2024-05-24T11:28:31.627Z

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Die Schönheit des Spiels in der Bezirksliga: Cagrispor (in Grün) und der FC Bayern Kickers übten sich mitunter im Synchron- Fußball. Sah schon einigermaßen gekonnt aus. F: Hippel
Die Schönheit des Spiels in der Bezirksliga: Cagrispor (in Grün) und der FC Bayern Kickers übten sich mitunter im Synchron- Fußball. Sah schon einigermaßen gekonnt aus. F: Hippel

Konzentrationsschwächen bei Cagrispor

Bezirksligist hat den Ramadan einigermaßen unbeschadet überstanden, ärgert sich aber über die eigene Inkonstanz

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Noch vor einem Jahr war Cagrispor in der Bezirksliga ein Synonym für das Chaos. Jetzt kehrt langsam Ruhe ein - was auch an der ordnenden Hand des Trainers liegt.
Am Ende wurde er doch noch einmal lauter. „Neco, wir laufen zusammen aus“, herrscht Cagrispors Trainer Yasin Sümer seinen Kapitän und Spielmacher Necati Güler an, „warte auf deine Teamkollegen.“ Und Güler gehorcht.

Sein Trainer findet sein Lachen derweil schnell wieder, wenn man ihn fragt, ob er also ein „harter Hund“ ist. „Ich will, dass die Spieler Spaß am Fußball haben“, sagt er dann, „und das klappt am besten als Mannschaft. Da muss man auch diszipliniert auftreten.“ Nachdem er im April das Ruder übernahm, sicherte er mit dieser Herangehensweise den Klassenverbleib, als langjähriger Kapitän genießt Sümer Autorität - in der Mannschaft wie im Verein.

Dass diese ordnende Hand nötig war, zeigte die letzte Saison: Nur allzu häufig musste Cagrispor ein Spiel in Unterzahl beenden, negativer Höhepunkt war der Spielabbruch gegen Baiersdorf im Oktober 2012, als sich der Schiedsrichter bedroht fühlte. So trudelte der stolze Bezirksligist im dritten Jahr gen Kreisliga, ehe erst einige etablierte Spieler um Necati Güler zurückkamen und dann Sümer den Trainerstuhl von Dursun Aydin übernahm.

„Wir haben in den ersten sechs Spielen noch keine Rote Karte bekommen“, sagt Sümer, „das ist schon mal ein Erfolg.“ Beim 1:1 gegen die Bayern Kickers sammelte sein Team am Sonntag den siebten Punkt - alles andere als ein Traumstart, unzufrieden ist Sümer angesichts der Umstände allerdings nicht. Zum einen, weil in den türkischen Vereinen viele Spieler den Sommer für einen ausgedehnten Heimaturlaub nutzten, zum anderen, weil der Auftakt mitten in den Ramadan fiel.

„Bei uns fasten sieben, acht Spieler. In der Vorbereitung, bei den Spieltagen, das merkt man schon“, sagt Sümer. Mit dem Verzicht auf Nahrung und vor allem Wasser erklärt sich Sümer zumindest zum Teil die Konzentrationsschwächen in der Chancenverwertung und im Abwehrverhalten, die in den ersten fünf Spielen Punkte gekostet hatten. „Von der Spielweise her hätten wir schon mehr verdient gehabt.“

„Lamentiert nicht“

Das Spiel gegen die Bayern Kickers war dann das erste nach dem Zuckerfest - zwei beinahe fatale Unkonzentriertheiten leistete sich die Cagri-Defensive aber auch mit vollem Magen und ausgeglichenem Flüssigkeitshaushalt. Die erste nach zwanzig Minuten, als Gäste-Kapitän Watzinger seinen Pass im Mittelfeld arg unbedrängt spielen konnte und den durchstartenden Kiymaz erreichte, der frei vor dem Tor zur Führung für die Bayern Kickers traf. Die zweite, als Keeper Enes Celik einen an sich ungefährlichen Flankenball nach einer Stunde fallen ließ und Jörg Führer abstaubte. Schiedsrichter Wolf entschied erst auf Tor, in Rücksprache mit dem Assistenten dann aber auf Stürmerfoul.

Davon abgesehen zeigte Cagrispor recht viel von dem, was Trainer Sümer sehen wollte. Sie bewahrten Geduld, obwohl im ersten Durchgang offensiv doch recht wenig zusammenlief - was auch an einer uninspirierten Vorstellung von Necati Güler auf der Spielmacherposition lag. Dessen besten Moment, einen genau in die Lücke passenden Steilpass, nutzte Ismail Yüce kurz vor dem Pausenpfiff zum Ausgleich.

Sonst verzweifelte die Cagri-Angriffsreihe vor allem an der Abseitsfalle der Gäste, die wieder und wieder zuschnappte. „Lamentiert nicht“, mahnte Trainer Sümer von außen zur Disziplin, „konzentriert euch darauf, Fußball zu spielen.“

So verlief die Saison bisher für Cagrispor:

Das gelang mit einer kleinen taktischen Veränderung - Ismail Yüce rückte nach der Pause auf die Zehn - in der zweiten Halbzeit besser, in der Schlussphase hatte erst Ismail, dann Bruder Ramazan Yüce den Siegtreffer auf dem Fuß, Torhüter Bidner und der Pfosten retteten personell dezimierten Bayern Kickers aber einen Punktgewinn.

Trotzdem grämt sich auch Yasin Sümer nicht über verlorene Punkte. „Momentan bin ich noch mit jedem Punkt zufrieden“, sagte der Trainer angesichts der schwierigen Vorbereitung nach dem Spiel. „Wir spielen okay, die Jungs ziehen im Training mit.“ Man wolle in Ruhe weiter an den Schwächen arbeiten: das zu verspielte Angriffsspiel, das Abwehrverhalten in manchen Situationen. Vor allem aber will man mit Ruhe arbeiten, mit Ruhe und Disziplin.

Aufrufe: 013.8.2013, 10:20 Uhr
Christian Bauer (NN)Autor