FC Preußen Espelkamp - SC Vlotho (So 15:30)
Den Eltern unter die Arme zu greifen, das findet der 28-Jährige, der unter der Woche seinem Masterstudium in Osnabrück nachgeht, „selbstverständlich“. Das charakterisiert den unkomplizierten und in Fußballkreisen beliebten Rahdener schon ganz gut. Wriedt erhielt am vergangenen Sonntag nach seiner starken Leistung beim 0:0 im Derby gegen den TuS Tengern viele Komplimente, auch die des Gegners.
„Ich habe als Fußballer schon viele gute Jungs kennengelernt“, sagt Till Wriedt, der erst seit dieser Saison wieder das Tor des FC Preußen hütet. Zuvor stand er drei Jahre im Kasten des SC RW Maaslingen, diesem sportlich ambitionierten, aber dörflich gebliebenen Petershäger Verein. „Meine Mutter hat mich mal gefragt, wie man Maaslingen beschreiben kann. Ich habe gesagt, das ist wie Union Varl, nur in cool.“
Leider habe es in dieser Saison noch nicht geklappt, bei den alten Freunden vorbei zu schauen. Dabei ist Till Wriedt genau das wichtig: Pflege von Freundschaften. „In Maaslingen gibt es zwei Platzwarte, die waren fast bei jedem Training dabei und haben gefragt, ob sie was machen können. Und einmal haben wir zehn Spiele am Stück verloren, aber der Trainer war der letzte, der zur Debatte stand“, erzählt Wriedt und zieht ein Fazit: „Nach Maaslingen zu gehen, war der beste Schritt, den ich damals hätte machen können.“
Nun ist er wieder beim FC Preußen Espelkamp. „Und vor dem ersten Spieltag ist der Trainer weg“, so Wriedt, der dabei selbst mit dem Kopf schütteln muss. Diese stets wiederkehrende Unruhe, wenn man glaubt, dass Ruhe eingekehrt ist, gehöre wohl zu diesem Verein, den Wriedt schon seit der C-Jugend kennt. „Damals bin ich vom TuSpo nach Espelkamp gewechselt, aber noch als Feldspieler. Als sich dann der Torhüter die Hand gebrochen hat, brauchten wir jemanden, und ich wusste ja ungefähr, wie es geht“, erzählt er. Erste Erfahrungen als „Fänger“ hatte der „kleine“ Till nämlich schon früher gesammelt – besser sammeln müssen. „Auf dem Bolzplatz mit meinem Bruder Felix. Als kleinerer Bruder kann man sich die Position nun mal nicht aussuchen.“
So schlecht kann Till Wriedt nicht gewesen sein. Er blieb im Tor und stieg mit der Espelkamper A-Jugend in die Westfalenliga auf. Es folgten sechs Jahre bei den Senioren mit zwei Kreispokalsiegen. „Damals habe ich nie verstanden, warum unsere Mannschaft so verschrien war. Intern hatten wir eine verschworene Truppe und ein paar richtig tolle Jahre zusammen“, betont Wriedt. Davon vier Jahre in der Landesliga und zwei in der Bezirksliga mit einem peinlichen Auftaktspiel. „Wir haben mit 1:2 gegen unsere Zweite verloren. Aber ich war verletzt und nicht dabei“, lautet Wriedts Alibi.
An die alten Erfolge würde der großgewachsene Torhüter nun gerne in Espelkamp wieder anknüpfen. „Mit Tim Daseking haben wir noch kein Spiel in der Liga verloren. Dank seiner Matchpläne waren wir bislang immer sehr gut eingestellt. Uns zu schlagen, ist nicht einfach“, unterstreicht Wriedt. Vlothos jüngstes 5:0 sei eine Warnung gewesen, „doch es sollte schon unser Anspruch sein, das Spiel zu gewinnen.“
Vor dem Spieltag wird in Espelkamp wohl wieder Eugen Fritz aktiv sein. „Er ist jemand, der immer einspringt, wenn man ihn braucht. Erste Mannschaft, A-Jugend-Trainer, Schiedsrichter, Rasen mähen – Eugen ist da. Vor solchen Leuten habe ich den größten Respekt“, sagt Till Wriedt und weiß dies einzuschätzen. Schließlich ist er selbst jemand, der mit anpackt.