2024-04-30T08:05:46.171Z

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Auf Augenhöhe mit höherklassigen Teams: Der SV Wacker Nürnberg (in Blau) dominiert die A-Klasse und ärgert im Pokal die Favoriten. Nun wartet der FC Bayern Kickers. F: Hippel
Auf Augenhöhe mit höherklassigen Teams: Der SV Wacker Nürnberg (in Blau) dominiert die A-Klasse und ärgert im Pokal die Favoriten. Nun wartet der FC Bayern Kickers. F: Hippel

SV Wacker: Zwischen "Europapokal" und A-Klassen-Alltag

Der Nürnberger A-Klassist will so schnell wie möglich in die Kreisklasse - im Pokal zeigt sich bereits, was in der Mannschaft steckt

Das Klischee der A-Klasse: Holprige Plätze, wenig spielerischer Glanz und ganz viel Kampf. Beim SV Wacker Nürnberg, der sich derzeit anschickt, in die Kreisklasse aufzusteigen, halten sie von all dem nicht viel – das haben einige höherklassige Mannschaften schon zu spüren bekommen.

Der Fanblock des SV Wacker denkt schon an Großes, ganz Großes. Zehn Kinderkehlen, eine Trommel, drei Fah­nen – und ein Gesang: Europapokal, Europapokal, Eu-ro-pa-pokal. 2:0 führt der A-Klassist da gegen einen überforderten Kreisli­gisten aus Dombühl im Viertelfinale des Toto-Pokals, wenig später trifft Wacker noch ein drittes Mal. Als der Schiedsrichter ab­pfeift, sind sie dem Europapokal tatsäch­lich einen Schritt näher gekommen, um in kleineren Kategori­en zu denken: Sie ste­hen im Halbfinale des Pokals auf Bezirksebe­ne.

Bonusspiele, sagt Marco Fuchs, seien die Pokalpartien für seine Mannschaft. „Wer hät­te denn vorher ge­dacht, dass wir gegen einen Bezirksligisten überhaupt weiter­kommen?“ Aus einem Bezirksligisten, dem Post SV, wurde eine Runde später ein zwei­ter, der FC Stein. Doch allzu lange aufhalten wollen sie sich damit nicht. Denn der Fokus liegt ganz klar auf der Liga, der sie in dieser Saison so gerne ent­kommen wollen.

Als Fuchs und sein Trainerkollege Benja­min Uebel den SV Wacker im Sommer 2014 übernehmen, führen sie ihn in die Relegation zur Kreisklasse. Um sich gegen den Abstieg aus dieser zu stemmen, verstärkt der FC Kalch­reuth seine zweite Mannschaft mit fünf Kreisligaspielern – und gewinnt in der Verlängerung. In dieser Spiel­zeit aber dominiert die junge Wacker-Mannschaft die A-Klasse 7 nach Belie­ben, in 17 von 18 Partien verließ sie den Platz als Sieger. Und so können sie am Kuhweiherweg allmählich für die Kreisklasse planen, was ihnen spie­lerisch sogar entgegenkommen könn­te, findet Benjamin Uebel.

Auf dem Platz, sagt der Trainer, „versuchen wir es möglichst fußballer­isch zu lösen. Das macht es uns in der A-Klasse aber nicht wirklich leicht.“ Kick and Rush, weite Bälle und die Hoffnung, dass der Ball schon irgend­wie im Netz landet, das ist nicht die Spielweise des SV Wacker. Und es ist auch der Grund, warum sich teilweise bis zu 100 Menschen zu den Spielen einfinden, glaubt Marco Fuchs. Teil­weise, sagt er, „hat das schon geil aus­gesehen, wenn ein Gegner mal mitge­spielt hat und wir ihn dann an die Wand gespielt haben“.

Oft geht es aber dann doch sehr hart und körperbetont zu, was einen schö­nen Fußball allzu oft verhindert. Ganz so, wie man es klischeehaft über diese Liga sagt. Für die A-Klasse, so scheint es, ist die Mannschaft jeden­falls zu gut. Deren Stamm trug das Wacker-Trikot schon, als das Duo Uebel/Fuchs seinen Job antrat. Das Potenzial, sagen die beiden, „haben wir schnell erkannt, es wurde aber nicht so richtig gefördert“.

Auf dieses solide Fundament setz­ten sie einige Steine, auf die sie in ihren vielen Jahren als Jugendtrainer gestoßen waren. Junge Spieler, die schon höherklassige Erfahrung hatten – unter anderem bei der SG Quelle und dem FSV Stadeln. Zwei Vereine, die auch Uebel und Fuchs in ihrer Vita stehen haben.

Es hat sich herumgesprochen, sagt Uebel, „dass wir hier versuchen, Fuß­ball zu spielen und dass hier etwas Gutes entstanden ist“. Diese Bot­schaft drang scheinbar sogar bis nach Österreich vor, von wo aus sich ein gewisser Tyrone McCargo im Sommer vergangenen Jahres meldete. Der 22-Jährige spielte früher für die Spiel­vereinigung Greuther Fürth und den 1. FC Nürnberg und war kurz zuvor mit dem österreichischen Klub Aus­tria Klagenfurt in die zweite Liga auf­gestiegen.

Der Unterbau fehlt

„Ich habe das erst gar nicht ge­glaubt und gefragt, ob er was getrun­ken hat“, sagt Uebel. Eben dieser Tyro­ne McCargo wollte aber zurück in sein vertrautes Umfeld, zurück nach Nürn­berg – und er wollte zum SV Wacker. Seitdem hat er 16-mal getroffen und ist einer der Bausteine des Erfolgs des SV Wacker.

Doch nicht alles läuft rosig. Die Konkurrenz durch die benachbarten Klubs DJK Eibach und TSV Südwest ist groß, es fällt schwer, junge Leute für den Verein zu begeistern. Eine A-Jugend als Unterbau gibt es nicht. Erst in den Osterferien war deshalb eine Fußballschule zu Gast. Kleine Schritte, mit denen es in den nächsten Jahren besser werden soll. Bis dahin ist ein bisschen träumen erlaubt. Trai­ner Marco Fuchs, beruflich Busfahrer, wird den Bus zum DFB-Pokalfinale in Berlin steuern – erzählt man sich zumindest im Sportheim.

Aufrufe: 012.4.2016, 14:23 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor