2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Über Keeper Harald Czyzewski hinweg und an Freund und Feind vorbei ist der Ball zum 1:0 ins Tor gegangen.	Fotos: Mario Luge
Über Keeper Harald Czyzewski hinweg und an Freund und Feind vorbei ist der Ball zum 1:0 ins Tor gegangen. Fotos: Mario Luge

Rollentausch im Derby

Alemannia gewinnt bei der Eintracht mit 2:0 +++ Kreuznacher emotionslos und ohne Ideen, Waldalgesheimer effizient und abwehrstark

BAD KREUZNACH. Der SV Alemannia Waldalgesheim hat sich für die Derby-Pleite im Hinrundenspiel revanchiert. Bei der Kreuznacher Eintracht gewann das Team von der Waldstraße mit 2:0 (2:0) Toren. Und das auch absolut verdient. Im Lokalduell der Fußball-Verbandsliga genügte den Gästen eine starke halbe Stunde zu Beginn, um die drei Punkte zu entführen. „Danach waren 15 Minuten ganz in Ordnung. Und in der zweiten Halbzeit wurde es peu à peu immer schlechter“, analysierte SVA-Coach Björn Trinks trocken. Aus Sicht des Siegers sicher ein Jammern auf hohem Niveau. Sein Eintracht-Pendant hätte gerne mit ihm getauscht: „Das war die schlechteste Leistung in dieser Saison“, ärgerte sich Patrick Krick.

Er hatte recht mit seiner kurzen wie derben Analyse. Sein Team ließ ausgerechnet im Derby alles vermissen, was es in den Wochen zuvor noch ausgemacht hatte. Spielwitz oder Kämpferherz? Fehlanzeige! Dies machte sich in erster Linie im Offensivspiel bemerkbar. Eine einzige Möglichkeit verbuchten die Blauen in den gesamten neunzig Minuten, als Niklas Schneider sich schön um seinen Gegenspieler drehte, aus sechs Metern aber in Pasquale Patria seinen Meister fand (60.). Das war natürlich viel zu dünn.

Dabei standen die Angreifer aber nur am Ende der fußballerischen Nahrungskette, die aus SGE-Sicht eher an eine Nulldiät erinnerte. Aus dem Mittelfeld oder über die Flügel kam kaum etwas. Das Mehr an Ballbesitz vor allem in der zweiten Halbzeit verbuchte die Eintracht zumeist in der für Waldalgesheim ungefährlichen Zone. „Wir haben dagegen konsequent unsere Chancen genutzt und nach der Führung einfach sehr gut verteidigt“, lobte Alemannia-Abwehrchef Marcel Fennel. „Wobei diese Abwehrarbeit auch etwas höher getätigt werden können“, kritisierte sein Coach Trinks. Er hätte trotz Führung im Rücken gerne noch mehr Druck auf den Gegner gemacht. „Deswegen bin ich eben trotz des Sieges auch nicht ganz zufrieden.“

Walthers Eckball landet im Netz

Zufrieden war auch Eintracht-Keeper Harry Czyzewski überhaupt nicht. Eher ziemlich angefressen. Das 0:1 nahm der Torwarthüne allerdings auf seine Kappe. „Die Ecke war extrem gut geschossen, dennoch muss ich den haben“, gab der geschlagene Keeper zu. Der Ball senkte sich bereits nach knapp einer Viertelstunde ins lange Eck. Das 0:2 fünf Minuten vor der Pause sei dann ebenfalls schlecht verteidigt gewesen. „Dabei wussten wir, dass Waldalgesheim das genau so trainiert.“ Angriff über Außen, Jannik Kern am kurzen Pfosten, Tor. „Aber wir schlafen mal wieder.“

Auf der anderen Seite nahm aber auch der SGE-Keeper die eigene Abteilung Attacke in die Pflicht. „Ganz ehrlich – ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt einen gefährlichen Torschuss von uns gesehen habe. Das war offensiv eine absolute Nullnummer. Wir haben ja nur hinten herum gespielt.“ Und etwas selbstironisch fügte der 37-Jährige an: „Da musst du heute schon ein Eigentor machen, um ein Erfolgserlebnis zu feiern.“ Von der Kritik könne sich indes keiner ausnehmen. „Wer von uns wollte heute in der ersten Halbzeit gewinnen? Keiner!“

Kein gutes Spiel oder ein richtig schlechtes?

Die Alemannia war insgesamt reifer, abgezockter. „Wir wollten tiefer stehen und genau die Kreuznacher Konter vermeiden, in die wir im Hinspiel noch gelaufen sind“, fand Marcel Fennel. Also war’s im Prinzip wie beim 2:4 an der Waldstraße, nur mit vertauschten Rollen. Auf jeden Fall war’s kein gutes Spiel. „Und von uns sogar ein richtig schlechtes“, bewertete Patrick Krick, der auch die „Geilheit in einem Derby“ bei seinen Jungs vermisste. „Harmlos, emotionslos, verklemmt und zu träge“ empfand nicht nur der Trainer den Kreuznacher Vortrag. Und ideenlos: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir ständig die lange Bälle ins Zentrum spielen.“ Besonders viel hätte man heute nicht richtig gemacht. Und das sei auch nicht nur am Fehlen von Jannik Wex festzumachen. Der torgefährliche Mittelfeldspieler lag seit Freitag mit einer fiebrigen Mandelentzündung im Bett.

Auch sein Einsatz im nahen zweiten Derby gegen Alzey ist eher unwahrscheinlich. Dennoch muss sich bis Mittwoch einiges bei der Eintracht ändern, denn leichter wird es gegen den am Wochenende spielfreien Aufsteiger nicht. Auch die Alemannia dürfen bereits am Mittwoch wieder ran. Die Waldalgesheimer reisen im Verbandspokal-Halbfinale nach Gau-Odernheim. Björn Trinks: „Das wichtigste am Derby war, das wir gewonnen haben. Jetzt sind die Jungs schlapp, aber das gibt sich bis Mittwoch.“



SG Eintracht Kreuznach: Czyzewski – Flühr, Baumann, Simioanca, Pflüger – Darcan, Kurtoglu (59- Bayir), Baltateanu, Missal – Schneider, Satici (46. Paulus).

SV Alemannia Waldalgesheim: Patria – Förstel, Fennel, Gänz, Braun – Walther – Breier, Bilotta (82. Ludwig), Riemer, Heeg (61. Balder) – Kern (72. Staegemann).

Tore: 0:1 (14.) Walther, 0:2 (40.) Kern.

Schiedsrichter: Jens Schmidt

Zuschauer: 250.

SG Eintracht – SV Alemannia 0:2
Aufrufe: 010.3.2018, 08:00 Uhr
Mario LugeAutor