2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Gerry Huber will sich von der Durststrecke vor der Winterpause nicht aus dem Konzept bringen lassen. F: Hofer
Gerry Huber will sich von der Durststrecke vor der Winterpause nicht aus dem Konzept bringen lassen. F: Hofer

Planänderung? »Wir werden nichts über den Haufen werfen«

Jahresinterview SpVgg Hankofen-Hailing - Teil 2: Mit Cheftrainer Gerry Huber, Teammanager Richard Maierhofer und Vize-Kapitän Daniel Hofer

Im ersten Teil des großen Jahresinterviews mit den Protagonisten der SpVgg Hankofen-Hailing haben wir uns darüber unterhalten, was die Bayernliga für den kleinen Verein bedeutet, warum kein Gegner gern in den Gäuboden kommt und warum Coach Gerry Huber die Spielweise vor der Saison geändert hat. Im zweiten Teil sprechen wir darüber, warum der Cheftrainer und seine Jungs im Abstiegskampf nicht vom eingeschlagenen Weg abrücken werden und wie sich die SpVgg Hankofen-Hailing langfristig positionieren will.
FuPa: Gerry, auf dem Weg Richtung Winterpause lief nicht mehr viel zusammen. Wie erklärst du dir den Einbruch deiner Mannschaft?
Gerry Huber (53):
Der Kräfteverschleiß war enorm, einige Urlauber und Verletzte - da kam eben alles zusammen. Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass wir in zwei, drei Partien auch richtig Pech mit Schiedsrichterentscheidungen hatten. Ich erwähne jetzt nur mal das Spiel gegen Dachau, als wir 2:0 führten und Benedikt Gänger vom Platz gestellt wurde, der an der Aktion aber gar nicht beteiligt war. Oder bei den Junglöwen, als uns zwei klare Elfmeter verwehrt wurden. Wir wollten uns keine Krise einreden lassen, aber irgendwann war sie dann halt doch da. Aber wir kriegen das wieder hin.

Worauf legst du in der Vorbereitung dein Hauptaugenmerk?
Gerry Huber:
Ich habe zu den Jungs gesagt, sie müssen topfit zum ersten Training kommen. Ich will mich nicht mehr lange mit Ausdauerläufen beschäftigen. Der körperliche Zustand muss auf einem Top-Level sein und dann spielen wir wieder Fußball und holen uns den Feinschliff. Ich kann versprechen, dass wir ganz hart arbeiten werden.

Du hast im ersten Teil betont, eure bevorzugte Spielweise mit viel Pressing ist sehr kraftraubend. Den Spielern das einzuimpfen, erfordert eine Menge Geduld, oder?

Gerry Huber: Ja natürlich, das erfordert eine Menge Zeit, bis sich die Spieler körperlich und auch vom Kopf her daran gewöhnt haben. Dass es dann mal Leistungsdellen gibt, ist ganz normal. Wir werden aber so weitermachen, das habe ich den Jungs auch schon mitgeteilt.

Huber: »Wir haben uns fußballerisch ganz klar weiterentwickelt.«

Es steht also nicht zur Debatte, dass ihr euren Spielstil im Abstiegskampf ändert?
Gerry Huber: Nein, im Gegenteil. Wenn wir bei ein wenig Gegenwind gleich alles in Frage stellen würden, dann kommen wir nie weiter. Wir werden nichts über den Haufen werfen und wollen jetzt den nächsten Schritt vollziehen. Wir ziehen volle Kanne bis zum Sommer durch, dann kommt unser Athletiktrainer Julian Brückl wieder ins Spiel, um wieder einen Sprung nach vorne zu machen. Dann werden es zwei Jahre sein, in denen wir dieses System praktizieren und dann müssten die Spieler soweit sein, es über eine ganze Saison durchzustehen. Man muss sich doch nur mal den Fußball ansehen, den Jürgen Klopp in Liverpool spielen lässt. Vor 18 Monaten hat noch jeder Experte gesagt: Der spinnt doch, wie er sein Team spielen lässt, das halten die doch nie durch. Jetzt wird er in den Himmel gelobt für seine überfallartige Spielweise. Es dauert eben alles seine Zeit. Ich habe da überhaupt keine Bedenken, denn auch meine Spieler sind von der Art und Weise begeistert. Wir haben uns fußballerisch ganz klar weiterentwickelt. Weil es eben eine ganz andere Art ist, Fußball zu spielen.

Richard Maierhofer: Wir haben uns mit den Spielern unterhalten und auch die Mannschaft will den Stil so beibehalten. Weil es eben über einen langen Zeitraum sehr erfolgreich war, werden wir da jetzt nicht großartig etwas an unserer Spielweise ändern. Gerry ist ein Trainer, der immer versucht, die Mannschaft mitzunehmen. Wenn die Spieler nicht hinter dir stehen, dann geht das heutzutage auch gar nicht mehr.

Daniel, wie beurteilst du die Hinrunde aus Spielersicht?
Daniel Hofer (27): Wir haben einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Die ersten 13, 14 Spiele waren richtig stark. Dann kamen mehrere Faktoren zusammen: Unsere linke Seite ist uns verletzungsbedingt weggebrochen, wir haben keine Tore mehr geschossen und hatten auch das eine oder andere Mal Pech. Aber wir wussten von Anfang an, dass es nicht einfach werden würde.

Mit 27 gehörst du zum "alten Eisen" in der Mannschaft. Was macht für dich den Reiz aus, eine junge Truppe zu führen?
Daniel Hofer: Ich bin zum zweiten Kapitän gewählt worden, darauf bin ich stolz. Auch wenn ich gerne mal einen Scherz mache oder lustig bin, aber wenn`s nicht läuft, dann spreche ich die Dinge auch glasklar an. Aber das Gute bei uns ist, dass keiner den Kopf hängen lässt, wenn`s nicht so läuft, das zeichnet uns auch aus. Ein großes Plus bei uns ist, dass wir keine Quertreiber mehr in der Mannschaft haben, die dagegen arbeiten.

Maierhofer: »Wollen für für talentierte Spieler in den jungen Seniorenjahren ein Ausbildungsverein sein.«

Was zeichnet euer Trainerteam aus?
Daniel Hofer: Beide sind brutal engagiert und akribisch. Egal wann du zum Training kommst, die Trainer sind schon da. Wenn wir Spieler nach dem Training in die Sauna gehen, sind sie im Anschluss immer noch da. Sie haben immer ein offenes Ohr. Und wir haben von Anfang an gewusst, was sie von uns verlangen, dass wir unser Spiel eben auf Pressing auslegen. Das passt einfach.

Die Bayernliga ist für junge Spieler ein Schaufenster und daher enorm attraktiv. Ist das euer größtes Pfund, mit dem ihr bei potenziellen Neuzugängen wuchern könnt?
Richard Maierhofer: Sicherlich ist es auch harte Überzeugungsarbeit. Aber keine Frage, dass wir in der Bayernliga spielen und in Niederbayern die Nummer zwei sind hinter Schalding, das zieht schon. Ohne Geld läuft ja sowieso nichts mehr, da kriegen manche Spieler sicher in der Bezirksliga mehr als bei uns. Aber es gibt schon noch einige junge Spieler, die sich in einer guten Mannschaft möglichst hochklassig weiterentwickeln wollen. Das ist für uns schon ein Vorteil.

Es gibt immer wieder kritische Stimmen, dass Hankofen den Fokus allein auf die erste Mannschaft richtet. Eine zweite Mannschaft oder die Jugend spielen fast keine Rolle. Was hältst du den Kritikern entgegen?
Richard Maierhofer: Denen muss ich sagen, dass Hankofen eben nur 350 Einwohner hat. Es ist einfach nicht möglich, eigenständige Jugendmannschaften zu stellen. Eine zweite Mannschaft zu finanzieren, das ist auch ganz, ganz schwierig. Wenn wir ein größerer Standort wären, würden wir das Ganze im Juniorenbereich mit Sicherheit auch anders betreiben. Wir wollen uns anderweitig positionieren und wollen für talentierte Spieler in den jungen Seniorenjahren ein Ausbildungsverein, eine Plattform sein. So können wir sie zu uns locken. Auf der anderen Seite werden wir ihnen keine Steine in den Weg legen, wenn sie es beispielsweise in der Regionalliga probieren wollen.

Im Sommer konnte die SpVgg mit "DefSports" einen neuen Hauptsponsor präsentieren. Ein weiterer Schritt, um finanziell breiter aufgestellt zu sein?
Richard Maierhofer: Wir wollen uns im Sponsoring-Bereich immer weiterentwickeln. Wer bei uns ins Stadion reinkommt, der sieht, dass sich einiges tut. Da müssen wir immer am Ball bleiben. Mit "DefSports" sind wir sehr zufrieden. Das Unternehmen agiert deutschlandweit und ich denke, dass wir hier in Niederbayern ein guter Werbepartner für "DefSports" sind.

Hofer: »Noch eine Liga höher wird`s wohl nicht gehen, dafür ist der Zug abgefahren.«

Heißt das im Umkehrschluss auch, dass ihr auch mal tiefer in die Tasche greifen könnt, um einen gestandenen Bayernliga-Kicker zu holen?
Richard Maierhofer: Wir werden auf der Schiene bleiben, junge talentierte Spieler zu holen. Was aber nicht ausschließt, dass wir mal einen 30-Jährigen verpflichten, der uns auf Anhieb weiterhilft. Wir wollen und müssen uns auch die nächsten Jahre verbessern, weil alle anderen Mannschaften in der Bayernliga auch immer stärker werden. Allein die Teams rund um München profitieren enorm von der Ausbildung bei den Profiklubs, da fallen automatisch gute Spieler ab. Da müssen wir eben mit unseren bescheidenen Mitteln immer kreativ sein, um dran zu bleiben.

Abschließende Frage Daniel: Siehst du deine Zukunft in Hankofen oder suchst du noch einmal eine neue Herausforderung?
Daniel Hofer: Noch eine Liga höher wird`s wohl nicht gehen, dafür ist der Zug abgefahren. Die Bayernliga ist eine wahnsinnig attraktive Klasse, wo toller Fußball gespielt wird und der Aufwand noch im humanen Bereich liegt. Deshalb sehe ich meine Zukunft in Hankofen - wenn sie mich denn weiter haben wollen. (lacht)

Und Spielertrainer reizt dich auch noch nicht?
Daniel Hofer: Ich habe zwar einige Anfragen vorliegen, aber das kommt für mich jetzt noch nicht in Frage. Mir macht das im Moment einfach noch zu viel Spaß, hier mit der Mannschaft Erfolge zu feiern. Eines Tages allerdings könnte ich es mir natürlich vorstellen, Spielertrainer zu machen oder meinen Heimatverein zu unterstützen.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.


"Keine Mannschaft spielt gerne in Hankofen" - Hier geht`s zum ersten Teil des Interviews.



Aufrufe: 030.1.2019, 07:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor