Der Fanblock des SV Wacker denkt schon an Großes, ganz Großes. Zehn Kinderkehlen, eine Trommel, drei Fahnen – und ein Gesang: Europapokal, Europapokal, Eu-ro-pa-pokal. 2:0 führt der A-Klassist da gegen einen überforderten Kreisligisten aus Dombühl im Viertelfinale des Toto-Pokals, wenig später trifft Wacker noch ein drittes Mal. Als der Schiedsrichter abpfeift, sind sie dem Europapokal tatsächlich einen Schritt näher gekommen, um in kleineren Kategorien zu denken: Sie stehen im Halbfinale des Pokals auf Bezirksebene.
Bonusspiele, sagt Marco Fuchs, seien die Pokalpartien für seine Mannschaft. „Wer hätte denn vorher gedacht, dass wir gegen einen Bezirksligisten überhaupt weiterkommen?“ Aus einem Bezirksligisten, dem Post SV, wurde eine Runde später ein zweiter, der FC Stein. Doch allzu lange aufhalten wollen sie sich damit nicht. Denn der Fokus liegt ganz klar auf der Liga, der sie in dieser Saison so gerne entkommen wollen.
Als Fuchs und sein Trainerkollege Benjamin Uebel den SV Wacker im Sommer 2014 übernehmen, führen sie ihn in die Relegation zur Kreisklasse. Um sich gegen den Abstieg aus dieser zu stemmen, verstärkt der FC Kalchreuth seine zweite Mannschaft mit fünf Kreisligaspielern – und gewinnt in der Verlängerung. In dieser Spielzeit aber dominiert die junge Wacker-Mannschaft die A-Klasse 7 nach Belieben, in 17 von 18 Partien verließ sie den Platz als Sieger. Und so können sie am Kuhweiherweg allmählich für die Kreisklasse planen, was ihnen spielerisch sogar entgegenkommen könnte, findet Benjamin Uebel.
Auf dem Platz, sagt der Trainer, „versuchen wir es möglichst fußballerisch zu lösen. Das macht es uns in der A-Klasse aber nicht wirklich leicht.“ Kick and Rush, weite Bälle und die Hoffnung, dass der Ball schon irgendwie im Netz landet, das ist nicht die Spielweise des SV Wacker. Und es ist auch der Grund, warum sich teilweise bis zu 100 Menschen zu den Spielen einfinden, glaubt Marco Fuchs. Teilweise, sagt er, „hat das schon geil ausgesehen, wenn ein Gegner mal mitgespielt hat und wir ihn dann an die Wand gespielt haben“.
Oft geht es aber dann doch sehr hart und körperbetont zu, was einen schönen Fußball allzu oft verhindert. Ganz so, wie man es klischeehaft über diese Liga sagt. Für die A-Klasse, so scheint es, ist die Mannschaft jedenfalls zu gut. Deren Stamm trug das Wacker-Trikot schon, als das Duo Uebel/Fuchs seinen Job antrat. Das Potenzial, sagen die beiden, „haben wir schnell erkannt, es wurde aber nicht so richtig gefördert“.
Auf dieses solide Fundament setzten sie einige Steine, auf die sie in ihren vielen Jahren als Jugendtrainer gestoßen waren. Junge Spieler, die schon höherklassige Erfahrung hatten – unter anderem bei der SG Quelle und dem FSV Stadeln. Zwei Vereine, die auch Uebel und Fuchs in ihrer Vita stehen haben.
Es hat sich herumgesprochen, sagt Uebel, „dass wir hier versuchen, Fußball zu spielen und dass hier etwas Gutes entstanden ist“. Diese Botschaft drang scheinbar sogar bis nach Österreich vor, von wo aus sich ein gewisser Tyrone McCargo im Sommer vergangenen Jahres meldete. Der 22-Jährige spielte früher für die Spielvereinigung Greuther Fürth und den 1. FC Nürnberg und war kurz zuvor mit dem österreichischen Klub Austria Klagenfurt in die zweite Liga aufgestiegen.
„Ich habe das erst gar nicht geglaubt und gefragt, ob er was getrunken hat“, sagt Uebel. Eben dieser Tyrone McCargo wollte aber zurück in sein vertrautes Umfeld, zurück nach Nürnberg – und er wollte zum SV Wacker. Seitdem hat er 16-mal getroffen und ist einer der Bausteine des Erfolgs des SV Wacker.
Doch nicht alles läuft rosig. Die Konkurrenz durch die benachbarten Klubs DJK Eibach und TSV Südwest ist groß, es fällt schwer, junge Leute für den Verein zu begeistern. Eine A-Jugend als Unterbau gibt es nicht. Erst in den Osterferien war deshalb eine Fußballschule zu Gast. Kleine Schritte, mit denen es in den nächsten Jahren besser werden soll. Bis dahin ist ein bisschen träumen erlaubt. Trainer Marco Fuchs, beruflich Busfahrer, wird den Bus zum DFB-Pokalfinale in Berlin steuern – erzählt man sich zumindest im Sportheim.