2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Zuweilen gab es nur selten ein Vorbeikommen an der gegnerischen Defensive: Julien Tschira (Weil, rechts) gegen Tim Zölle (Villingen).
Zuweilen gab es nur selten ein Vorbeikommen an der gegnerischen Defensive: Julien Tschira (Weil, rechts) gegen Tim Zölle (Villingen). – Foto: Matthias Konzok

SV Weil wahrt Aufstiegschance – FC 08 Villingen II aus dem Rennen

Weiler gleichen in der Nachspielzeit zum 1:1 aus +++ Taktisch geprägtes Spiel vor 600 Zuschauern

Ausgleich in letzter Minute: Der SV Weil hat gegen den FC 08 Villingen II ein 1:1 geholt und eine passable Ausgangslage in der Aufstiegsrunde. Für die Gäste ist der Traum von der Verbandsliga geplatzt.
Die Klage über Chancenwucher ist relativ. Beginnt er bei vier Hochkarätern? Bei sieben? Noch gibt es im Online-Duden keinen Eintrag und somit keine Definition. Unfreiwillig sandten die Weiler eine Bewerbung hierfür: In der zweiten Halbzeit hatten die Gastgeber zehn hochkarätige Möglichkeiten und noch weitere Abschlüsse aus vielversprechenden Positionen. Doch als die Stadionuhr schon längst bei 90:00 stehen geblieben war und sich die Nachspielzeit unerbittlich dem Ende näherte, da lagen die Gastgeber mit 0:1 hinten. "Du musst halt mal so ein Ding machen", haderte Tobias Bächle, dem Weiler Coach ist der Chancenwucher seines Teams in dieser Saison nicht gänzlich fremd, gegen die Villinger Reserve konstatierte er dabei auch "die Angst vor dem Tor". Mit der vorletzten Aktion legte Ridje Sprich diese Angst ab. Es lief bereits die 95. Minute, da setzte der Torjäger den Ball doch noch in die Villinger Maschen zum 1:1, nachzulesen im Duden unter: überfällig, mit einem Querverweis zu: hochverdient.



"Die Erleichterung ist groß", sagte Bächle nach dem Remis. Denn für die Weiler hat sich die Ausgangslage vor dem finalen Spiel der Aufstiegsrunde durch das 1:1 verbessert: "Wir haben die Gewissheit, in Durbach einfach gewinnen zu müssen", so Bächle. Bei einer 0:1-Niederlage wäre die Hürde höher gelegen, für den Aufstieg ein Sieg mit zwei Toren Differenz nötig gewesen. Während der SV Weil am Donnerstag beim SC Durbachtal um die Rückkehr in die Verbandsliga kämpft, bleibt der Villinger Reserve wie im Vorjahr der Aufstieg verwehrt. Und doch wirkte Marcel Yahyaijan, unmittelbar nachdem er im Teamkreis abschließende Worte an seine Mannen gerichtet hatte, alles andere als frustriert. "Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie hier aufgetreten ist", betonte der 26-jährige Coach und strahlte dabei eine professionelle Sachlichkeit aus. Yahyaijan weiß um den primären Auftrag seiner Reserve, junge Spieler weiterzuentwickeln, "sie sollen den Sprung in die Oberliga schaffen". Das Ergebnis sei zweitrangig, "solche Spiele bringen uns viel mehr als jedes Ligaspiel".

SVW-Coach Bächle: "Taktisch geprägtes Spiel"

Im ersten Abschnitt war es für die knapp 600 Zuschauer im Weiler Nonnenholz eine nur bedingt unterhaltsame Partie gewesen. Von Wucher noch keine Spur, jede Mannschaft durfte je eine hochkarätige Chance für sich beanspruchen. "Es war ein taktisch geprägtes Spiel", sagte Bächle, niemand habe einen entscheidenden Fehler begehen wollen, und der Weiler Trainer wusste: "Das sieht nicht immer schön aus." Beide Übungsleiter zeigten sich mit dem Auftritt ihrer Teams zufrieden, "wir haben sehr diszipliniert agiert und sind ruhig geblieben", lobte Bächle, während Yahyaijan seiner Elf als verbalen Schulterklopfer mitgab, dass sie zu 100 Prozent "den Plan umgesetzt hat". Dadurch war jedoch der Regenguss, der in der Halbzeit begleitet von Blitz und Donner über dem Nonnenholz niederging, zunächst noch das aufregendste Ereignis gewesen.

Bis sich das Gewitter verzogen hatte, verging eine knappe halbe Stunde, und so hatten beide Teams einen verlängerten Kabinenaufenthalt. Die Villinger waren nach der 2:3-Niederlage gegen Durbachtal zum Siegen verdammt, in der zweiten Halbzeit "haben wir aufgemacht", so Yahyaijan. Die Weiler wiederum wussten, "dass wir unsere Chancen und die nötigen Räume bekommen werden", so Bächle. Die Partie nahm an Fahrt auf, nicht nur die Weiler, sondern auch die Gäste kamen zu aussichtsreichen Abschlüssen. Doch in der Schlussviertelstunde waren Top-Chancen fast nur noch den Gastgebern vorbehalten, "unser Torhüter Marcel Bender war überragend", lobte ihn Yahyaijan.

Villingens Trainer Yahyaijan: "Dem Wunder ein Stück näher"

Bender hielt die Villinger Reserve mit einigen Paraden im Spiel, und in der 86. Minute schlugen seine Vorderleute dann zu: Kamran Yahyaijan brachte einen Freistoß aus dem Mittelfeld gen Weiler Gehäuse, der 20-Jährige wurde später als offizieller Torschütze notiert, womöglich war sein Teamkollege Tim Zölle noch mit dem Hinterkopf dran. "Wir waren dem Wunder ein Stück näher", sagte Marcel Yahyaijan, denn mit einem weiteren Treffer zum 2:0 hätten die Gäste wieder eine Aufstiegschance gehabt. Doch Weil drängte auf den Ausgleich, die Villinger hätten "drei, vier Konter besser ausspielen können", befand Marcel Yahyaijan. Es folgte eine hektische Schlussphase, in der eine kurze Rudelbildung dem Villinger Berkay Cakici einen Platzverweis bescherte. Und als den Weilern die Zeit davongelaufen schien, da trat Ridje Sprich doch noch auf den Plan und verbesserte mit seinem Ausgleichstreffer die Ausgangslage für das finale Aufstiegsrundenspiel in Durbach.

SV Weil - FC 08 Villingen II 1:1 (0:0)
Weil: Keller; Lauber, Kaiser, Do Le, Tschira; Stöhr, Groß, Weber, Justin Samardzic (72. Stergianos); Mislimovic, Sprich.
Villingen: Bender; Effinger (72. Jerhof), Zölle, Wagner, Ceylan; Fabio Chiurazzi, Passarella, Dresel (73. Sari/83. Bak), Kamran Yahyaijan; Jallow (64. Cakici), Crudo.
Tore: 0:1 Kamran Yahyaijan (86.), 1:1 Sprich (90.+5).
Rot: Cakici (90./Villingen/Tätlichkeit).
Schiedsrichter: Tobias Bartschat (Müllheim).
Zuschauer: 586.
Aufrufe: 016.6.2019, 00:07 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor