2024-06-14T14:12:32.331Z

FuPa Portrait

Nach Schicksalsschlag: Kevin Oschinski verlor den Anschluss!

Fast geschafft: Mit 16 Jahren passierte etwas im Leben von Kevin Oschinski, womit er niemals gerechnet hatte. Seinen großen Traum vom Fußball-Profi musste er aufgeben.

Menschen prägen einen für das ganze Leben. So auch bei Kevin Oschinski. Seine Mutter half ihm dabei, wo sie nur konnte, seinen großen Traum zu verwirklichen. Kevin Oschinski wollte mit dem Fußball seinen Lebensunterhalt verdienen. Mit 16 Jahren war er nah dran, doch dann verlor er den Menschen, den er am meisten liebte: seine Mutter.

Die B-Jugend gilt für einen jungen Nachwuchskicker als entscheidendes Alter. Wer schafft den Sprung in die Bundesliga und wer nicht? In diesem Alter werden die Weichen für die weitere sportliche Laufbahn gestellt. Kevin Oschinski trainierte mit 16 Jahren beim SC Paderborn im Nachwuchsleistungszentrum. Er spielte bereits seit der U15 beim SCP und war auf seiner Position gesetzt. Auf der Bank nahm er selten Platz. Fußball war sein Leben, er wollte es einfach schaffen. Von ganzen Herzen gab er alles.

Im März 2014 passierte dann etwas, was sein Leben für immer veränderte. An einem fußballfreien Tag ließ sich Kevin Oschinski von seiner Mutter zu einem Kumpel fahren. Sie wollten etwas "FIFA zocken" und quatschen. Was Jungs in dem Alter eben so machen. Nach einer Stunde rief sein Ziehvater an, er solle bitte sofort nach Hause kommen. Es wäre etwas passiert. Die Mutter seines Freundes fuhr ihn. Die Vorahnung, etwas Schlimmes sei passiert, breitete sich in ihm aus. Er war wie gelähmt. Als sie ankamen, sah er schon den Krankenwagen und den Notarzt. Im Haus kam sein Stiefvater auf ihn zu und überbrachte ihm die schlimme Nachricht: Seine Mutter habe mit 34 Jahren einen plötzlichen Herzstillstand erlitten. Sie würden sie jetzt ins Krankenhaus bringen, aber es sähe nicht gut aus, sagte Kevin Oschinskis Stiefvater damals zu ihm.


„Sie hätte ein Leben an Maschinen niemals gewollt“

Maschinen hielten seine Mutter noch am Leben. Doch sie sollte nicht mehr aufwachen. Kevin, seine damals 13-jährige Schwester und der Ziehvater entschieden sich dazu, die Maschinen, die ihre geliebte Mutter am Leben hielt, abzustellen. „Sie hätte ein Leben an Maschinen niemals gewollt“, begründet Kevin die Entscheidung.

Der Todestag von Kevins Mutter war ein Sonntag. Mitten in der Saison. Kevin wollte nicht Zuhause sitzen und trauern. Er wollte spielen und sich ablenken. Vergessen, was passiert war und seinen Traum verfolgen, bei dem seine Mutter ihn immer unterstützt hatte. Kevin spielte mit seinem SC Paderborn. Seine Mannschaft und der Trainer wussten, was passiert war. Eine Halbzeit spiele er damals, bevor sein Trainer Marco Cirrincione ihn runter nahm. Er war nicht klar im Kopf. „Ich wusste selber, es ging nicht mehr. Doch dann folgte einer meiner schönsten Fußballmomente“, sagt Kevin im Nachhinein. Zur Halbzeit lag der SCP mit 0:1 hinten, am Ende gewann sein Team für Kevin in einem Wahnsinnspiel mit 4:3.

Auch sein ehemaliger Trainer im Paderborner Nachwuchsleistungszentrum, Marco Cirrincione, erinnert sich noch an einen bewegenden Moment nach dem Spiel zurück: „Kevin hat dann im Kreis eine sehr bewegende Rede gehalten, sich bei dem Team bedankt und erklärt, dass ihm das alles sehr viel Kraft geben würde. Wirklich bewegend. Einer der vielen Momente, die dieses Team zu einer wirklich tollen Einheit werden ließ. Bekanntlich geschieht das nicht immer nur durch Erfolgserlebnisse, sondern auch in der Verarbeitung von besonderen Situationen. Ein bewegender Moment in Kevin Oschinskis Karriere. Jedoch war nach dem Verlust der Mutter der Traum vom Fußball-Profi zwar noch da, jedoch spielte er nicht mehr unbekümmert wie zuvor."


"In diesen Momenten merkt man wieder,
wie unwichtig und klein der Fußball ist“

Seine Schwester und sein Ziehvater brauchten ihn. Von einem jungen talentierten Fußballer wurde er schneller zu einem Erwachsenen, als ihm lieb war. Er musste Verantwortung übernehmen und selbst mit der Trauer zurecht kommen. Und das neben vier Mal Training pro Woche und einem Spiel am Sonntag. „Durch die Schicksalsschläge hat er natürlich neben dem Fußballplatz einiges aufarbeiten müssen. Ich habe immer versucht, für ihn da zu sein. Besonders berührend war die Beerdigung seiner Mutter, bei der Kevin eine bewegende Rede hielt und dabei dankende Worte an die Gäste und auch an mich persönlich richtete. In diesen Momenten merkt man wieder, wie unwichtig und klein der Fußball ist“, sagt sein ehemaliger Trainer Marco Cirrincione. Seine Spielanteile sanken mit der Zeit. Die Konkurrenz und der Druck wurden zu viel. Er wechselte vom SC Paderborn in die A-Jugend des SC Verls.

Dort spielte er und hoffte, für die erste Mannschaft ein Thema zu werden. „Mein Wunsch war es, einmal beim SC Verl im Stadion aufzulaufen“, sagt Oschinski. Sein ehemaliger Mitspieler Ron Schallenberg schaffte es. Er spielt beim SC Verl in der ersten Mannschaft, ein Traum, den Oschinski immer hatte. Doch trotzdem gab er in der Reserve-Elf des SC Verl alles. Sein Trainer im Seniorenbereich, Julian Heese, trainiert aktuell den FC Gütersloh und erinnert sich gut an ihn: „Ich finde, Oschi (Kosename) ist ein Super-Kerl, er hat ein großes Herz. Bis zum Profi-Bereich ist es noch ein weiter Sprung. Wenn man so einen Vorfall erlebt hat, dann ist das immer prägend für einen Spieler."

Ob Kevin Oschinski es ohne den Verlust seiner Mutter zum Profi geschafft hätte, wird man wohl nie erfahren.

Aufrufe: 09.4.2019, 11:00 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor