2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Die Weinsheimer (in weißen Trikots mit Jeffrey Thiel und Oliver Kurz) lieferte den Winterbachern um Jochen Schäfer einen großen Kampf.	Foto: Heidi Sturm
Die Weinsheimer (in weißen Trikots mit Jeffrey Thiel und Oliver Kurz) lieferte den Winterbachern um Jochen Schäfer einen großen Kampf. Foto: Heidi Sturm

Riesenspektakel in Weinsheim

Sammelbericht Bezirksliga Nahe +++ SG bezwingt den SV Winterbach mit 7:4 +++ Karadeniz feiert gegen Alsenztal ersten Sieg in der Bezirksliga +++ Brücken und Eintracht-Reserve souverän

Bad Kreuznach. Solche Geschichten schreibt der Fußball. Karadeniz Bad Kreuznach wurde neun Spieltage nonchalant demoliert, blickte auf 41 Gegentore und ein leeres Punktekonto – bis gestern. Der türkische Klub erkämpfte sich gegen die schwer kriselnde SG Alsenztal ein 3:2. Sensation des Wochenendes. In Brücken lieferte der Primus mal wieder das große Offensiv-Spektakel – mit einem Sechserpack von Waldemar Schneider. Tore satt gab’s auch bei der SG Weinsheim. Mit einem 7:4 schießt die sich aus dem Ergebnisloch.

SV Türkgücü Ippesheim – SG Guldenbachtal 1:2. – Lars Flommersfeld feierte Geburtstag und beschenkte sich selbst. Er stieg in die Luft, nickte die Freistoßflanke, die aus dem Halbfeld angesegelt kam, über Keeper Emre Ünal in die Maschen (35.). 0:1. Für Aufsteiger SG der geplatzte Knoten. „Das sind wieder Drei gegen Abstieg. 35, 40 Punkte müssen wir holen“, freute sich Guldenbachtals Coach Sascha Witt über den nächsten Sieg – den mittlerweile fünften in Serie. Der Bezirksliga-Neuling räumt auf. „Es kommen auch noch andere Zeiten. Kompliment an meinen dünnen Kader“, mahnte Witt zur Vorsicht. Goalgetter Nico Dorfey setzte einen drauf: Er erkannte die Lücke in der Mauer, zielte geradewegs durch zum 0:2 (48.). „Technisch gut“, so Witt, hätten die Ippesheimer aufgespielt, erst am Ende wurde die Partie „hektisch, zerfahren“. Geburtstagskind Flommersfeld sah unter anderem Gelb-Rot (94.). Brisanz ins Duell hatte Türkgücü-Trainer Ekrem Emirosmanoglu gebracht – mit dem 1:2-Anschluss (79.).

FC Hohl – TuS Waldböckelheim 2:3. – Später sprach Stefan Worst von einem „Nackenschlag, der dann eben draufkommt“. Als habe man nicht genug mit Pech zu kämpfen. Minute 77, Waldböckelheims Jan Scheib mutierte zum Hohl-Schreck: Einen individuellen Fehler nutzte er aus und traf zum Endstand (77.). Für Abteilungsleiter Worst war das wie Öl, das ins Feuer gegossen wird. Einfach zu viel. 2:0 hatte sein FC geführt, Felix Dickes‘ 2:1 (59.) sei „klares Abseits“ gewesen, der Strafstoß zu Gerritt Glas‘ Ausgleich (73.) zudem einer, „den nicht jeder gibt“. Mit den zwei Platzverweisen (82.) schaute Worst auf vier kritische Entscheidungen – Schuld gab er niemandem. „Mental wirkt das nicht positiv. Aber es ist, wie es ist, so ist Fußball“, zeigte sich der FCler als fairer Verlierer. Dabei hatte erst alles auf eine Gala hingedeutet: Martin Gert (34.) und Waldemar Schoch (37.) hatten mit einem Doppelschlag den TuS überrascht. „Die erste Hälfte war top“, lobte Worst. „Dann hatten wir kein Glück.“

SG Weinsheim – SV Winterbach 7:4. – Die einen kostete es massiv Nerven, die anderen kamen voll auf ihre Kosten. Thriller, Schützenfest, Feuerwerk – für dieses Elf-Tore-Drama kann es nicht genügend Beschreibungen geben. „Das war geil für die Zuschauer. Aber ich bin schweißgebadet“, atmete Julian Dörschug, Trainer der SGW, tief und mit klopfendem Herz durch. Seine Elf muss gepriesen werden für eine super Moral. 0:2, 1:3, 3:4 – sie biss sich zurück, immer wieder. Und stellte das Derby in nur zehn Minuten nach dem Wechsel auf den Kopf. „Gott sei Dank haben wir Reaktion gezeigt, waren mal eng an den Leuten“, sagte Dörschug, der zur Halbzeit drei Mann austauschte. Nicolas Hennrich (49.), Denis Bischof (52.), Jonas Stellwagen aus elf Metern (57.) – Nico Kuss hatte den klasse herausgeholt – und wieder Bischof (59.) überfielen den SVW. „Man muss sein Glück erzwingen“, so Dörschug. Für Winterbach netzten Jonas Kunz (18., 25., 30.) und Jochen Schäfer (45.) ein, für die SG noch Robin Kühner (27.), Bischof (39.) sowie Timon Rheinländer (42.). Was für ein Feiertag.

FCV Merxheim – TSV Lalo-Laubenheim 3:2. – Flanke aufs kurze Eck, Knipser Keven Lang-Lajendaecker verlängerte mit dem Scheitel, Tobias Demand war goldrichtig positioniert und staubte ab (89.). So spät, aus dem Nichts, zum 3:2. Für den TSV in einer Druckphase ein Stich ins Herz, für Viktoria ein Euphorieschub. „Das war für uns ein Spiel, das wir gewinnen mussten“, klang FC-Urgestein Mike Marcaccini ziemlich befreit. „In den letzten Minuten war Langenlonsheim dem 3:2 näher als wir. Der Sieg ist verdient, aber glücklich.“ Lang-Lajendaecker (24., 76.) hatte Valentin Guckelsbergers 0:1 (8.) gedreht, Malte Quitsch für den Vorletzten egalisiert (82.). Endstand? Wer daran glaubte, hatte die Rechnung ohne Demand gemacht. „Erleichterung“ war im Merxheimer Lager zu spüren, berichtete Marcaccini, gerade nach dem Anrennen des TSV gegen Ende. „Nach dem 2:1 war es bei uns wie abgerissen“, so der Merxheimer. Was ein Standard in der Endphase verrücken kann…

TuS Mörschied – Eintracht Kreuznach II 0:3. – Marius Faller gab alles. „Gratulation an den Torwart, er hat super gehalten“, kam prompt die Anerkennung von Eintracht-Trainer Ercan Ürün. Fünf Glanzparaden hatte Faller hinlegen müssen, er blockte, was das Zeug hielt. Im ersten Durchgang verzweifelten die Kreuznacher an ihm – und legten nach dem Kabinengang los. „Wir sind nie hektisch geworden, wollten weiter Fußball spielen“, so Ürün. Einen Elfer verwandelte Brian Huth (65.), danach knallte er aus 20 Metern die Pille ins Dreieck (83.), den Schlusspunkt setzte nach Verletzungspause Pascal Missal, als er einen Freistoß direkt in den Kasten schlenzte (87.). Da war auch Faller machtlos. „Das war wieder ein starkes Spiel, es hat Spaß gemacht“, sagte Ürün. Mit dem 0:0 zur Pause war Mörschied glimpflich davon – die Geduld zahlte sich für die Ürün-Elf aus. Es gibt den Dreikampf an der Bezirksliga-Spitze.

FC Brücken – BSV 8:0. – Nächster Akt des großen Waldemar-Schneider-Theaters. Sollte ihn keine Blessur ausbremsen, dann hat er die Torjägerkanone beinahe sicher. Ganze sechs Mal setzte der Spielertrainer des FC Brücken gestern BSV-Torhüter Christian Mayer matt, der einem letztlich leidtun konnte. 22 Treffer hat Schneider nun in dieser Saison markiert. Traumquote. „Wir haben einfach gut gespielt und in kurzer Zeit ein paar Tore erzielt. Da gingen beim BSV die Köpfe runter, die Sache war dann erledigt“, resümierte Ass Schneider. Matthias Busch durfte sich noch eintragen in die Schützenliste, das Bollenbacher Debakel vollendete, passend, ein Eigentor. Einige seien „schön rausgespielt“ worden, andere „ganz saubere Einzelaktionen“, fasste Schneider zusammen. Aber: „Alles muss gespielt werden“, so der Coach. Schmittweiler und Alsenztal warten jetzt.

Karadeniz Kreuznach – SG Alsenztal 3:2. – Wow! Ein Gefühl sei das, schwärmte Beytullah Kurtoglu, das kenne man ja gar nicht mehr. „Wenn man will und arbeitet, wird man irgendwann belohnt“, jubelte der Karadeniz-Mann über den Premieren-Sieg im zehnten Anlauf. Dogukan Yegin hatte die Vorentscheidung herbeigeführt: Den schönen Zug über die Außenbahn vergoldete er zum 3:1 (64.) – Yegin als Edeljoker. Erst hatte Mücahit Senel das 1:0 für Karadeniz gemacht (42.), dann Kurtoglu einen Elfmeter im Eck versenkt (56.). „Auf dem Feld war mal eine richtige Truppe“, erzählte der Trainer. „Man hat gesehen, dass sie alle Vorgaben umgesetzt hat und jeder ans Limit gegangen ist. Über 90 Minuten.“ Während Karadeniz vorerst auf Wolke sieben schwebt, dürfte sich im Alsenztal ob der anhaltenden Misere Ratlosigkeit breit machen. Zwei Punkte in fünf Spielen. Ioan-Alexandru Baltateanus Doppelpack (50., 76.) konnte den Dämpfer nicht verhindern.



Aufrufe: 014.10.2018, 22:00 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor