2024-06-03T07:54:05.519Z

Ligabericht
Karl Pleintinger ist nicht mehr Trainer beim SV Haus i.W. F: Escher
Karl Pleintinger ist nicht mehr Trainer beim SV Haus i.W. F: Escher

Tumulte beim SV Haus im Wald

A-Klassenprimus trennt sich völlig überraschend von Erfolgstrainer Karl Pleintinger

"Alles Lot beim SV Haus im Wald", vor etwas mehr als drei Wochen war diese Überschrift noch aktuell. Doch die scheinbar heile SVH-Fußballwelt war offenbar nur eine Fassade, denn hinter den Hausinger Kulissen brodelte es wohl schon seit längerer Zeit. Mittlerweile wurde bekannt, dass sich der Aufstiegsanwärter bereits letzte Woche von seinem Übungsleiter Karl Pleintinger (60) trennte.

Der 60-jährige Chefanweiser, der früher unter anderem den SV Perlesreut coachte, trat das Traineramt beim Kreisklassenabsteiger erst im vergangenen Sommer an. "Man bettelte mich förmlich, die schwierige Aufgabe zu übernehmen. Mit einem namhaften Trainer als Zugpferd wollte man die zahlreichen Eigengewächse heimholen, die bei höherklassigen Nachbarvereinen spielten." Dieses Vorhaben gelang den Verantwortlichen und so kehrten renommierte Kicker wie der Ex-Tittlinger Stefan Lehner und Torjäger Matthias Biebl nach Haus zurück. Doch bereits während der Vorbereitung gab es Grund zum Unmut. "Im Defensivbereich fehlte eine Stabilisator, der die Abwehr zusammenhält", berichtete Pleintinger, der dieses Problem jedoch umgehend löste. "Ich trieb die Verpflichtung von Tomas Sleza voran. Er spielte bei mir in Perlesreut und ist ein Klassefußballer, der zu diesem Zeitpunkt kein Engagement hatte. Um den Verein nicht zu sehr belasten, übernahm ich zur Hälfte seine Finanzierung."

Pleintinger finanzierte Abwehrchef Sleza zur Hälfte und wollte Legionär Kozma nach Haus i.W. lotsen.


Die Herbstrunde verlief sportlich sehr erfolgreich - die Kicker um Kapitän Marcel Biller sind immer noch ungeschlagen und führen die Tabelle mit einem 4-Punkte-Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten SV Bischofsreut an. Der Rangdritte SV Hohenau II liegt gar schon 13 Zähler hinter dem Leader zurück. Dennoch sah Trainer Pleintinger den angestrebten Aufstieg noch lange nicht in trockenen Tüchern. "Alexander Eibl verletzte sich schwer und Mario Walter verabschiedete sich als Trainer in den Juniorenbereich. Unser Kader umfasst nur 13, 14 brauchbare Spieler, deshalb wären meiner Meinung nach personelle Verstärkungen im Winter notwendig gewesen." Der SV-Coach hätte auch dieses Problem selbst gelöst - sein ehemaliger Schützling Martin Kozma, der mittlerweile beim SV Zenting spielt, wäre in der Winterpause zum SV Haus i.W. gewechselt. "Ich hätte sämtliche Kosten übernommen und war mir mit dem Spieler schon einig. Doch der Abteilungsleiter befragte den Spielerrat und dieser zeigte sich nicht einverstanden. Das war für mich unverständlich, denn man kann nicht bei jeder Entscheidung die Spieler miteinbeziehen. Das wird aber in Haus so praktiziert."

Pleintinger: "Man kann die Spieler nicht bei jeder Entscheidung miteinbeziehen."


Das Fass zum Überlaufen brachte dann aber ein Kicker, der laut Pleintinger mehrmals negativ in Erscheinung getreten ist. "Mit diesem Akteur gab es ständig Ärger und Probleme. Ich sah mich zum Handeln gezwungen und stellte den Verein vor eine Entscheidung. Entweder der Unruhestifter muss gehen oder ich nehme meinen Hut. Der Klub entschied sich für den Verbleib des Spielers. Das muss ich akzeptieren. Dennoch gehe ich nicht im Bösen und wünsche dem Team alles Gute." SV-Fußballchef Christian Schreiner ist nicht erfreut über die jüngsten Vorkommnisse. "Uns ist die ganze Sache sehr unangenehm. Aber es hat sich in den letzten Wochen alles in eine Richtung entwickelt, die sehr gefährlich ist." Schreiner sieht vor allem unterschiedliche Auffassungen, was die Zukunftsplanung betrifft, als Hauptgrund für die Spannungen. "Karl forderte für die neue Saison vier, fünf Verstärkungen. Diesen Wunsch können wir aber nicht realisieren, denn unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Der 60-jährige Coach stellt dies aber anders dar. "Es stimmt, ich habe gesagt, dass man vier, fünf neue Leute braucht, weil der Kader einfach viel zu klein ist. Ich dachte dabei aber in erster Linie an ein paar Talente. Ich arbeite gerne mit jungen Spielern zusammen, das habe ich schon in Perlesreut bewiesen."

Spieler oder Trainer - Verein entschied sich gegen Pleintinger.


Glaubt man Spartenboss Schreiner, dann stimmte auch die Chemie zwischen Pleintinger und einigen Kickern nicht mehr. "Der Trainer forderte den Rauswurf eines Spielers. Es gab aber noch andere Akteure, die mit Pleintinger nicht mehr konnten. Um noch größere Unruhen zu vermeiden, entschieden wir uns dazu die sofortige Trennung zu vollziehen. Dieser Schritt fiel uns nicht leicht, denn Karl ist ein hervorragender Trainer, der bei uns erstklassige Arbeit geleistet hat." Urgestein Andreas Eibl, der früher schon den SV Hohenau und den TSV Ringelai betreute, wird den Tabellenführer der A-Klasse Freyung nun bis zum Saisonende interimsmäßig coachen. Für Karl Pleintinger ist das Thema Haus i.W. erledigt - an die Fußballrente denkt der 60-Jährige aber noch lange nicht. "Ich bin mit Leib und Seele Trainer. Wenn eine interessante Anfrage kommt, dann greife ich wieder an."

Aufrufe: 020.3.2012, 15:12 Uhr
Thomas SeidlAutor