2024-04-30T13:48:59.170Z

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Von Sieg zu Sieg fliegt im Moment der ASV Neumarkt um Daniel Haubner (li.).
Von Sieg zu Sieg fliegt im Moment der ASV Neumarkt um Daniel Haubner (li.). – Foto: Marco Meierhöfer

Nach der Zäsur: Da wächst wieder etwas zusammen in Neumarkt

Durch mutige Entscheidungen scheint der ASV wieder in die Spur zu finden

"Die Stimmung ist richtig gut", beteuert Neumarkts Sportdirektor Tobias Ochsenkühn. Kein Vergleich zum Vorjahr. Der ASV hat nach dem völlig unerwarteten Abstieg aus der Bayernliga einmal alles auf Null gestellt. Die Rechnung in der Kreisstadt scheint aufzugehen. Nach vier Siegen in Folge hat sich die junge Truppe in der Spitzengruppe der Landesliga Mitte festgebissen. Dabei hat auch geholfen, dass sich die Oberpfälzer vor Kurzem die Devise "safety first" auf die Fahnen geschrieben haben.

Es würde alles andere als einfach werden, das wusste Tobias Ochsenkühn. Der Abstieg markierte eine Zäsur in Neumarkt. Mit Torjäger Christian Schrödl verabschiedete sich im Sommer auch die letzte verbliebene Führungsfigur der vergangenen Jahre. Zuvor hatten im Winter Armin Bindner, Ferdinand Buchner oder Bernhard Neumayer den Anfang gemacht. Eine Zeitenwende wurde eingeläutet - um genau zu sein schon vor knapp einem Jahr mit der Entscheidung, Benedikt Thier (31) zum Cheftrainer zu befördern. Trotz der sich abzeichnenden Degradierung in die Landesliga hielten die Verantwortlichen an Thier fest. Der ASV rief eine neue Philosophie aus: Der junge Übungsleiter erhielt den Auftrag, mit ambitionierten und ehrgeizigen Talenten aus der Region eine neue, schlagkräftige Truppe zu formen.

Ein steiniger Weg, der auch schief gehen kann, dessen waren bzw. sind sich alle bewusst. Doch nach vier Siegen in Folge scheint der Plan aufzugehen, der ASV hat sich in der Spitzengruppe der Landesliga Mitte festgesetzt. "Mannschaft und Trainerteam finden immer besser zusammen. Man darf nicht vergessen, dass wir eine komplett neue Mannschaft aufbauen mussten", betont Ochsenkühn, sellbst erst 32 Jahre alt, immer wieder. Nach einem Saisonstart, der einer Achterbahnfahrt glich, steckten sie beim ASV die Köpfe zusammen. Wie kann man der jungen Mannschaft mehr Sicherheit geben? Die Lösung liegt auf der Hand, wie der Sportdirektor verrät: "Wir haben das Spielsystem umgestellt. In den ersten Partien haben wir versucht zu pressen und sind den Gegner aggressiv angelaufen. Dadurch waren wir natürlich anfällig für Konter, was uns speziell gegen Grafenwöhr zum Verhängnis wurde. Jetzt agieren wir etwas abwartender aus der Defensive heraus." Die Maßnahme zeigt Wirkung, um Kapitän Jonas Marx herum blühen Akteure wie der wiedergenesene Daniel Haubner oder der erst 18-jährige Philipp Majewski auf.

Freude beim ASV: Michael Görlitz arbeitet fieberhaft an seinem Comeback.

Es macht wieder Spaß, den Neumarktern zuzusehen, das bekommt auch Tobias Ochsenkühn zu spüren: "Man wird in der Stadt wieder positiv auf den ASV angesprochen. Das ist ein schönes Gefühl." Vergessen ist die Depression der letzten Saison, in Neumarkt entsteht wieder etwas, eine Euphorie um den Verein ist spürbar. Die Neumarkter goutieren den eingeschlagenen Weg mit Wohlwollen. Im Schnitt 339 Zuschauer verfolgten die bisherigen fünf Heimspiele, gegen die SpVgg Weiden kamen sogar 450 Interessierte. Ein starker Wert für Neumarkter Verhältnisse, den der ASV selbst zu guten Bayernliga-Zeiten nicht erreichte. Es geht also in die richtige Richtung in der Kreisstadt, und Ochsenkühn sieht sich bestätigt: "Wir haben mutige Entscheidungen getroffen, und es scheint so, als würden unsere Ideen greifen. Wir werden im Moment belohnt." Da tut es der Stimmung auch keinen Abbruch, dass der als Leitfigur schlechthin gedachte Ex-Profi Michael Görlitz noch lange fehlen wird. Kurz vor dem Saisonstart riss sich der 32-Jährige das Kreuzband. Bitterer Rückschlag, aber Ochsenkühn lässt keinen Zweifel daran, dass Görlitz auf den Platz zurückkehren wird: "Michi ist immer noch ein absoluter Vollprofi. Er ist fünfmal in der Woche in der Reha, ist bei den Trainingseinheiten präsent und gibt unseren jungen Spielern Tipps. Die sehen natürlich zu ihm auf, das ist Gold wert. Ich denke, er wird in den nächsten Wochen schon wieder mit dem Lauftraining beginnen können. Ich bin mir sicher, er wird uns in der Frühjahrsrunde noch einmal einen Schub verleihen."

Zudem freut sich Ochsenkühn auf die Rückkehr von Mario Forster. Der 25-jährige Neuzugang vom TSV Freystadt hat in den letzten Jahren seinen Torriecher in der Bezirksliga unter Beweis gestellt, konnte aber noch nicht ins Geschehen eingreifen, weil er aktuell einen Schien- und Wadenbeinbruch auskuriert. Sind die beiden derzeit verletzten Akteure wieder mit an Bord, dürfte der ASV nochmal deutlich an Qualität zulegen.Was ist also möglich in dieser Saison des Umbruchs? "Die Frage lautet: Wie konstant können wir sein?", entgegnet Ochsenkühn und gibt gleich selbst die Antwort: "Die Hoffnung ist, dass wir bis Winter oben dabei sein können. Dann ist einiges drin." Fehler der Vergangenheit haben den Verein zum eingeschlagenen Weg mit jungen, talentierten Spielern gezwungen. Vielleicht wird man auch in Neumarkt in nicht allzu ferner Zukunft sagen: Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes ist. Beim ASV wächst gerade eine Mannschaft zusammen, die man auf dem Zettel haben sollte.


Aufrufe: 05.9.2019, 11:56 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor