Bis zur Landesgrenze sind es von Versmold aus nur ein paar Kilometer. Fußballerisch liegt dahinter „eine andere Welt“, wie Veit Usslepp sagt. Seine bisherige Karriere hat der 39-Jährige fast ausschließlich in Niedersachsen verbracht, die besten Zeiten erlebte er als Oberligakicker beim SV Bad Rothenfelde. Sein neues Wirkungsfeld, die westfälische Bezirksliga-Staffel 2, ist für ihn dagegen absolutes Neuland. „Ich habe gehört, dass sie unheimlich stark sein soll“, sagt Usslepp.
Was ihm noch mehr Angst machen könnte: Den Nachweis, in dieser Spielklasse konkurrenzfähig zu sein, ist sein neues Team bislang schuldig geblieben. Nach dem „Corona-Aufstieg“ 2020 liefen die Versmolder der Musik an den ersten sieben Spieltagen der Saison 2020/21 hinterher: Mit drei Punkten und einem Torverhältnis von 5:19 waren sie zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs Letzter.
Nun haben neun Spieler den Kader verlassen, acht kamen neu dazu – überwiegend junge Leute, die meisten aus unteren Klassen. „Mir war bewusst, dass der Verein finanziell schon lange nicht mehr so gut aufgestellt ist wie früher“, sagt Veit Usslepp.
Warum hat er sich auf das Abenteuer trotzdem eingelassen? Neben den „super Bedingungen“ rund um das Kurt-Nagel-Parkstadion war es vor allem die Chance, sich hier als vergleichsweise junger Trainer weiterentwickeln zu können. „Ohne Druck“, wie der Familienvater sagt. Abteilungsleiter Rolf Uthmann bestätigt das: „Bei fünf Absteigern wäre es fast ein Wunder, wenn wir die Klasse halten. Viel wichtiger ist für uns, dass die Mannschaft gut arbeitet und wieder eine Struktur bekommt.“
Chancenlos sieht der Nachfolger von Thomas Schmidtke seine neue Mannschaft in der 18er-Staffel trotzdem nicht. Usslepps erster Eindruck: „Die Mischung stimmt. Es sind ein paar richtig robuste Spieler dabei. Und technisch sind die Jungs jetzt schon zwei Schritte weiter als die Mannschaft, die ich zuletzt in Wellingholzhausen trainiert habe.“ Der Illusion, dass die Spvg. über lange Ballbesitzphasen zum Erfolg kommen könnte, gibt sich der neue Coach dennoch nicht hin. Usslepp weiß: Die meisten Gegner werden sein Team in die eigene Hälfte drängen. Da heißt es, kompakt zu verteidigen und schnelle Konter zu fahren. „Das wird eher Heavy Metal als Tiki-Taka“, sagt er schmunzelnd auf die Frage nach dem künftigen Versmolder Spielstil.
14 Trainer hat Veit Usslepp in seiner aktiven Laufbahn erlebt. „Nur drei“, darunter der Ex-Versmolder Jürgen Gessat, unter dessen Regie er in Füchtorf kickte, „hatten eine echte Philosophie.“ An ihnen möchte er sich ein Vorbild nehmen und seiner Mannschaft in den kommenden Wochen vermitteln, was er selbst am eigenen Fußballerleib erfahren hat: dass es am Ende nicht immer auf die individuelle Qualität ankommt. „Teamgeist“, sagt Veit Usslepp, „wird für uns der Schlüssel zum Erfolg sein. Wenn wir als Mannschaft schnell zusammenwachsen, können wir für die ein oder andere Überraschung sorgen und möglichst lange im Rennen um den Klassenerhalt bleiben.“