2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
In der A-Jugend-Bundesliga war Ylli Cermjani (rechts) zuletzt im Trikot des 1. FC Saarbrücken am Ball, ehe er zum FSV Rimbach kam.
In der A-Jugend-Bundesliga war Ylli Cermjani (rechts) zuletzt im Trikot des 1. FC Saarbrücken am Ball, ehe er zum FSV Rimbach kam.

"Mein Ziel ist es, Profi zu werden"

Vom FSV Rimbach geht es für Ylli Cermjani in die Oberliga – Schluss soll dann aber noch nicht sein

Dem FSV Rimbach ist im Endspurt der A-Liga die Luft ausgegangen. Die Odenwälder verspielten auch aufgrund großem Verletzungspech die Vizemeisterschaft. Den dritten Tabellenplatz werten die Verantwortlichen dennoch als großen Erfolg. Maßgeblich zum guten Abschneiden des FSV hat Ylli Cermjani beigetragen. Cermjani, vergangene Runde einer der besten Spieler der A-Liga, verlässt die Rimbacher in Richtung Oberliga Baden-Württenberg, zur TSG 62/09 Weinheim.

FuPa: Herr Cermjani, der FSV Rimbach hat in den letzten beiden Spielen Platz zwei verspielt. Wie haben Sie das empfunden?

Ylli Cermjani: Das Verletzungspech kam zwei Wochen vor Saisonende. Viele haben angeschlagen gespielt, aber wir konnten die Ausfälle mit unserem kleinen Kader nicht kompensieren. Es mussten immer wieder A-Jugendliche aushelfen, die ihren Job aber gut erledigt haben. Jetzt, zwei Wochen später, bin ich dennoch stolz, dass wir die Runde mit einem relativ kleinen Kader so gerockt haben

FuPa: Selten hat eine FSV-Mannschaft so viel Offensiv-Spektakel veranstaltet wie in dieser Saison. Amir Duric und Sie haben 50 der 86 Rimbacher Tore gemacht. Wie haben Sie das Zusammenspiel empfunden?

Cermjani: Es war teilweise unfassbar. Wir wussten, dass wir gut sind. Aber das wir so weit vorne mitmischen, hätten wir nicht gedacht. Amir und ich haben uns blind verstanden. Er ist mit der beste Stürmer im Umkreis. Von seinen 28 Toren habe ich ihm knapp 20 direkt vorgelegt. Dies sagt einiges aus über unser Zusammenspiel. Es war großartig.

FuPa: Sie waren in der Jugend bei einigen Vereinen unterwegs. Nimmt man als junger Spieler von jedem Trainer Neues mit?

Cermjani: Ich hatte wirklich schon einige Trainer in meiner Karriere und immer versucht, das Positive mitzunehmen. Dadurch konnte ich vielseitiger werden in meinem Spiel. Hier inRimbach hat sich Ayhan Özdemir immer viel Zeit für mich genommen, mir das Selbstvertrauen gegeben, welches ich nicht mehr hatte. Er nimmt sich besonders viel Zeit für jüngere Spieler.

FuPa: Warum war Ihr Selbstvertrauen plötzlich weg?

Cermjani: Weil die Trainer mich auf der falschen Position eingesetzt hatten. In der Nationalmannschaft Albaniens galt ich als bester Offensivspieler. Bis zur U17 habe ich die Jugend gerockt. Dann wurde ich zum Außenverteidiger umgeschult. Auf der Position bin ich nicht gut genug. Da haben die Trainer in mir etwas gesehen, was ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Aus einem torgefährlichen Spielmacher einen Verteidiger zu machen hat bei mir nicht funktioniert.

FuPa: Nachdem Sie es beim 1. FC Saarbrücken als Verteidiger nicht in den Regionalligakader geschafft haben, sind Sie zu Blau-Weiß Rimbach zurückgekehrt, um erst einmal die Ausbildung zu beenden. Haben Sie dieses Ziel erreicht?

Cermjani: Ja zum Glück. Die Ausbildung im Einzelhandels-Bereich habe ich hinter mir, und bin da sehr stolz drauf.

FuPa: Im Dezember hatten Sie ein Probetraining bei FK Partizani Tirana, dem albanischen Vizemeister, der erst in der dritten Quali-Runde zur Champions-League an RB Salzburg scheiterte. Die Albaner wollten Sie verpflichten, Sie sind aber in den Odenwald zurückgekommen. Warum?

Cermjani: Ja, das stimmt, ich hätte nach Albanien wechseln können, aber die Umstände haben mir nicht gefallen. Es war ein enormer Unterschied zum Fußball und vor allem dem Umfeld und dem Leben hierzulande. Und gerade für einen jungen Spieler stellt ein solcher Wechsel ein hohes Risiko dar. Ich möchte mich dann doch lieber in Deutschland beweisen.

FuPa: Es gab aber auch Angebote von höherklassigen Vereinen aus der Umgebung, oder?

Cermjani: Ich hatte viele Angebote aus der Region. Aber eine Sache habe ich in meiner Karriere gelernt: Man sollte immer auf sein Herz hören, und deswegen habe ich dem FSV die Zusage gegeben, die Runde hier zu beenden. Ich bereue keine Sekunde. Bei meinen früheren Vereinswechseln habe ich nicht immer mit dem Herzen entschieden. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal begehen.

FuPa: In der neuen Saison sind Sie in der Oberliga Baden-Württemberg für die TSG 62/09 Weinheim am Ball. Der neue Trainer Christian Schmitt musste trotz des Aufstieges eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Welche Erwartungen haben Sie?

Cermjani: Die TSG ist auch einer meiner Herzensvereine, dort habe ich fünf Jahre in der Jugend gespielt. Die Saison wird eine mega Herausforderung. Christian Schmitt kenne ich sehr gut. Unter ihm ich habe ich beim Waldhof gespielt. Wir sind damals in die Jugend-Bundesliga aufgestiegen.

FuPa: Sehen wir Sie irgendwann in einer Profiliga?

Cermjani: Mein Ziel ist es auf jeden Fall, Profi zu werden. Ich bin ehrgeizig, gebe mich nie zufrieden. Ich will immer besser werden, um das Ziel erreichen zu können. Daran glaube und dafür kämpfe ich.

FuPa: Sie haben versprochen, Ihre Karriere in Rimbach zu beenden. Würden Sie also in etwa 20 Jahren vom FC Bayern zum FSV zurückkehren?

Cermjani: Ja, genauso habe ich es gesagt. Der FSV Rimbach wird der letzte Verein sein, für den ich an Wochenenden auflaufen werde – in 20 Jahren etwa.

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Zur Person

Ylli Cermjani (20) begann beim FSV Rimbach mit dem Fußball. Über die Stationen TSG Weinheim, Waldhof Mannheim, 1. FC Kaiserslautern, FC Ingolstdt und 1. FC Saarbrücken kehrte er 2016 zurück zum FSV. 46 Junioren-Bundesligaspiele und zwei Junioren-Länderspiele für Albanien im Jahr 2015 stehen in seiner Vita.

Aufrufe: 014.6.2017, 08:00 Uhr
Roland Rettig (Starkenburger Echo)Autor