2024-04-30T13:48:59.170Z

FuPa Portrait
Ob auf oder außerhalb des Spielfelds: Bei der SG Schneifel schätzen sie die sportlichen und menschlichen Qualitäten Stephan Simons. So hebt Trainer Johannes Mayer die „positive Persönlichkeit“ seines Assistenten hervor.
Ob auf oder außerhalb des Spielfelds: Bei der SG Schneifel schätzen sie die sportlichen und menschlichen Qualitäten Stephan Simons. So hebt Trainer Johannes Mayer die „positive Persönlichkeit“ seines Assistenten hervor. – Foto: Sebastian Schwarz

Torwart, Trainer, Teamplayer

Seine Laufbahn als Aktiver hing wegen einer komplizierten Handverletzung schon am seidenen Faden. Doch weil Stephan Simon den Fußball so sehr liebt, wollte er ihm verbunden bleiben und wechselte flugs ins Trainermetier. Inzwischen ist er wieder fit – und engagiert sich gleich auf mehreren Ebenen bei der SG Schneifel-Auw.

In der zweiten Saison nach dem Aufstieg in die Rheinlandliga haben sich die Fußballer der SG Schneifel bereits in der höchsten Verbandsspielklasse etabliert – zur Saisonunterbrechung belegt das Team von Trainer Johannes Mayer einen starken siebten Tabellenplatz. Einer, dessen Name für Engagement und Kontinuität bei den Vereinigten aus Auw, Ormont, Hallschlag und Stadtkyll steht, ist Stephan Simon. Der 29-Jährige ist nicht nur Co-Trainer der Rheinlandligamannschaft, sondern auch Torwart der dritten Garnitur, die in der C-Klasse Eifel spielt. Dem gelernten Bankkaufmann liegt die Spielgemeinschaft sehr am Herzen. Deshalb bringt er sich auch als geschäftsführender Vorstand bei der 350 Mitglieder starken SpVgg Stadtkyll ein.

Mit vier Jahren wurde er von seinem größeren Bruder Christoph zum Training mitgenommen, und seitdem hat ihn die Fußballbegeisterung nicht mehr losgelassen. Christoph (30) ist ebenfalls eng mit der SG verbunden und zeichnet seit Jahren unter anderem für den FuPa-Liveticker verantwortlich. Seine beiden jüngeren Zwillingsbrüder Thomas und Michael (26) verfügen über sehr viel Talent und schafften es sogar bis in die Rheinlandauswahl. „Sie waren fußballerisch definitiv besser als ich, aber nach insgesamt fünf Kreuzbandrissen war für die beiden leider mit 18 Jahren Schluss“, berichtet Stephan, der von der Körpergröße her keine „kleineren“ Brüder hat, denn der 1,91- Meter-Mann ist seinen drei Brüdern um wenige Zentimeter knapp unterlegen, was er „verkraften kann“.

Als Harmoniemensch freut er sich über den Zusammenhalt im Team und innerhalb der Familie. Seine drei Geschwister gehören einer Fangruppe von rund 20 Personen an, welche die SG Schneifel anfeuern – auch auswärts. Euphorie und Erfolg haben sie bei der Spielgemeinschaft in die zweite Rheinlandligasaison in Folge transportieren können: „Wir haben ein gutes Mittel gefunden und kombinieren Wille und Leidenschaft mit Kontinuität. Spieler bleiben langfristig an Bord. Der Zusammenhalt wächst. So haben wir uns etwas aufgebaut.“

Stephan Simon wird unter seinen Kumpels nur „Stifler“ gerufen – in Anlehnung an die US-Komödie „American Pie“ mit ihrem damals im pubertären Schlamassel steckenden Unruhestifter Steve Stifler („Ich kann nicht erklären, warum mir der Spitzname gegeben wurde“). Bis zur A-Jugend war Simon Feldspieler und als Stürmer erfolgreich unterwegs. Dabei wurde der Stadtkyller von seinem späteren Trainer Jörg Stölben, der Anfang Mai vergangenen Jahres überraschend starb, als Stützpunktspieler gefördert. „Ich bin dann von jetzt auf gleich ins Tor gekommen, da wir in der A-Jugend zu wenige Torhüter hatten.“

Simons Kumpel und SG-Vorstand Martin Knuppen ist von den fußballerischen und menschlichen Qualitäten des Hobbyanglers überzeugt (die beiden kennen sich seit mehr als 20 Jahren) und vergleicht ihn mit einem ganz Großen: „Stephan ist vielseitig einsetzbar, sehr talentiert und ein überragender Torwart. Auf unsere Liga heruntergebrochen vergleiche ich ihn mit Manuel Neuer. Er profitiert enorm von seiner Erfahrung als Feldspieler.“

Ein einmaliges Erlebnis durften die beiden Freunde im April 2014 teilen, als sie Neuer und dem FC Bayern im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid in der Allianz-Arena von der Vip-Loge aus die Daumen drückten. Das war allerdings nicht vom Erfolg gekrönt, am Ende unterlag ihr Lieblingsverein glatt mit 0:4.

Als 19-Jähriger erkämpfte sich der heutige Trainer-B-Lizenzinhaber seinen Stammplatz zwischen den Pfosten. Eine langwierige Handgelenksverletzung im Sommer 2017 bremste ihn über ein Jahr lang aus. Ans Torwartspiel war vorerst nicht zu denken. Daher schloss sich Simon der dritten Schneifel-Mannschaft in der C-Liga Eifel als Feldspieler an und kehrte früher als gedacht auf den Platz zurück. Fast glich das einem Wunder, denn die Aussichten auf eine Rückkehr seien relativ bescheiden gewesen, wie Simon zugibt: „Nach rund sieben Monaten war es wieder möglich, mit einer Bandage zumindest im Sturm zu spielen. In der Dritten überbrückte ich so die Genesungszeit und konnte trotzdem kicken.“ Auch bei der zweiten Mannschaft in der B-Klasse half Simon phasenweise im Feld aus.

Längst wieder von der Handverletzung genesen, spielte er bis zur pandemiebedingten Unterbrechung Ende Oktober seine Vielseitigkeit aus – je nach Bedarf als Torwart oder Stürmer. Als Schlussmann hat Simon noch viel vor und macht sich aktuell fit, um noch mal im Kampf um die Nummer eins angreifen zu können. Sein Ziel ist es, sich im Konkurrenzkampf mit SG-Rheinlandligatorwart Dennis Koziol zu messen: „Ich mag die Abwechslung im Spiel auf dem Feld, aber als Torwart macht es mir noch mehr Spaß, weshalb hierauf meine Priorität liegt.“

Während seiner monatelangen Verletzungszeit habe er der ersten Mannschaft nah sein wollen, weshalb er Teammanager Knuppen vorschlug, ins Trainermetier einzusteigen: „Ich habe Martin gefragt, und der Verein stimmte ebenfalls zu. Mir gefällt es, Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer zu sein. Zudem hatte ich schon immer das Gefühl, in Richtung Trainer gehen zu wollen“, erklärt Simon, der 2019 die B-Lizenz erwarb. Im nächsten Jahr soll nun die DFB-Elite-Jugend-Lizenz folgen.

Simon wurde im Winter 2017/18 Co-Trainer in der Bezirksliga und erlebte den Aufstieg 2019 als mitspielender Assistent hautnah mit. Acht Jahre zuvor konnte er schon einmal den Sprung in die Rheinlandliga feiern, war aber damals nur Ersatztorwart. Sehr gerne erinnert er sich an die Feierlichkeiten vor knapp zwei Jahren: „Unser Aufstieg hat uns sehr zusammengeschweißt und wurde auf einer Bildungsfahrt nach Prag gefeiert. Besonders schön war, dass unsere A-Jugend parallel Bezirksliga-Meister wurde und zusammen mit uns auf Tour ging.“

Mit Trainer Johannes Mayer ergänze er sich gut und habe sich nach dessen Amtsantritt bewusst ein wenig zurückgenommen, um dem neuen Trainer den Einstieg zu erleichtern: „Ich habe sehr von Jörg Stölben profitiert und profitierte jetzt von Johannes. Ich hatte und habe hervorragende Lehrmeister.“

SG-Vorstand Knuppen sieht in Simon nicht nur eine Identifikationsfigur, die in jungen Jahren Verantwortung übernimmt, sondern für die Zukunft auch einen Trainer der ersten Mannschaft. Knuppen erinnert sich, dass nach Simons Verletzung ein Zugpferd gefehlt und das Team damals in der Bezirksliga plötzlich gegen den Abstieg gespielt habe: „Sein Engagement als Co-Trainer hat uns dann direkt gutgetan und wir haben mit ihm eine Siegesserie gestartet. Die Laune ging hoch, da er ein Stimmungsaufbesserer ist.“

Positive Worte findet auch Coach Mayer über seinen Assistenten: „Stephan ist stets offen, loyal und integrativ. Als einheimischer Spieler hat er seit Jahren eine hohe Identifikation mit der SG Schneifel. Zudem ist er ein fachkompetenter Trainerkollege und zudem ein sehr guter Torwart.“ Innerhalb der Mannschaft sei er einer der Leadertypen, für den Verein unverzichtbar und eine positive Persönlichkeit, dessen Meinung ihm sehr wichtig sei, so Mayer.

SG-Kapitän Jonas Weberskirch lässt durchblicken, dass Simon aufgrund seiner stets freundlichen Art zum ganzen Team ein sehr gutes Verhältnis habe und dank seiner Fachkompetenz ein großes Ansehen genieße: „Außerdem übernimmt er viele organisatorische Dinge und wichtige Kleinigkeiten, die für Außenstehende gar nicht erkennbar, aber enorm wichtig sind.“ Bewundernswert sei seine Balance zwischen Spaß und Konzentration.

Aufrufe: 03.3.2021, 13:07 Uhr
Vinzenz AntonAutor

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