Als wir die Reserve des ASN Pfeil/ Phönix das erste Mal in dieser Saison besucht haben, da waren sie noch da; oben beim Kassenhäuschen sind sie gesessen, zwischen dem Grill und der Anzeigetafel, auf den weißen Plastikstühlen, die noch nicht von den Spielern der ersten Mannschaft besetzt waren. Treue Fans schienen das zu sein, die ihre Sonntage regelmäßig auf dieser wunderschönen Anlage verbringen und die dabei nicht immer nur wunderschönen Fußball geboten bekommen; Männer, die die Spiele, die sie da aufmerksam beobachteten, hinterher sogar noch in der Kneipe nebenan beim dritten oder vierten Bier diskutierten; Typen, die mit der Bezeichnung „Veteranen des Amateurfußballs“ nur unzureichend beschrieben sind.
Nun, da diese Saison viel zu schnell auf ihr Ende zurast, sind wir wieder an den Marienberg gekommen. Wir wollten diese Veteranen treffen, wollten wissen, warum man sich das nach all den Jahren immer noch jeden zweiten Sonntag antut, das Gebolze in der A-Klasse.
Doch die vermeintlich treuen Fans waren verschwunden, unter der Anzeigetafel saßen nur noch die Spieler der Ersten, die auf ihren Einsatz warteten.
Ob es daran liegt, dass die Mannschaft inzwischen in den Tabellenkeller abgerutscht ist? Man würde das gerne den Trainer fragen, aber selbst der ist ja nicht mehr da – wobei das ausschließlich berufliche Gründe hat. Für Nazif Zyba hat im Lauf der Saison Frank Lerner übernommen, der trotz seines fast schon jugendlichen Alters (28) auch schon so etwas wie ein Veteran des Amateurfußballs ist. Seit er laufen kann, spielt er Fußball, bis vor gar nicht allzu langer Zeit hat er das auch noch für die erste Mannschaft des ASN gemacht, dann bremste ihn eine Verletzung aus und weil das mit dem Laufen gerade nicht so gut geht, oder zumindest nicht so, wie man sich das als Fußballer vorstellt, hat er sich dafür entschieden, auf die Trainerbank zu wechseln. „Eigentlich wollte ich den Posten nur bis zur Winterpause übernehmen“, erzählt er, nachdem seine Mannschaft gerade 0:4 gegen die zweite Mannschaft von Falke verloren hat, aber dann ist er eben doch noch geblieben – wie so viele Veteranen des Vereinslebens.
Auch für Lerner war das natürlich das schlagende Argument: die Verbundenheit zum Verein. Mitglieder, die sich über ihre Mitgliedschaft hinaus engagieren, gibt es immer weniger, inzwischen müssen sich sogar schon die 28-Jährigen auf die Trainerbank setzen. „Es macht natürlich auch einfach Spaß mit den Jungs“, sagt Lerner, auch wenn ihn die Saison einige Nerven gekostet hat.
Graue Haare hat er noch keine bekommen, „keine sichtbaren“ zumindest, obwohl die Partie gegen Falke dafür ein guter Anlass gewesen wäre. Sie hatten sich mal wieder vor allem selbst geschlagen, mit ihren Steilvorlagen für den Gegner und ihrer unbekümmerten Art zu verteidigen. Immerhin, absteigen können sie nicht mehr, den Relegationsplatz haben die Altenfurter früh in dieser Saison für sich beansprucht und seitdem auch nicht mehr hergegeben.
„Nächste Saison“, sagt Lerner, „will ich wieder mitspielen.“ Vielleicht wird dann alles besser. Und vielleicht sitzen dann auch die einst so treuen Fans wieder unter der Anzeigetafel auf ihren weißen Plastikstühlen.