2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
Mag Messi, aber kein Turnen: Benjamin Gallmann
Mag Messi, aber kein Turnen: Benjamin Gallmann – Foto: Patrick Seeger

Benjamin Gallmann: "Im Wohnzimmer ging einiges zu Bruch"

Warmlaufen mit Benjamin Gallmann, der Mittelfeldspieler des FC Erzingen vor dem Rückspiel um den Aufstieg in die Fußball-Landesliga im BZ-Fragebogen

Mit Benjamin Gallmann hat sich der FC Erzingen geballte Spieler- und Trainererfahrung als Joker geangelt. Der 34-jährige Bankkaufmann aus Riedern im Wald kickte für den SV 08 Laufenburg und den FV Donaueschingen in der Verbandsliga. Mit 23 begann er seine Trainerlaufbahn bei der SG Schlüchttal, coachte den TuS Bonndorf und FC Neustadt. Am Samstag, 16 Uhr, kämpft er unter seinem Bruder Klaus mit Erzingen gegen die SG Nordweil/Wagenstadt um den Landesliga-Aufstieg (Hinspiel: 2:2). Zuvor stand Gallmann für den BZ-Fragebogen Rede und Antwort – auch zu Nichtsportlichem.
Als Kind wollte ich werden: Wie jeder kleiner Fußballer: Profi. Daheim im Wohnzimmer spielten meine beiden Brüder und ich die Bundesliga nach. Oft zum Leidwesen unserer Mutter, es ging doch einiges zu Bruch. Mit 17 Jahren beim FC Baden in der Schweiz wählte ich dann den soliden Weg einer Berufsausbildung statt auf die Karte Fußball zu setzen. Das habe ich nie bereut.

Bester Fußballer aller Zeiten: Lionel Messi, mit seiner Spielintelligenz, Dynamik, Schlitzohrigkeit. Seine Spielweise hat mich immer beeindruckt.

Im TV verpasse ich nie: Der Tatort am Sonntag rundet die Woche ab. Lieblingsteam: Münster, mit Thiel und Boerne, sie bringen ein bisschen Comedy rein.

Immer essen könnte ich: Alles von meiner Mama, sie ist eine hervorragende Köchin. Zu Spieltagen zaubert sie uns seit eh und je, schon seit Kindertagen eine wunderbare Pasta Bolognese.

Beste Ausrede, warum jemand zu spät zum Training gekommen ist: In zehn Jahren als Trainer könnte ich da wohl ein ganzes Buch schreiben. Bei der SG Schlüchttal meldete sich mal ein Spieler telefonisch ab: Er sei 40 Kilometer entfernt auf einer Baustelle und schaffe es nicht mehr zum Training. Blöd nur: Es zeigte seine Festnetznummer von zuhause an. Da hab’ ich ihn mal dezent darauf hingewiesen …

Lieblingsverein? Ich eifere keinem speziellen Verein nach. Am Samstagmittag bin ich lieber auf Amateursportplätzen unter freiem Himmel, Bundesliga schaue ich abends in der Sportschau.

Lieblingslektüre: Kicker und SportBild. Als Trainer verschlingt man viel über Trainingsinhalte und -lehren. Derzeit lese ich den Ernährungskompass von Bas Kast. Ich habe eine Schwäche für Süßigkeiten und Schokolade …

Auf meinem mp3-Player fehlt auf keinen Fall: Ich bin nicht so musikaffin. Im Auto läuft standardmäßig SWR4, oft zum Leidwesen meiner jüngeren Mitfahrer.

Als Bürgermeister von Ühlingen-Birkendorf … würde ich viel in soziale Projekte investieren.

Der verrückteste Vogel beim FC Erzingen? Auf der Rückfahrt aus Nordweil hat sich Valentin Loparco empfohlen: Er schnappte sich im Bus das Mikro, die ganze Heimfahrt sprach nur noch einer: Valentin. Eineinhalb Stunden lang.

Lieblingsfach in der Schule: Sport. Ballsport, beim Turnen bin ich talentfrei. Bei den Bundesjugendspielen hat es meist nur zur Teilnahmebestätigung gereicht.

Mein letztes Konzert: Mit dem Musikverein, da spielte ich ein paar Jahre Flügelhorn. Unser Dirigent hat einige Nerven an mir verbraucht. Ich war relativ talentfrei und bei den Proben bin ich mit meinen Kumpels lieber auf den Bolzplatz.

Was war das wertvollste, das Sie und ihre Brüder im Wohnzimmer zerschossen haben? Uff, das war ziemlich viel. Aber wir haben eine sehr gutmütige Mama, ich glaube, sie platzierte die wichtigsten Dinge vorsorglich so, dass sie nicht kaputt gehen konnten.

Meine peinlichste Szene auf dem Platz? Halb unangenehm, halb peinlich: In dieser Saison wurde ich gegen den FC Wittlingen eingewechselt und musste fünf Minuten später wieder verletzt raus. Ich hatte mich 40 Minuten warm gelaufen, vielleicht war das mit meinen 34 Jahren ja zu viel. Das trug zur Belustigung einiger Mitspieler bei.

Beste Erfindung? Fußball. Er führt Menschen und Nationen zusammen.

Von meinen Brüdern hätte ich gerne? Von Michael sein handwerkliches Geschick – ich habe da zwei linke Hände. Und von Klaus seine Gelassenheit.

Lieblingsurlaub? Kürzlich war ich fünf Tage in Südtirol wandern – traumhaft schön. Die Berge, die Landschaft, die Ruhe, die Natur. Daraus ziehe ich viel Kraft.

Welche Superkraft hätten Sie gerne? Dafür sorgen zu können, dass alle Menschen in Frieden miteinander leben.

Schönster Sportplatz? Das Ambiente im Offenburger Stadion fand ich als Spieler schön, auch der Villinger Friedengrund hat seinen Charme. Und den besten Rasenplatz hat Stegen – ein Traum.

Das erste Mal im Stadion? Mit fünf, 1990 im Münchner Olympiastadion mit meinem Vater. Das war eine komplett andere Fußballwelt: Die Trikots mit den Nummern eins bis elf, die Kickschuhe alle schwarz, und ich glaub’ noch ohne Rückpassregel. An diese Zeit erinnere ich mich gern zurück. Der Fußball war für den einfachen Fan transparenter und ehrlicher.

Welche Fußballregel würden Sie einführen? Ich finde den Fußball so gut, es bedarf keiner weiteren Neuerungen. Ich bin auch eher kein Befürworter des Videobeweises. Da bin ich Fußballromantiker, der die Emotionen und das Spektakel liebt. Durch den Videobeweis gehen Emotionen verloren. Es mag abgedroschen klingen, aber: Ich glaube, dass sich am Ende einer Saison alles ausgleicht.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? In den Schulferien habe ich bei unserem Raumausstatter im Dorf gearbeitet. Damals gab es noch D-Mark.

Mein Bruder Klaus ist ein super Trainer, aber … für die Spielersitzungen sollte man Sitzfleisch haben und eine angenehme Sitzposition einnehmen. „Heute geht es recht kurz“, sagt Klaus immer, und redet dann ohne Punkt und Komma. Wie ein Wasserfall. Am besten sorgt man für Essen und Trinken und verschiebt sämtliche Abendtermine. Aber das zeigt einfach, wie sehr er den Fußball lebt.

Am Samstag … dürfen sich alle auf ein Fußballfest freuen. Das sind einmalige Erlebnisse. Das Hinspiel war beste Werbung für den Amateurfußball. Die Chancen stehen 50:50. Schade, dass nur ein Team aufsteigt, verdient hätten es beide.
Aufrufe: 013.6.2019, 22:30 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor