2024-05-10T08:19:16.237Z

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Hütchenspieler: Löffingens Fußballer beim Auftakttraining im Haslachstadion   | Foto: bachmann
Hütchenspieler: Löffingens Fußballer beim Auftakttraining im Haslachstadion | Foto: bachmann

Löffingen will mutig mitspielen ohne zu mauern

Drin bleiben als oberstes Ziel: Löffingens Meistertrainer Tobias Urban will mit seiner Aufsteiger-Elf in der Landesliga überraschen.

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Tobias Urban steht inmitten seines Reichs. Er liebt sie, diese Weite, in die das Löffinger Haslachstadion eingebettet ist. Sattes Grün, teppichflortief liegt zu seinen Füßen. In der Rechten einen Stapel bunter Plastikhütchen, hält der Mann, der mit den Löffinger Fußballern das Meisterstück in der Bezirksliga perfekt gemacht hat, am Mittelkreis inne. Es ist der Moment, um loszulassen, Abschied zu nehmen vom Gipfel und an einen neuen Berg voller Herausforderungen zu denken. Urban hat die Zukunft im Rücken. 20 junge Männer preschen von der Seitenlinie auf den Platz. Das Abenteuer Landesliga kann beginnen.
Höchste Zeit, dass es losgeht. Findet zumindest Nico Winter (25), einer von vier Neuzugängen, der sich in einem gewachsenen Kader behaupten muss, der geschlossen zusammenbleibt und der sich geschworen hat, drinzubleiben in der Fußball-Landesliga. Winter ist ein Typ, der passen könnte in das neue, behutsam zu verändernde System, das Trainer Tobias Urban mit seinen Kickern in den kommenden Wochen auf und neben dem Platz erarbeiten will. Winter, breit wie einst Gerd Müller, ist kaum zu bremsen im Strafraum. 30 Tore hat der VWL-Student in der vergangenen Saison für den A-Kreisligisten SV Saig erzielt. In Löffingen will er dazugehören "und dazulernen".

"Wir müssen lernen, Ruhe zu bewahren, wenn wir mal zwei Spiele in Folge verlieren." FCL-Trainer Urban fordert Geduld.

Das muss er sofort. "Die gelben Stutzen, Nico, das geht gar nicht", frotzelt FCL-Vereinschef Klaus Auer. Ein Boss mit Familiensinn, der unheimlich stolz ist auf seine Rothosen. Er erinnert sich noch genau an diesen kalten Frühjahrsabend, an dem sich Tobias Urbans Kicker vor ihm aufgestellt hatten, um eine Botschaft zu verkünden: "Klaus, wir wollen Meister werden." Da hat er ein bisschen geschluckt. Vor Rührung.

Vor vier Wochen ist er wahr geworden, der Traum vom Aufstieg, gekrönt mit dem Bezirksliga-Titel. Auer weiß, bei wem er sich zuerst zu bedanken hat. Einen Glücksgriff nennt er Übungsleiter Tobias Urban, einen Instinktfußballer, der sich selbst als Lernenden begreift und weiter reifen will. Im Winter will Urban den Trainerschein machen. Weil er spürt, dass es in der Landesliga zum Bauchgefühl auch einen theoretischen Überbau braucht. Fußball vermitteln, Begeisterung vorleben, das kann der Vater von drei quirligen Mädels längst. Urban ist ein Motivator. Gut geerdet, daheim in Löffingen. Einer, der nach vorne denkt. "Es kribbelt" sagt Urban mit Blick auf die bislang größte Herausforderung seiner Trainerlaufbahn. Vor einem Jahr hat er den FCL zur Vizemeisterschaft geführt, jetzt ist der Titel Anspruch und Verpflichtung. Acht Jahre nach dem letzten Ausflug in die Landesliga erwartet die Löffinger Fußballer ein Abenteuer, das sie genießen und bestehen wollen. "In der Landesliga beginnt das Fußballspielen", weiß Vereinschef Klaus Auer. Konzentriert, nüchtern, will Tobias Urban die Herausforderung bestehen. "Es geht erst einmal nur darum, dass wir drin bleiben." Das Potenzial, um den Klassenerhalt zu schaffen, habe die Mannschaft allemal.


Zugriff auf den Ball: Die Löffinger Neuzugänge (von links) Yannick Beha (FC Wolterdingen), Fabian Benz (FCL-A-Jugend), Maximilian Benz (FC Neustadt) und Nico Winter (SV Saig) sowie Trainer Tobias Urban. | Foto: Johannes Bachmann

Wie es sich anfühlt, in der Landesliga zu kicken, das wissen die Bezirksliga-Meisterkicker von zwei Teamkollegen, die in den Spielzeiten 2004/05 und 2006/07 unter dem damaligen FCL-Trainer Karsten Kraft dabei waren: Torjäger Benjamin Gaudig, der mit seinen Treffern auch in der kommenden Saison für Ausrufezeichen sorgen soll und der unverwüstliche Multifunktionssportler und begeisterte Skilangläufer Frank Löffler, mit 32 Jahren mittlerweile der "Opa" im Team, der mit seiner Ausdauer selbst die FCL-Jungspunde vor Neid erblassen lässt.

Gewonnen, was es zu gewinnen gab, haben die Löffinger in der vergangenen Saison zu Hause. Und (meist) in der Fremde. Siege gerieten fast zur Selbstverständlichkeit. Das könnte sich ändern. "Wir müssen lernen, Ruhe zu bewahren, wenn wir mal zwei Spiele in Folge verlieren", fordert Tobias Urban, der die DJK Villingen, den FC Furtwangen und die SG Konstanz-Wollmatingen als Titelfavoriten nennt und die Löffinger als Lernende deutlich dahinter "und hoffentlich nicht ganz unten". Ziel sei es, sich zu behaupten.

"Es ist nicht damit getan, zweimal gegen den FC Neustadt zu gewinnen", sagt Vereinschef Auer mit einem Augenzwinkern. "Wir wollen mutig mitspielen, ohne zu mauern und uns bewähren", gibt Trainer Tobias Urban die Richtung vor für ein Team, das, wie er beobachtet hat, "vor Leidenschaft brennt". Leidensfähigkeit braucht es in der Fußball-Landesliga aber wohl auch. Weil Rückschläge wahrscheinlich sind auf einer schwierigen Tour in unbekanntem Gelände. Die Löffinger müssen zusammenhalten wie eine Seilschaft am Berg. Dann ist der Absturz keine Option.
Aufrufe: 03.7.2014, 08:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor