ASN Pfeil/Phönix Nürnberg - TSV Johannis 83 6:2
Als der vielleicht längste Tag dieser Saison vorbei ist, tut Klaus Walthier dann doch noch etwas Unerwartetes. Er bewegt sich.
Zuvor war der Trainer des TSV Johannis 83 quälende 90 Minuten lang in seinem Campingstuhl in der prallen Sonne an der Seitenlinie gesessen und hatte das, was sich vor seinen Augen abspielte, weitestgehend unkommentiert gelassen. 0:1, 0:2, 0:3, 0:4, 0:5 - am Ende zeigte die Anzeigetafel auf der wunderschönen Anlage des ASN Pfeil ein 2:6 für seine Mannschaft an, und während sein Gegenüber Roland Frey auch dann noch durch die Coachingzone tobte, als die Partie längst entschieden war, blieb Walthier einfach stoisch sitzen.
Man hätte sich auch nicht gewundert, wenn der Trainer des TSV nach dem Abpfiff einfach weiter sitzen geblieben wäre, sich ein Steakbrötchen vom Grill hätte bringen lassen und über den Sinn und vor allem den Unsinn des Lebens philosophiert hätte. Walthier zog es dann aber doch vor, auf den Platz zu gehen, seine frustrierten und ziemlich ratlosen Spieler zu trösten und ihnen mitzuteilen, dass sie auch nach dem 14. Juni noch nicht in den Urlaub gehen dürfen. Dabei sah seine Mannschaft am Sonntag durchaus urlaubsreif aus. Auch die Trinkpausen, die sie bei der enormen Hitze vereinbart hatten, halfen ihnen nicht weiter. Trotz der schön vorgetragenen Angriffe blieben sie im Sturm lange Zeit viel zu harmlos und in der Abwehr reichlich unkonzentriert. Weil der TSV Fischbach zeitgleich gewinnen konnte, blieb Walthier hinterher nur, dem Konkurrenten zum Aufstieg zu gratulieren, sein Team darf sich nun in der Relegation versuchen.
In den vergangenen Wochen hatte es zeitweise fast so ausgesehen, als würde keine der beiden Mannschaften aufsteigen wollen. Immer wieder wechselten sie sich an der Tabellenspitze ab - „auch wir haben unsere Matchbälle nicht genutzt“, stellt Walthier nüchtern fest. Mit einem Sieg gegen Pfeil hätten sie das Rennen um die Meisterschaft in der Kreisklasse 4 noch um eine Woche verlängern können, „aber dafür“, sagt der Trainer, „haben wir uns heute zu dämlich angestellt“. Bislang haben sie sich in dieser Spielzeit erst drei Niederlagen und fünf Unentschieden erlaubt, trotzdem hat auch Walthier bemerkt, dass sein Team nicht immer wie eines ausgesehen hat, dass unbedingt hochwill.
Übel nimmt er das seiner jungen Mannschaft nicht, „es gibt auch ein paar andere in dieser Liga, die Fußball spielen können.“ In der Marienbergstraße zum Beispiel, wo sie sich mit dem 6:2 auf einen Relegationsplatz geschoben haben und am letzten Spieltag mit einem Punkt Vorsprung in das Fernduell mit Falke gehen.
Bei Johannis hätten sie den Kreisliga-Abstieg aus der Vorsaison natürlich am liebsten direkt korrigiert, so müssen sie jetzt nachsitzen. Ob es daran liegt, dass seine jungen Spieler noch nicht so gut mit dem Druck umgehen können oder daran, dass sie keinen überragenden Torjäger haben, da will sich Walthier nicht festlegen, er weiß nur eins: „Ich bin froh, wenn die Saison vorbei ist. Langsam geht es an die Substanz.“ In die Relegation gehen sie trotzdem mit großem Optimismus, versichert der Trainer, der dem einigermaßen blamablen Auftritt gegen Pfeil sogar noch etwas Positives abgewinnen kann. „So ein Dämpfer kann auch ganz heilsam sein“, findet er. „Wach sind wir jetzt auf jeden Fall.“ Zwischenzeitlich war man sich da an diesem Tag ja nicht mehr ganz sicher.
Zuschauer: 150
Tore: 1:0 Jonas Raum (15.), 2:0 Jonas Raum (27.), 3:0 Alan Frank (29.), 4:0 Markus Mertsching (62. Foulelfmeter), 5:0 Nikolas Loebenberger (67.), 5:1 Markus Lang (78.), 5:2 Tavaris Morrison (88. Foulelfmeter), 6:2 Jonas Raum (89.)