2024-05-24T11:28:31.627Z

Ligavorschau
Der 36-jährige Routinier Tobias Balduan ist der Königstransfer des SV Schlebusch.
Der 36-jährige Routinier Tobias Balduan ist der Königstransfer des SV Schlebusch.

SV Schlebusch erholt sich vom Schock

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Der Fußball-Bezirksligist SV Schlebusch erholt sich vom Schock des Abstiegs aus der Landesliga und blickt nach vorn. Ein Lichtblick ist der Transfer von Routinier Tobias Balduan. Der 36-Jährige kommt vom SV Bergisch Gladbach.

Leverkusen. Eigentlich können sie beim SV Schlebusch ihr Schicksal noch immer nicht richtig verstehen. Der Abstieg in die Bezirksliga kam genauso plötzlich wie unerwartet. Denn seit dem Aufstieg 2009 hatte der Klub aus dem Leverkusener Osten mit dem Abstiegskampf nie etwas zu tun gehabt, ansprechenden Fußball gespielt und viel Zuspruch von allen Seiten erhalten. Doch dann, ausgerechnet in Thomas Rennettes letzter Saison als Trainer, reichten 41 Punkte, 12 Siege und mit 68 Toren die zweitbeste Offensive der Liga nicht, um am Ende über dem Strich zu stehen.

Erst am letzten Spieltag entschied sich der Abstiegskampf, an dem fast die halbe Liga beteiligt war, und Schlebusch rutschte zum zweiten Mal in der gesamten Saison auf einen Abstiegsplatz. Ein 3:3 nach 3:1-Führung in Bonn-Endenich ließ den TuS Oberpleis in letzter Sekunde vorbeiziehen. Vollends entschieden war die Frage nach den vier Absteigern in die Bezirksliga allerdings noch nicht, die Verhandlung über die Manipulationsvorwürfe gegen den VfL Rheinbach und den VfL Leverkusen und die dadurch drohenden Zwangsabstiege ließen die Schlebuscher bis Ende Juni auf den Klassenverbleib hoffen.

„Ich bin überzeugt, dass dort die gerechte Entscheidung getroffen wurde. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, denn wir sind sportlich abgestiegen”, sagt Stefan Müller, der bisherige Co-Trainer und Rennettes Nachfolger als Chefcoach. Fassungslos sei er zwar noch immer, wie man „mit solch außergewöhnlicher Qualität” absteigen konnte. Aber wenn Müller von seiner neuen Aufgabe und seinem neuen Kader spricht, klingt viel Vorfreude und Euphorie mit. Dennoch betont er, dass eine direkte Rückkehr in die Landesliga kein Muss für den Verein sei.

Die Liga, in der mit dem SV Bergfried und dem FC Leverkusen zwei Lokalmatadoren warten, werde „brutal ausgeglichen” sein. „Auch wenn wir als Favorit gehandelt werden, sehe ich uns nicht ganz oben. Andere Vereine sind anders aufgestellt.”

Müller meint damit, dass andere Vereine mehr Geld in ihre erste Mannschaft investieren. In Schlebusch wird dagegen traditionell auf junge Spieler und Eigengewächse gesetzt. Sieben der acht Neuzugänge sind unter oder Anfang 20, vier kommen aus dem eigenen Stall: Angreifer Sascha Thom und Verteidiger Max Wipperfürth rücken aus der A-Jugend in die erste Mannschaft, Mittelfeldspieler Bastian Roßkamp und Abwehrspieler Ramon Weistroffer aus dem Kader der Reserve. „Wir haben eine sehr gute Jugendarbeit”, sagt Müller. Er selbst hat viele seiner Schützlinge als Jugendtrainer selbst betreut, sein Co-Trainer David Gsella ebenfalls. „Wir haben jetzt eine perfekte Schnittstelle mit unserer Jugendabteilung, das macht die Sache rund”, so Müller.

Den Kader komplettieren vorläufig vier externe Neuzugänge: Außenstürmer Shane Famakinwa aus Bergisch Gladbach, Außenverteidiger Marvin Steiger vom SC Mülheim-Nord und der offensive Mittelfeldspieler Denis Labusga vom SSV Lützenkirchen sind junge Spieler mit Entwicklungspotenzial. Der Königstransfer der Schlebuscher trotzt allerdings dem Trend zur Jugend: Tobias Balduan kommt von Regionalliga-Absteiger Bergisch Gladbach und ist 36 Jahre alt. „In ihn stecke ich sehr viele Hoffnungen. Er wird uns mit seiner Routine viel helfen”, sagt Müller über den defensiven Mittelfeldspieler.

Seine Euphorie wird ein wenig gebremst, wenn er über die Spieler spricht, die den Verein verlassen. Der Wechsel von Stürmer Samir Al Khabbachi zum FC Monheim stand bereits länger fest, genauso wie der Transfer von Nils Grubba zum Lokalrivalen VfL Leverkusen und das Auslandsstudium von Till Wendler, zudem suchen Heiko Dietz und Ersatzkeeper Nick Reichmann neue Herausforderungen. Zwei Abgänge treffen Müller jedoch ins Mark: Die der Leistungsträger Luka Ziegler und Falko Fritzinger. Ziegler hatte seine Rückkehr zum FC Hürth bereits vor längerer Zeit angekündigt. Angreifer Fritzinger, seit sieben Jahren im Verein und zuletzt mit 14 Treffern einer besten Torjäger der Liga und unverzichtbarer Teil der Mannschaft, verkündete seinen Wechsel zum Landesligisten Heiligenhauser SV erst Anfang Juli. „Ich bin enttäuscht, daraus mache ich keinen Hehl”, sagt Müller. „Aber seine Entscheidung ist nachzuvollziehen, und damit müssen wir umgehen.”

Man wolle nun die Augen aufhalten nach Verstärkungen, sagt der Übungsleiter. Bis zum Trainingsstart am 11. Juli Ersatz zu finden, ist jedoch unwahrscheinlich. Im Laufe der Vorbereitung, während der unter anderem Testspiele in Flittard, gegen die zweite Mannschaft des SV Bergisch Gladbach und gegen die höherklassigen Mannschaften TuS Marialinden und SF Baumberg anstehen, werden sich einige Kandidaten präsentieren.

Den Verlust von Fritzinger zu kompensieren wird jedoch schwierig, obwohl dies der 27 Jahre alte Stürmer selbst seiner Ex-Mannschaft genauso zutraut wie eine erfolgreiche Saison. „Der Wechsel war keine Entscheidung gegen Schlebusch. Ich wünsche dem Team den Wiederaufstieg”, sagt Fritzinger. Sollte der gelingen, wäre das eine weitaus kleinere Überraschung als der Abstieg in der vergangenen Spielzeit. Und mit ihrem Schicksal würden die Schlebuscher dann auch nicht mehr hadern.

Aufrufe: 04.7.2013, 17:21 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor