2024-05-02T16:12:49.858Z

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Löffingens Simon Weißenberger (vorn) und Kim Hirschbolz und Neustadts Tobias Gutscher (rechts) und Markus Tritschler. | Fotos. Wolfgang Scheu
Löffingens Simon Weißenberger (vorn) und Kim Hirschbolz und Neustadts Tobias Gutscher (rechts) und Markus Tritschler. | Fotos. Wolfgang Scheu

Saisonfazit beim FC Löffingen und dem FC Neustadt

Zwei Plus und ein „noch befriedigend“ +++ Landesligist FC Löffingen beendet die Saison solide auf Rang acht +++ Neustadts Fußballer meistern mit Wir-Gefühl den Abstiegsblues

So ein Jahr am Ball kann ganz schön lang sein. Für die Fans, für die Kicker. Und für die Trainer, die nicht nur intern klar machen müssen, was sie von ihren Fußballern erwarten, sondern auch nach außen, im Doppelpass mit den Medien. Uli Bärmann, der als Übungsleiter des FC Löffingen seine „Buben“ in der 32 Herausforderungen langen Spielzeit auf Rang acht führte und Florian Heitzmann vom FC Neustadt, der mit dem FCN den Klassenerhalt schaffte, sind Männer mit klarer Sprache, die etwas zu sagen haben. Ein Rückblick.

Uli Bärmann wirft einen Schatten wie ein Baum. Hinter dem Leuchtturm des FC Löffingen kann man sich verstecken, „aber man kann auch gut mit ihm g’schirre“, lobt Frank Löffler, FCL-Urgestein und Co-Trainer den 1,97-Meter-Hünen, der sein Jahr an der Außenlinie im Haslachstadion mit Bravour bestand und die Löffinger mit 13 Siegen und 46 Punkten auf Rang acht führte. Eine solide Platzierung, die in der Notenskala eine zwei Plus verdient, doch es wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen. Statt noch einmal ordentlich zu punkten und die Saison auf Rang sechs zu beschließen, patzten die Löffinger in den letzten drei Saisonspielen, verloren nach der 0:6-Klatsche in Bad Dürrheim auch das Heimspiel gegen den FC 08 Villingen II, der sich mit dem 2:0-Erfolg gegen die Bärmann-Elf die Vizemeisterschaft sicherte – und am Samstag hieß es zum Saisonschluss 3:5 in Überlingen. „Das hat mich gewurmt“, gesteht Bärmann, „die drei Niederlagen zum Schluss bleiben halt als letzter Eindruck haften“.

„Es gab Phasen, da musste ich mal lauter werden.“

FCL-Trainer Uli Bärmann Dass sie Fußball spielen und Tore am Fließband erzielen können, bewiesen die Löffinger Mitte Mai mit drei Siegen und 17:1-Toren binnen acht Tagen. Und so bleibt am Schluss „einfach Zufriedenheit“, so Bärmann, der die krassen Fehler, die seine Jungs immer mal wieder machen, in der Vorbereitung auf die neue Saison konsequent ausmerzen will. Die Löffinger spielten Fußball mit Lust, sie akzeptierten den Neuen rasch als einen der Ihren an der Seitenlinie, auch wenn Bärmann im Umgang mit seinen „Buben“ erkennen musste, „dass es in Löffingen nicht immer so geht, wie ich mir das in meinem Kopf vorstelle“. Die Chemie? „Stimmt“, sagt Bärmann und verweist auf stabile, belastbare Freundschaften quer durch alle Mannschaftsteile.

Der Mann aus Neukirch hat sich rasch Respekt erworben, weil er kein Effekthascher ist und Dinge, die in der Kabine unter dem Siegel der Verschwiegenheit beredet werden, nicht nach außen dringen ließ. „Aber es gab auch Phasen, in denen ich mal lauter werden musste“, so der FCL-Coach, der sich immer mal wieder darüber ärgerte, dass seine Kicker, ihrer individuellen fußballerischen Klasse zum Trotz, mit nonchalantem Leichtsinn schon gewonnen geglaubte Spiele völlig unnötig herschenkten. Nach vorn drängte es die Löffinger in dieser Saison, fünf, sechs Stürmer teilten sich die Torausbeute von 67 Treffern. Die Mannschaft bleibt komplett zusammen, zwei Zugänge sind schon fix: Vom Bezirksligisten DJK Villingen wechselt Außenverteidiger Lukas Hug zum FCL, den Bärmann „eine richtige Kante“ nennt, vom FC Hüfingen kommt Lars Sulzmann, „ein gättriger, flinker Flitzer und Linksfuß“.

Doch Fußball wird manchmal binnen Sekunden zur Nebensache: Im letzten Heimspiel gegen die Nullacht-Reserve prallte FCL-Torjäger Benjamin Gaudig kurz vor dem Abpfiff mit dem 08-Schlussmann zusammen, klagte danach über Atemnot und musste mit dem Notarzt in die Neustädter Heliosklinik gebracht werden , wo die Ärzte eine Lungenverletzung diagnostizierten. „Wir denken jetzt alle an den Benni“, sagt Bärmann, „die Buben brauchen ihn“.

Eine schwierige, lehrreiche, hochemotionale Saison liegt hinter den Landesliga-Fußballern des FC Neustadt, die sich in den ersten Wochen nach dem Verbandsligaabstieg in personeller Notbesetzung im freien Fall befanden und in der Herbstrunde der Bezirksliga näher schienen als dem Klassenerhalt. „Es war hart, eine Liga tiefer wieder Fuß fassen zu müssen“, erinnert sich Florian Heitzmann, der die Saison als Co-Trainer unter dem damaligen Chef Benjamin Gallmann begonnen hatte. Gallmann, ein Fußballverrückter mit enormem Fachwissen, akribisch bis zur Penetranz und einer „der immer alles hunderprozentig wollte“, wie sich der sportliche Leiter Rolf Eckert erinnert, nahm die Herausforderung an und dachte über die Saison hinaus. Doch eine Mehrheit des FCN-Vorstands wollte Gallmann in der Spielzeit 2019/20 nicht mehr an der Linie sehen und so schmiss der FCN-Coach kurz nach dem Jahreswechsel hin.

„Das war eine saumäßig schwierige Phase“, erinnert sich Eckert, „die Mannschaft hatte ja keine Probleme mit dem Benni“. Doch einer habe sofort bereitgestanden, um zu helfen: „Der Heizer.“ Florian Heitzmann, Lehrer, freundlich im Umgangston, sei ein Menschenfreund, so Eckert, „der andere begeistern und mitreißen kann“. Aus dem Häuflein der Verzagten baute der neue Chef, unterstützt durch Ranil Weerakkody als „Co“, binnen weniger Wochen ein Team, das wieder an sich glaubte.

„Es war ein Miteinander, das mich berührt hat.“

FCN-Trainer Florian HeitzmannEr reaktivierte Torhüter Manuel Werner, der in der Frühjahrsrunde zum großen FCN-Rückhalt wurde, animierte Peter Schubnell, der in München lebt, immer wieder zu „Feuerwehreinsätzen“ für sein altes Team, holte Christoph Bruhn und lockte Johannes Ketterer aus seinem Sägewerk zurück auf den Fußballplatz.

„Es war ein Miteinander, das mich unheimlich berührt hat“, blickt Heitzmann zurück, der am Samstag voller Wehmut Abschied von seiner Mannschaft nahm. Anfang Januar sei er angetreten „um wieder Emotionen in die Mannschaft zu bringen“. Dass es schwierig werden würde, sich aus dem Tabellenkeller nach oben zu wühlen, sei ihm klar gewesen, so Heitzmann, „aber wir hatten ja nur diese Chance“. Und so sei das Team enger zusammengerückt, der Auswärtsschwäche mit nur einem Sieg zum Trotz. Mit 40 Punkten beendeten die Neustädter die Saison auf Rang elf. Realistisch bewertet ist das in der Sprache der Lehrer ein „noch befriedigend“ wert, doch Heitzmann ging es nicht um Noten. „Wir haben gezeigt, dass wir wieder eine Mannschaft sind“, sagt der Pädagoge, der bei seinem Heimatclub das Fußballspielen erlernte und auch beim SC Freiburg und FV Donaueschingen im Herzen ein Blauer blieb, ehe er zum FCN zurück wechselte, als Aktiver zwei Verbandsligajahre erlebte und jetzt fünf Monate lang als Trainer „alles“ gab.

Heitzmanns Nachfolger wird ein langjähriger Blauer. „Zeljko Cosic ist schon ganz heiß auf den Job“, weiß Rolf Eckert, „aber er hat ja beim FC Lenzkirch noch eine Mission zu erfüllen“. Zwischen Abschied und Neubeginn gibt es derzeit eine Leerstelle. Eine Ansammlung blauer Stunden, die die FCN-Vereinsführung nutzen sollte, um innezuhalten, sich Fehler einzugestehen und zu erkennen, dass Florian Heitzmann in schweren Zeiten ein Glücksfall war für den FC Neustadt. Was seine Spieler von ihrem Chef halten, zeigten sie nach dem mit 2:0 gewonnenen letzten Heimspiel gegen Hilzingen: Auf Händen haben sie ihn getragen – und fliegen lassen wie Superman.

Aufrufe: 03.6.2019, 19:15 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor