2024-06-14T14:12:32.331Z

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Befürchtet, dass der Ligapokal eher einem Testspielbetrieb gleicht: Maximilian Reid, Coach des TSV Neuried. Rutt
Befürchtet, dass der Ligapokal eher einem Testspielbetrieb gleicht: Maximilian Reid, Coach des TSV Neuried. Rutt

Maximilian Reid: Ligapokal hat für mich noch Projektstatus

Trainer des TSV Neuried steht Ligapokal noch skeptisch gegenüber

Maximilian Reid, Trainer des Bezirksligisten TSV Neuried, steht dem vom BfV im Zuge der Saisonfortsetzung geplanten Ligapokal noch leicht skeptisch gegenüber.

Neuried – Von 1997 bis 2007 wurde in Deutschland ein inzwischen weitgehend in Vergessenheit geratener Wettbewerb ausgetragen. Jeden Sommer spielten die sechs besten Mannschaften der Bundesliga-Vorsaison um den vermeintlich begehrten Titel „Ligapokalsieger“. Begehrt war der Titel aber nur in der Theorie. In der Praxis spielten die Mannschaften nicht immer mit dem letzten Ehrgeiz, und auch das Zuschauerinteresse blieb überschaubar. In der Folge wurden unterschiedliche Modelle diskutiert: eine Verlegung nach Asien, eine Aufstockung auf 16 oder gar 36 Mannschaften sowie ein Endspiel am zweiten Weihnachtsfeiertag. Letztlich konnte sich keiner der Vorschläge durchsetzen, der Ligapokal wurde abgeschafft.

BfV: Ligapokal soll wenigen verbleibenden Ligaspielen entgegenwirken

Nun gibt es wieder einen sogenannten Ligapokal – wenn auch nur im bayerischen Amateurfußball. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) steht im Zuge der coronabedingten Ausnahmesituation kurz vor der Einführung eines solchen Wettbewerbs in allen Spielklassen. Von der Bayern- bis zur Bezirksliga sind die Pläne bereits konkret, von der Kreisliga abwärts wurden die Vorschläge in der vergangenen Woche ebenfalls präsentiert. Wie berichtet, beschloss der Verband, die 2019 gestartete Saison fortzusetzen und dafür die Saison 2020/21 zu opfern. Nun gilt es, vom Zeitpunkt des Neustarts im September bis zum Saisonende im Mai voraussichtlich viele freie Wochenenden zu füllen. Bezirksligist TSV Neuried etwa hat 19 von 28 Saisonspielen bereits absolviert. Den befürchteten Motivationsproblemen angesichts eines so langen Zeitraums mit nur wenigen Pflichtspielen soll der neu ins Leben gerufene Ligapokal entgegenwirken.

Ligapokal-Sieger winkt Landesliga-Ticket

Nach vier Bezirksliga-Spieltagen findet den derzeitigen BFV-Plänen zufolge von Mitte Oktober bis November die Ligapokal-Gruppenphase statt. Die Viertelfinal-, Halbfinal-, und Finalspiele werden im März und April parallel zur restlichen Liga-Saison an den spielfreien Wochenenden ausgetragen. Die Ligapokal-Sieger der Bezirksliga Süd und Bezirksliga Ost sowie die beiden Bestplatzierten des Ligapokals Bezirksliga Nord spielen in weiteren K.o.-Duellen schließlich den Sieger des Bezirks Oberbayern aus. Dem winkt ein Ticket für die Landesliga (wir berichteten) – ob er es direkt erhält oder sich auch noch gegen einen weiteren Bezirkssieger durchsetzen muss, ist noch nicht abschließend geklärt. Ohnehin soll flexibel verfahren werden, abhängig von einer möglichen Verschlechterung der Corona-Situation im Herbst.

Maximilian Reid: Es ist schon ein sehr weiter Weg

Auch Neurieds Trainer Maximilian Reid ist sich noch nicht sicher, ob alles kommen wird wie geplant. „Für mich hat das Ganze noch Projektstatus“, sagt Reid. Wie einige andere Trainer auch hätte er einen Saisonabbruch bevorzugt; er freut sich aber, dass nun erstmals konkrete Spieldaten veröffentlicht wurden. Das verschaffe den Vereinen immerhin in Ansätzen die gewünschte Planungssicherheit. Nach der Gruppenphase mit drei Fünfergruppen sollen je Gruppe die beiden Erstplatzierten sowie die beiden besten Dritten eine Runde weiterkommen. Die Einteilung in Gruppen- und K.o.-Phase hält Reid grundsätzlich für sinnvoll, ebenso wie die Terminansetzung. Dennoch befürchtet er, dass sich das Ganze für viele Mannschaften ohne echte Siegchancen zu einem „organisierten Testspielbetrieb“ entwickeln werde. Teams, die aufgrund der Liga-Tabelle absteigen würden, haben die Chance, sich über den Pokal zu retten. Sonderlich realistisch erscheint dem Neurieder Coach das jedoch nicht. „Es ist schon ein sehr weiter Weg“, findet Reid.

Maximilian Reid: Haben bewiesen, dass wir K.o.-Spiele können

Seiner eigenen Mannschaft traut er aber durchaus eine Überraschung zu. „Wir haben bewiesen, dass wir K.o.-Spiele können“, sagt der Trainer des Bezirksliga-Fünften. Einige TSV-Jugendmannschaften kamen zuletzt in den Pokalwettbewerben weit, die Erste schaffte 2017 den Landesliga-Aufstieg über die Relegation und die Kreisliga-Reserve sicherte sich den Klassenerhalt in der Vorsaison ebenfalls im Nachsitzen. Zumindest die Gruppenphase zu überstehen, wäre für Neuried wichtig. Schaffen die Grün-Weißen in den wenigen Bezirksliga-Spielen vor der Winterpause nicht mehr den Anschluss nach ganz oben und scheiden im Pokal früh aus, droht ab März der sportliche Leerlauf.

Wie man einmal auf die Ligapokal-Wettbewerbe im bayerischen Amateurfußball 2020/21 zurückschauen wird, weiß aktuell noch niemand. Vielleicht hat der BFV ein unerwartetes Erfolgsmodell geschaffen, und der Pokal wird in verkürzter Form sogar nach überstandener Corona-Pandemie ausgetragen. Oder er nimmt das gleiche Ende wie der Ligapokal bei den Profis. (TOBIAS EMPL)

Planungen des BFV

Gruppengegner des TSV Neuried – FC Hertha München, TSV Brunnthal, FC Phönix München, FC Anadolu Bayern

Mögliche Spieltage Gruppenphase – 17. Oktober, 24. Oktober, 31. Oktober, 7. November, 14. November

Viertelfinale – 13. März

Halbfinale – 3. April

Finale – 5. April

Endrunde Bezirk: Halbfinale – 21. April, Finale – 28. April



Aufrufe: 06.7.2020, 12:12 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Tobias EmplAutor