Stangenrod gefunden. Er hat mich mal ins Training mitgenommen, nette Leute, nah zum Arbeitsplatz, also bin ich geblieben, obwohl ich damals noch in Butzbach gewohnt habe.

In Stephans Lobes-Mail über dich war davon die Rede, dass du „die Werte vorleben würdest, die man sich von allen wünschen würde“. Was glaubst du meint er damit?

Ich denke, er meint damit meinen Ehrgeiz und den Kampfgeist, den ich auch versuche immer nach außen an den Tag zu legen. Als Zuschauer/Spieler auf der Bank, bist du wichtig für das Team, das möchte ich auch immer den jungen Spielern beibringen. Sich um den Eiskoffer, die Bierkiste oder die Wasservorräte kümmern, das sind alles Dinge, die wichtig sind und zur Gemeinschaft und dem Erfolg beitragen. Sportlich sollte man niemals aufgeben und immer wieder aufstehen.

Wenn man dein Facebookprofil ansieht, fliegt man durch die ganze Region. Bist du einer dieser „bunten Hunde“?

Es wird weniger (lacht)! Als ich noch im Dach Cafe Gießen als Küchenchef gearbeitet habe, konnte ich kaum durch die Stadt laufen, ohne 2-3 Leute zu treffen, und durch den Fußball ist das in Grünberg ähnlich. Aber durch den neuen Beruf und das Alter ist es da ruhiger geworden.

Du hast an einem Teambuilding der Deutschen Handballnationalmannschaft teilgenommen. Wie kam es denn dazu?

Ich habe für die HSG Wetzlar gekocht und wenige Wochen später hat sich dann ohne mein Zutun dieser Teambuilding-Termin vor der WM ergeben, den ich sozusagen kulinarisch angeleitet habe. Wir haben gemeinsam ein Menü gekocht und ich konnte noch ein paar Küchentipps dazugeben. Es war ein sehr geselliger und lustiger Abend. Die Handballjungs sind völlig auf dem Boden gebliebene Menschen, man muss nur wissen, dass sie ungefähr das Doppelte von dem essen, was normale Leute zu sich nehmen (lacht).

Und bekochst du auch manchmal deine FSG-Teamkollegen?

Ja, das hat es schon öfters gegeben. Wir versuchen, jeden Freitagabend ein Teamessen nach dem Abschlusstraining zu machen, da sind aber alle gefragt, nicht nur ich. Ich versuche mich sogar etwas rauszuhalten, weil ich aus beruflichen Gründen eher spontan sein muss. Aber wenn ich dran bin, mache ich es natürlich gerne.

Schüttelt es dich als gelernter Koch auf den Fußballplätzen nicht manchmal angesichts des Angebots?

Nein. Ehrliches handgemachtes Essen ist für mich mehr wert als mäßige Sterneküche. Auch Streetfood ist ja per se nichts Schlechtes. Aber ja, an 2 von 30 Spieltagen schüttelt es mich schon manchmal, wenn ich mir den hygienischen Zustand der Bratwurststände oder die fertige Wurst ansehe. Wichtiger ist aber: An 28 Spieltagen esse ich sehr gerne meine Wurst und trinke mein Bier und ich finde es toll, wenn die Vereine es schaffen, Essen anzubieten.

Und wo schmeckt es besonders gut?

Na bei uns, bei der FSG! Muss ich ja jetzt sagen (lacht). Ist aber wirklich so. Wenn es nicht so wäre, hätte ich als Koch ja längst interveniert…

Was hast du noch für persönliche sportliche Ziele und was wünscht du deinem Club?

Ich würde gerne einmal eine KOL-Partie mit Sascha (Willomat) Stephan zusammen spielen. Es wäre mein erstes und vielleicht einziges Kreisoberliga-Auflaufen. Da hätte ich Spaß dran. Ansonsten hoffe ich, dass der Verein immer genug Helfer und genug Nachwuchsspieler findet und diese sich dann im Idealfall auch ehrenamtlich engagieren. Der ehrenamtliche Einsatz geht ja überall zurück, auch bei uns, selbst wenn es positive Ausnahmen gibt. Unabhängig vom Tabellenplatz, der logischerweise auch wichtig ist, muss dennoch erst mal das Grundgerüst an Betreuern und Spielern vorhanden sein! Das ist das Allerwichtigste.

Zum Schluss darfst du traditionell noch jemanden grüßen!

Ich grüße die kleine Blonde, die mich an den letzten beiden Samstagabenden zum Tore schießen am Sonntag animiert hat, was dann ja ganz gut funktionierte (lacht). Sie wird es höchstwahrscheinlich eh nie lesen. Ansonsten selbstverständlich noch und gerade nach seiner netten Werbe-Mail, Stephan Hahn, mit dem ich schon zusammen auf dem Platz stand.
Aufrufe: 08.11.2019, 16:50 Uhr
Dennis BellofAutor