Der SV Planegg-Krailing und der DJK Würmtal wollen enger mit der Gemeinde zusammenarbeiten. In einer Gesprächsrunde äußern beide Vereine Unmut über die nächsthöhere Ebene.
Planegg/Krailling – „Das ist modernes Raubrittertum“, sagte Hermann Nafziger, Bürgermeister der Gemeinde Planegg. Florian Häringer, Präsident des SV Planegg-Krailling, klagte: „Das ist fast schon unverschämt.“ Bei einer Gesprächsrunde am Dienstagabend rund um das Thema Corona und die Auswirkungen auf die beiden großen Planegger Sportvereine SVP und DJK Würmtal äußerten beide Lager – Politik und Sport – ihr Unverständnis über die jeweils nächsthöhere Ebene.
„Wir haben beide ähnliche Probleme.“
Bürgermeister Hermann Nafziger
Während die Planegger Klubs unter den hohen Abgaben an die jeweiligen Sportfachverbände zu leiden haben, muss die Gemeinde in einer ohnehin schon angespannten finanziellen Situation fleißig an den Landkreis zahlen. „Wir haben beide ähnliche Probleme“, stellte Nafziger in der Vereinsgaststätte des SVP fest. Ein gemeinsamer Nenner wurde also doch noch gefunden.
Von so viel Einigkeit war zunächst nicht viel zu sehen gewesen. „Wir hätten uns über einen Anruf aus der Gemeinde gefreut während des Lockdowns“, sagte DJK-Präsident Martin Götz in seinen ersten Worten. Häringer pflichtete ihm bei. Die beiden Vereinschefs hatten Vertreter der Lokalpolitik zum Treffen am Dienstag geladen, von denen weniger als erhofft erschienen. Bürgermeister Nafziger aber war der Einladung gefolgt – und wollte Götz’ Vorwurf so nicht stehen lassen. „Ich habe immer gesagt, dass sich die Vereine jederzeit melden können, wenn Probleme auftauchen“, entgegnete er.
Doch das Kriegsbeil war schnell begraben. Denn beide Seiten eint die Sorge um das Sportverhalten der Kinder und Jugendlichen in Zeiten der Corona-Pandemie. „Wir hatten zum ersten Mal seit vielen Jahren 2020 einen Mitgliederrückgang, wenn auch nur leicht“, berichtete Häringer. Inzwischen läuft der Sportbetrieb weitestgehend wieder.
Große Probleme bereiten jedoch weiterhin die wegen des Umbaus nicht nutzbaren Sporthallen der Grundschule Planegg. „Die Situation ist grauenvoll“, sagte Nafziger. Ein Ende des Dilemmas ist aber nicht in Sicht. „Es ist noch nicht absehbar, wann die Bauarbeiten abgeschlossen sind“, so Nafziger. Da die Hallen bereits für den Schulsport teilweise genutzt werden können, kam unter den Anwesenden die Forderung auf, einen gefahrlosen Zugang zu ermöglichen. „Wenn es überhaupt umsetzbar wäre, dann wäre es mit hohen Kosten verbunden“, meinte Stefan Schaudig, Geschäftsleiter der Gemeinde.
Dabei liegen den Planegger Sportvereinen derzeit viele Anfragen vor. „Wir müssen Leute abweisen, weil wir nicht genügend Kapazitäten haben“, sagte Häringer. Das liegt auch daran, dass geeignete Übungsleiter rar gesät sind. „Und dann werden sie auch noch von der Volkshochschule abgeworben“, monierte Melanie Drobny, Turnabteilungsleiterin des SVP. „Das war mir noch gar nicht bekannt“, entgegnete Nafziger, der sich diesem Thema annehmen möchte.
Um die Zusammenarbeit mit den Vereinen weiter zu verbessern, soll demnächst ein geeigneter Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die scheidende Gemeinde-Jugendreferentin Kerstin Barth gefunden werden. „Wir wollen das Ganze neu aufstellen“, sagte Nafziger, der um Unterstützung durch die Vereinsvertreter bat. Die beiden Jugendsprecher des SVP, Franziska Richter und Tim Hoeglauer, wollen diesem Wunsch gerne nachkommen. Richter hatte zuvor als Moderatorin durch den Abend geleitet und die vielfältigen Angebote für den Nachwuchs bei beiden Vereinen präsentiert.
Dieses Engagement will die Gemeinde weiterhin vor allem finanziell unterstützen. „Ich möchte zwar auf jeden Fall vermeiden, dass wir eine Schuldengemeinde werden. Aber die Zuschüsse an die Vereine sind einer der letzten Sandsäcke, die man schmeißen sollte“, stellte Nafziger klar. Spätestens nach diesen Worten war die schlechte Stimmung vom Beginn des Abends endgültig vergessen. (TOBIAS HUBER)