2024-06-14T14:12:32.331Z

Vereinsnachrichten
Wollen die Strukturen in Alemannias Nachwuchsbereich verbessern: Dr. Philipp Kaß (rechts), neuer Leiter des Aachener NLZ, und Sportdirektor Alexander Klitzpera. Foto: Andreas Steindl
Wollen die Strukturen in Alemannias Nachwuchsbereich verbessern: Dr. Philipp Kaß (rechts), neuer Leiter des Aachener NLZ, und Sportdirektor Alexander Klitzpera. Foto: Andreas Steindl

"Leuchtet" bald ein Stern über dem Aachener Tivoli?

Der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Alemannia Aachen, Dr. Philipp Kaß, will eine Menge bewegen

Noch „leuchtet“ kein Stern über dem Tivoli, doch es ist das erklärte Ziel von Alemannia, bei der nächsten Zertifizierung dieses begehrte Prädikat zu erhalten. Schließlich werden mit Sternen ausgezeichnete Nachwuchsleistungszentren (NLZ) auch vom DFB gefördert.

Das Ziel geht man beim Aachener Fußball-Regionalligisten mit einem neuen NLZ-Leiter an: In Nachfolge von Reiner Plaßhenrich ist Dr. Philipp Kaß der neue Nachwuchschef.

Zwar hat der 31-Jährige erst zum Monatsbeginn seinen neuen Job angetreten, die Verhältnisse am Tivoli kennt er aber gut. Denn vor eineinhalb Jahren prüfte Kaß als Externer für den DFB Aachens Zertifizierungsunterlagen. „Reiners Kündigung im August kam für uns sehr überraschend“, sagt Sportdirektor Alexander Klitzpera, der schnell einen Nachfolger finden musste. „Für einen Viertligisten stecken wir sehr viel Geld in das NLZ, daher war es mir wichtig, schnell einen Fachmann auf der Position zu haben, um das Optimale rauszuholen.“

Auch wenn er selbst fußballerisch nicht wirklich erfolgreich war (Kaß lachend: „Ich habe mal in der Landesliga eine Saison erfolgreich auf der Bank gesessen“), kann der neue NLZ-Leiter eine beachtliche Qualifikation vorweisen: Der 31-Jährige, gebürtig aus Lingen im Emsland und wohnhaft in Köln, hat an der Sporthochschule Köln studiert und promoviert, besitzt den Trainer A-Schein und arbeitete zuletzt beim Zweitligisten Arminia Bielefeld, wo er als Sportlicher Leiter der U 16 bis U 10 und als Jugendcheftrainer tätig war.

„Ich wollte immer im Fußball tätig sein“, sagt Kaß, der zuvor jeweils ein Jahr die U14 von Austria Wien betreute, danach am DFB-Stützpunkt und anschließend die U17 von Fortuna Köln trainierte, ehe er 2010 seine Promotion, die sich mit der Trainerausbildung beschäftigt, begann. Ins Rheinland zog es den frischgebackenen Vater eines Sohnes aus privaten Gründen zurück. Kaß: „Meine Frau und mein Sohn leben in Köln, das war mit meinem Engagement in Bielefeld schwer zu vereinbaren. Als ich hörte, dass die Alemannia einen NLZ-Leiter sucht, habe ich mich gleich beworben.“

Seine Bewerbung überzeugte Klitzpera, der einen neuen NLZ-Leiter wollte, der „nicht nur über die administrative Schiene kommt, der sich aber auch in die Situation der Trainer reinversetzen und das praktisch auf den Platz bringen kann. Ein NLZ ist sehr komplex, und der neue Leiter sollte sich mit der Zertifizierung optimal auskennen.“ In diesem Verfahren werden vom DFB übrigens schlanke 5000 Kriterien abgefragt.

„Ich habe im NLZ eine sehr ordentliche Basis vorgefunden. Ich denke, man kann viel bewegen, da die Alemannia ein unfassbares Potenzial verspricht. Sie ist ein schlafender Riese, man muss nur an den entsprechenden Stellschrauben drehen“, ist Kaß optimistisch. Aktuell verschafft er sich einen Überblick. „Ich habe einen guten Trainerstab vorgefunden, viele Coaches haben A- oder B-Lizenzen“, so der 31-Jährige, der „die bestehenden Strukturen so verstärken will, dass wir ein gutes Fundament haben. Ziel muss sein, junge Spieler in den Profibereich zu bringen, die Durchlässigkeit zu erhöhen.“

Eine einheitliche Spielphilosophie ist ein wichtiges Thema. „Wir müssen uns an der Profiabteilung orientieren und das dann Schritt für Schritt auf die Jugend runterbrechen. Noch wichtiger ist eine einheitliche Gesamtphilosophie bei den Trainern. Dazu müssen wir uns fragen, wie die Historie, die DNA der Alemannia ist, welche Werte wir hochhalten und ins Tagesgeschäft übernehmen wollen.“

Das fängt für Kaß bei einem einheitlichen Coaching-Vokabular an und mündet in einem einheitlichen Spielsystem, das nicht übergestülpt, sondern gemeinsam erarbeitet werden soll. „Die Trainer sollen sich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens frei bewegen. Bisher ist im Training und in den Spielen kein einheitliches Konzept erkennbar. Aber es macht Sinn, damit die Spieler den Umstieg schneller schaffen können.“

Ein klares Bekenntnis gibt es zum Festhalten an der U21. „Die Mannschaft ist für uns wichtig, damit auch die jungen Akteure aus dem Kader der ersten Mannschaft genügend Spielanteile erhalten. Zudem können Spieler aus der U 19, die nicht in die erste Mannschaft übernommen werden, sich hier weiterentwickeln, vielleicht dann den Sprung schaffen und müssen nicht gleich den Verein wechseln“, so Klitzpera, schränkt aber ein: „Das können wir allerdings nur stemmen, wenn uns die U21 ein Minimum kostet. Aktuell bin ich mit der Entwicklung zufrieden und überzeugt, dass wir das Ziel Klassenerhalt erreichen werden.“

Saisonziel Bundesliga-Rückkehr

Zweite Mannschaft abschaffen oder nicht – diese Frage wird in vielen Klubs diskutiert. Kaß: „Ich teile die Sichtweise, dass die U21 eine wichtige Mannschaft ist. Zudem denke ich, dass man die Konsequenzen aus der Abschaffung der Teams, wie einige Vereine sie schon vollzogen haben, noch gar nicht absehen kann.“

Saisonziel der U19 und U17 ist die Rückkehr in die Bundesliga. Aktuell stehen beide Teams an der Tabellenspitze. Der U15 ist der Aufstieg in die höchste Liga ihrer Altersklasse, die Regionalliga, bereits geglückt. „Ich nehme das so wahr, dass wir dadurch wieder mehr im Fokus stehen“, hat Klitzpera positiv verzeichnet. Zusätzlicher Pluspunkt: Durch den Regionalliga-Aufstieg der U15 hat auch die U14 nächste Saison die Teilnahme am Reviercup sicher.

Aufrufe: 018.10.2015, 20:00 Uhr
rau I AZ/ANAutor