2024-04-25T14:35:39.956Z

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Vielleicht wird es nächstes Jahr besser: Frank Lerner (blau, auf der Bank) mit der Reserve der Reserve. Foto: Zink/Da Ma
Vielleicht wird es nächstes Jahr besser: Frank Lerner (blau, auf der Bank) mit der Reserve der Reserve. Foto: Zink/Da Ma

Veteranen des Amateurfußballs

Alltag in der A-Klasse - Folge 30: Wer sie sucht, der findet sie - obwohl sie auch beim ASN Pfeil immer weniger werden

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Ein holpriger Sandplatz, in der Kabi­ne eine Kiste Bier, das Trikot riecht nach Zigaretten — man erzählt viel über die A-Klasse. Aber auch, dass man dort den Fußball noch so erle­ben kann, wie er ursprünglich einmal war. Wir wollen herausfinden, wie es wirklich ist in den Niederungen des Amateurfußballs. Deshalb begleiten wir die A-Klasse 6 — eine ganze Sai­son lang.

Als wir die Reserve des ASN Pfeil/ Phönix das erste Mal in dieser Saison besucht haben, da waren sie noch da; oben beim Kassenhäuschen sind sie gesessen, zwischen dem Grill und der Anzeigetafel, auf den weißen Plastik­stühlen, die noch nicht von den Spie­lern der ersten Mannschaft besetzt waren. Treue Fans schienen das zu sein, die ihre Sonntage regelmäßig auf dieser wunderschönen Anlage verbringen und die dabei nicht immer nur wunderschönen Fußball geboten bekommen; Männer, die die Spiele, die sie da aufmerksam beob­achteten, hinterher sogar noch in der Kneipe nebenan beim dritten oder vierten Bier diskutierten; Typen, die mit der Bezeichnung „Veteranen des Amateurfußballs“ nur unzureichend beschrieben sind.

Nun, da diese Saison viel zu schnell auf ihr Ende zurast, sind wir wieder an den Marienberg gekom­men. Wir wollten diese Veteranen treffen, wollten wissen, warum man sich das nach all den Jahren immer noch jeden zweiten Sonntag antut, das Gebolze in der A-Klasse.

Doch die vermeintlich treuen Fans waren verschwunden, unter der Anzeigeta­fel saßen nur noch die Spieler der Ers­ten, die auf ihren Einsatz warteten.

Ob es daran liegt, dass die Mann­schaft inzwischen in den Tabellenkel­ler abgerutscht ist? Man würde das gerne den Trainer fragen, aber selbst der ist ja nicht mehr da – wobei das ausschließlich berufliche Gründe hat. Für Nazif Zyba hat im Lauf der Saison Frank Lerner übernommen, der trotz seines fast schon jugendli­chen Alters (28) auch schon so etwas wie ein Veteran des Amateurfußballs ist. Seit er laufen kann, spielt er Fuß­ball, bis vor gar nicht allzu langer Zeit hat er das auch noch für die erste Mannschaft des ASN gemacht, dann bremste ihn eine Verletzung aus und weil das mit dem Laufen gerade nicht so gut geht, oder zumindest nicht so, wie man sich das als Fußbal­ler vorstellt, hat er sich dafür ent­schieden, auf die Trainerbank zu wechseln. „Eigentlich wollte ich den Posten nur bis zur Winterpause über­nehmen“, erzählt er, nachdem seine Mannschaft gerade 0:4 gegen die zweite Mannschaft von Falke verlo­ren hat, aber dann ist er eben doch noch geblieben – wie so viele Vetera­nen des Vereinslebens.

Noch keine grauen Haare

Auch für Lerner war das natürlich das schlagende Argument: die Ver­bundenheit zum Verein. Mitglieder, die sich über ihre Mitgliedschaft hin­aus engagieren, gibt es immer weni­ger, inzwischen müssen sich sogar schon die 28-Jährigen auf die Trainer­bank setzen. „Es macht natürlich auch einfach Spaß mit den Jungs“, sagt Lerner, auch wenn ihn die Sai­son einige Nerven gekostet hat.

Graue Haare hat er noch keine bekommen, „keine sichtbaren“ zu­mindest, obwohl die Partie gegen Falke dafür ein guter Anlass gewesen wäre. Sie hatten sich mal wieder vor allem selbst geschlagen, mit ihren Steilvorlagen für den Gegner und ihrer unbekümmerten Art zu verteidi­gen. Immerhin, absteigen können sie nicht mehr, den Relegationsplatz haben die Altenfurter früh in dieser Saison für sich beansprucht und seit­dem auch nicht mehr hergegeben.

„Nächste Saison“, sagt Lerner, „will ich wieder mitspielen.“ Viel­leicht wird dann alles besser. Und vielleicht sitzen dann auch die einst so treuen Fans wieder unter der An­zeigetafel auf ihren weißen Plastik­stühlen.

Aufrufe: 03.6.2015, 11:07 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor