2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
– Foto: Sascha Köppen, Nückel/Steinmann

Meisterschaft weiterspielen oder lieber die EM geniessen?

Horgens Präsident wendet sich mit Umfrage an FVRZ-Vereine

Der FC Horgen hat sich in einer E-Mail an sämtliche FVRZ-Vereine gewandt und gefragt, wie sie zur angekündigten Wiederaufnahme der Meisterschaft stehen. Beim abstiegsgefährdeten 2.-Ligisten würde man die Saison lieber abbrechen - und stattdessen die Europameisterschaft geniessen.

Ob die Meisterschaft im Amateurfussball wie angekündigt im Juni fortgeführt werden kann, entscheidet sich am Mittwoch. Dass nicht alle Vereine der Wiederaufnahme freudig entgegenblicken, hat bereits die vom Schweizerischen Fussballverband SFV als "eher tendenziös" bezeichnete schweizweite Umfrage zweier Einzelpersonen gezeigt.

"Sportlich nicht korrekt und auch nicht fair!"

Kurz vor knapp hat nun am Pfingstmontag auch der FC Horgen eine Umfrage lanciert. Sämtliche FVRZ-Vereine sollen von Präsident Luciano Varricchio per E-Mail angeschrieben worden sein: "Wie mir aus verschiedenen Kreisen zugetragen wurde, sind viele Vereine mit der Wiederaufnahme der Meisterschaft nicht einverstanden", steht da. Und: "Der FC Horgen ist ebenfalls der Meinung, dass angesichts der schwierigen Corona-Situation die Meisterschaften abgebrochen und nicht gewertet werden sollten. Eine Meisterschaft zu werten mit Auf- und Absteigern, welche nur zur Hälfte gespielt wurde, ist sportlich nicht korrekt und auch nicht fair!"

Bezeichnenderweise liegt der FC Horgen in der 2.-Liga-Gruppe 1 unter dem Strich auf dem drittletzten Tabellenrang und hat nur noch drei Spiele, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen, während die direkte Konkurrenz noch vier oder sogar fünf Spiele nachzuholen hat. Erschwerend kommt für den Seeverein hinzu, dass auch der schlechtere Tabellen-Viertletzte der beiden Gruppen in die 3. Liga relegiert würde, falls aus der interregionalen 2. Liga mehr als zwei Teams aus dem FVRZ-Gebiet absteigen.

In der E-Mail werden selbstverständlich ganz andere Argumente angeführt: Die Vorbereitungszeit falle viel zu kurz aus und die Verletzungsgefahr der Spieler sei dadurch viel höher. "Mit Ausnahme der Mannschaften, die aktuell auf Aufstiegskurs sind, hat niemand ein Interesse daran, eine Meisterschaft zu werten, welche nicht unter regulären Bedingungen stattgefunden hat", schreibt Varricchio weiter.

Spielregeln waren von Anfang an klar

Regulär sind die Bedingungen aber durchaus, hat der Verband die Spielregeln doch bereits im August 2020 bekanntgegeben - und seither laufend transparent aufdatiert. In Anwendung von Art. 8bis Wettspielreglement sollen Meisterschaften gewertet und Auf- sowie Absteiger bestimmt werden, wenn in der Mehrheit der Ligen aller Kategorien bereits mindestens die Hälfte der regulären Runden vollständig gespielt wurden.

Davon unbeeindruckt spricht sich Horgens Präsident deutlich für einen Saisonabbruch aus: "Es wäre doch viel sinnvoller, ab Juni mit einer sauberen, effizienten Vorbereitung für die neue Saison zu starten, ohne uns diesem unnötigen Stress auszusetzen. So könnten wir im Juni die EM geniessen und uns in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten!"

Die Zeit dränge, steht schliesslich in der E-Mail; man wolle "eine rasche, demokratische Auswertung" machen. Die Vereine werden gebeten, sich mittels Antwort-Mail für oder gegen die Wiederaufnahme der Meisterschaft auszusprechen. Varricchio schliesst mit den Worten: "Sollte die Mehrheit der Vereine für einen Abbruch der Meisterschaft sein, werden wir vom Verband entsprechende Schritte fordern. Andernfalls werden wir spielen!"

Wie diese Schritte aussehen sollen, ist fraglich. Der FVRZ wird sich in dieser Sache kaum gegen die Entscheidungen des SFV stellen können oder wollen.

Altstetten will abbrechen, Dietikon freut sich

Ein Verein dürfte das Unterfangen des FC Horgen jedoch unterstützen: Gruppenkonkurrent Altstetten, mit nur einem Punkt aus zehn Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenrang. Aron Trakic, Vize-Präsident des FC Altstetten, äusserte sich dazu letzte Woche bei "TeleZüri": "Wir wünschen uns einen Saisonabbruch." Statt in 26 Meisterschaftsspielen beweisen zu können, dass sein Team in die 2. Liga gehöre, blieben dazu nur 13 Spiele - und 10 dieser 13 Spiele seien schon vor über sechs Monaten gespielt worden. Das sei nicht fair.

Es gibt auch andere Stimmen: So blickt etwa der neue Dietikon-Trainer Daniel Tarone positiv auf die Fortsetzung der Meisterschaft. "Wir freuen uns, es stehen vier Cup-Spiele an", lässt er in der "Limmattaler Zeitung" verlauten und spricht damit den vier Partien umfassenden Abstiegskampf an, der seine Mannschaft erwartet. Aktuell liegt Dietikon in der 1.-Liga Gruppe 3 unter dem Strich.

Aufrufe: 025.5.2021, 10:56 Uhr
Sandra TrupoAutor