2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Mitch Seidel kommt bei Eden Reha auch mit Spitzensportlern in Kontakt, beispielsweise mit der Olympiasiegerin im Fußball Sara Däbritz.
Mitch Seidel kommt bei Eden Reha auch mit Spitzensportlern in Kontakt, beispielsweise mit der Olympiasiegerin im Fußball Sara Däbritz. – Foto: Markus Schmautz

Mitch Seidel: Ein „Schema F“ gibt es nicht

Der 29-Jährige ist neben seiner Tätigkeit bei der Eden Reha auch Physiotherapeut der U21 des SSV Jahn. Sein Beruf macht ihm großen Spaß.

Michael Seidel aus Mintraching ist ein begeisterter Fußballer. Viele Jahre lang spielte er für seinen Heimatverein, den FC Mintraching, zudem ein Jahr für den Bezirksligisten FC Thalmassing, wo er von 2014 bis 2018 auch als Physiotherapeut tätig war. Seit fast drei Jahren arbeitet Seidel nun schon bei Eden Reha in Donaustauf. Zudem ist er beim SSV Jahn Regensburg tätig. Im Gespräch mit FuPa erläutert der Physiotherapeut mit Leib und Seele, welche Sportart ihn noch brennend interessiert.

Herr Seidel, Michael oder Mitch? Wie heißen Sie eigentlich?
Eigentlich Michael, aber einen solchen hatten wir bei Eden Reha schon. Dort kennt man mich deshalb unter Mitch Seidel, meinem lieb gewordenen Spitznamen.


Was fasziniert Sie an der Arbeit eines Physiotherapeuten?
Ich habe schon immer gerne mit Menschen zusammengearbeitet, helfe gerne weiter, komme gerne ins Gespräch, lerne gerne neue Menschen und Persönlichkeiten kennen. Und dazu habe ich wahrlich genug Gelegenheit. Und das ist einer großen Bandbreite, vom Spitzensportler wie Sara Däbritz oder Jahn-Profi Jan-Marc Schneider über den Freizeitsportler bis hin zu älteren Menschen, die beispielsweise ein künstliches Kniegelenk eingesetzt bekamen. Mein Beruf ist nie langweilig, jeder Fall, jeder Patient, jeder Krankheitsverlauf ist anders. Die Herausforderung, sich darauf einzulassen und einzustellen, nehme ich gerne an. Und in meinem Beruf lernt man nie aus, bei jeder Fortbildung gibt es Neues zu lernen. Sehr profitiert habe ich von meinen beiden Chefs. Zuerst von Alois Kindler in seiner Praxis in Schierling, nun von Klaus Eder bei Eden Reha. Ich bin froh, einen so tollen Arbeitsplatz im Prinzip sozusagen gleich vor der Haustür zu haben. Nicht wenige meiner Kolleginnen und Kollegen zogen aus anderen Bundesländern in die Oberpfalz, um hier arbeiten zu können.


Und neben ihrer Arbeit bei Eden Reha sind Sie für den SSV Jahn aktiv...
Ja, auch das macht mir sehr viel Spaß. Ich war schon immer ein Fan des SSV Jahn, helfe dort gerne mit dazu. Vor drei Jahren begann ich als Springer-Physio bei der U23 unter Trainer Harry Gfreiter. Dann wurde ich fester Physio der U17, eine Saison später ging es weiter zur U19, die von Ex-Profi und Jahn-Institution Alexander Maul, er war lange Zeit Spielführer beim Jahn, gecoacht wird. Es war schon interessant, mit ehemaligen Profi-Spielern zusammen zu arbeiten. Ihre Sichtweise ist des Öfteren ganz anders als bei einem ehemaligen Amateur-Spieler. Lange Zeit spielten wir mit der U19 um den Bundesliga-Aufstieg mit. Leider hat es letztendlich aber nicht ganz gereicht. Vor der aktuellen Saison kam ich zur U21, die unter Yavuz Ak in der Herren-Bayernliga aktiv ist. Beim Jahn hat sich in den letzten Jahren viel zum Positiven gewandelt, auch im medizinischen Bereich wurden viele Verbesserungen vorgenommen.

Faszinierend findet Seidel die Zusammenarbeit mit dem mehrfachen Rodelweltmeister Toni Eggert (r.).
Faszinierend findet Seidel die Zusammenarbeit mit dem mehrfachen Rodelweltmeister Toni Eggert (r.). – Foto: privat


Worauf kommt es in der Zusammenarbeit mit einer Mannschaft und einem Trainer besonders an?
Es muss gegenseitiges Vertrauen vorhanden sein, sowohl zwischen dem Therpeuten und den einzelnen Spielern als auch mit den Verantwortlichen. In der aktuellen, noch lange nicht beendeten Saison, spreche ich mich genau mit Yavuz Ak ab. Er fragt mich regelmäßig nach meiner Einschätzung und legt auch Wert darauf. Wir sind total auf einer Wellenlänge.


Spielen Sie selbst noch Fußball?
Nein, nach meinem Kreuzbandriss im Jahr 2018 habe ich die Fußballschuhe an den Nagel gehängt, zumal ich von Berufswegen her zeitlich sehr eingespannt bin.


Als Physio im Nachwuchsleistungszentrum kommen Sie sicherlich mit vielen Altersgruppierungen zusammen. Gibt es da Unterschiede?
Natürlich, ein U13-Spieler befindet sich im Wachstum, ein U-17-Akteur in der Pubertät und ein U21-Spieler ist bereits erwachsen, was sich natürlich auch auf die Behandlung auswirkt. Jeder hat seine eigenen Ziele, Vorstellungen, aber auch Ängste. Diese den Spielern zu nehmen, eine Vertrauensbasis zu schaffen, sind wichtige Aufgaben. Ein „Schema F“ gibt es nicht, jede Lösung benötigt ihren eigenen Weg. Oft ist der erste Eindruck wichtig, eine vertrauensvolle Kontaktaufnahme, eine gehörige Portion an Empathie und Freundlichkeit bilden die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Ebenfalls nicht missen möchte ich meine Erfahrungen beim Bayerischen Fußballverband, als ich ein paar Mal mit der U16-Damen-Bayernauswahl unterwegs war.


Welche Sportart fasziniert Sie außerhalb des Fußballs?
Der Rodelsport. Letzten August war ich im Olympiazentrum in Kienbaum mit Toni Eggert, dem siebenfachen Weltmeister und fünffachen Gesamtweltcupsieger im Doppelsitzer, im Einsatz. Zudem mit dabei war Julia Taubitz, ebenfalls Weltmeisterin im Rennrodeln. Die tiefen Einblicke in eine ganz anders Sportart als Fußball haben mich total beeindruckt, zumal mich der Wintersport schlechthin schon immer sehr interessiert hat. Die anatomischen Anforderungen und die Bewegungstechniken sind ganz anders als beispielsweise bei einem Fußballspieler, die Kräfteverhältnisse im Eiskanal, die auf den Körper wirken, sind unglaublich. Besonders wichtig sind die Rumpfstabilität, die Beweglichkeit und Kraft im Schulter- und Armbereich sowie die Sprunggelenke, denn damit steuert man im Eiskanal bei sehr hohen Geschwindigkeiten. Toni Eggert und sein Team einmal eine Weltcupsaison zu begleiten, wäre sicherlich auch eine sehr interessante Erfahrung. Im August geht es erneut für eine Woche ins Olympiazentrum. Darauf freue ich mich sehr! Es wird wieder eine spannende Erfahrung, da bin ich mir sicher.


Das Interview führte Markus Schmautz.

Seit einigen Jahren ist Mitch Seidel ein fester Bestandteil des Physio-Teams des SSV Jahn Regensburg.
Seit einigen Jahren ist Mitch Seidel ein fester Bestandteil des Physio-Teams des SSV Jahn Regensburg. – Foto: Ingo Maschauer

Aufrufe: 023.7.2020, 11:00 Uhr
Markus SchmautzAutor