2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

"Männerspiele machen mehr Spaß"

Die Bezeichnung „die Steinhaus von Bielefeld“ kann Schiedsrichterin Alexa Steffen nicht mehr hören. Die Abiturientin hat auf dem Platz ihren eigenen Stil entwickelt

Alexa Steffen, 18 Jahre jung und Abiturientin, ist eine der wenigen Frauen in Bielefeld, deren große Leidenschaft die Schiedsrichterei ist. Seit zwei Jahren lässt sie Männer und Frauen auf dem Fußballplatz nach ihrer Pfeife tanzen, aktuell bis zur Kreisliga A der Herren. „Ich möchte aber so schnell wie möglich in die Bezirksliga aufsteigen“, erklärt die Unparteiische. Wenn man Steffen und ihr liebstes Hobby betrachtet, so landet man unweigerlich bei Bibiana Steinhaus, die bekanntermaßen als erste Frau in der ersten Bundesliga der Männer pfeifen darf.

„Ich finde sie an sich schon gut, vor allem aber mag ich ihren Stil des Pfeifens“, erzählt Alexa Steffen, die ansonsten eher etwas genervt ist von dem „Steinhaus-Hype“, der auch auf sie projiziert wird. „Ich höre immer mal wieder so etwas wie ,die Steinhaus von Bielefeld’, aber ich habe meinen ganz eigenen Stil“, gibt die 18-Jährige zu bedenken.

Alexa Steffen wirkt routiniert und klar in ihren Aussagen, sie weiß genau, was sie will und was sie kann. „Ich war schon immer fußballinteressiert, habe aber nie selber gespielt“, berichtet sie. Vor zwei Jahren habe sie einfach mal den Schiedsrichter-Lehrgang absolviert: „Ich wollte mal schauen, wie das so ist.“ Die Schiedsrichterei wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, denn ihr Vater Andreas Steffen ist ebenfalls seit etlichen Jahren Schiedsrichter. Beide Steffens pfeifen für den TuS Dornberg. „Der Anfang war schwer“, erinnert sich Alexa an ihre ersten Auftritte als Spielleiterin. Die Sicherheit bei Entscheidungen habe ihr gefehlt.

„Nach einem Jahr, in dem ich auch cooler geworden bin, hat es dann angefangen, Spaß zu machen“, so die junge Unparteiische weiter. Anfangs habe auch immer Aufregung mitgespielt. „Die Angst vor Fehlern hat sich aber glücklicherweise von Spiel zu Spiel gelegt“, freut sich Steffen. Doch wie ist das eigentlich, wenn man als Frau ein Spiel der Männer pfeift? „Ich freue mich immer ein bisschen mehr darauf, wenn ich Männer pfeifen darf“, lacht Steffen, um jedoch sofort hinterherzuschieben, dass das keinerlei Schmälerung des Frauenfußballs sein soll.

Insgesamt erhalte sie von den Vereinen stets eine positive Resonanz. Sätze wie: „Oh wie schön, dass eine Frau pfeift“ hört Alexa Steffen des öfteren. Gerade geschlechtsspezifische Dinge würden von den Männern mit viel Respekt gehandhabt. „Die Angst des Zunahe-Kommens ist schon irgendwie niedlich“, meint Steffen, die durch ihre Tätigkeit als Schiedsrichterin ihr Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen deutlich gesteigert hat. „Mir wurde noch von keinem Spieler der Schuh aufgemacht“, lacht sie – und bezieht sich damit auf Bayern Münchens Schelm Franck Ribery, der Bibiana Steinhaus im DFB-Pokal vor einem Freistoß die Schnürsenkel löste. „Anfangs dachte ich, es sei ein Kampf gegen Vorurteile. Das ist aber überhaupt nicht so“, erzählt Steffen. Auch im Freundeskreis bekommt sie Rückendeckung.

„Meine Freundinnen unterstützen mich, sind aber manchmal genervt, weil ich wenig Zeit habe. Meine Freunde zeigen da deutlich größeres Interesse“, sagt der Blondschopf. Einen echten Fan hat Alexa Steffen auch: „Meine Oma kommt öfter mal mit.“ Ihren nächsten Einsatz hat Alexa Steffen in der berühmt-berüchtigten Kreisliga B 2 (bisher drei Spielabbrüche in den ersten drei Spieltagen, Anm. d. Red.) am Sonntag beim Spiel SC Bielefeld II gegen den KSC Bosna. Sie selbst hat noch keine Erfahrungen in Sachen Risikospiele beziehungsweise Spielabbrüche gesammelt. „Aber auch das gehört zu unserem Job“, erklärt Steffen, die in jedes Spiel ohne Furcht, dafür mit sehr viel Freude geht.

Aufrufe: 01.9.2017, 09:28 Uhr
Nicole BentrupAutor