2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Standen im Gespräch Rede und Antwort (von rechts): Teammanager Richard Maierhofer, Co-Trainer Franz Finger, Chefcoach Gerry Huber, Vizekapitän Daniel Hofer und FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger. F.:Privat
Standen im Gespräch Rede und Antwort (von rechts): Teammanager Richard Maierhofer, Co-Trainer Franz Finger, Chefcoach Gerry Huber, Vizekapitän Daniel Hofer und FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger. F.:Privat

»Keine Mannschaft spielt gerne in Hankofen«

Jahresinterview SpVgg Hankofen-Hailing - Teil 1: Mit Chefcoach Gerry Huber, Co-Trainer Franz Finger, Teammanager Richard Maierhofer und dem zweiten Kapitän Daniel Hofer

Die SpVgg Hankofen-Hailing hat sich als Nummer zwei in Niederbayern etabliert. Die "Dorfbuam" aus dem Landkreis Straubing-Bogen schafften im Frühsommer den Klassenerhalt in der Bayernliga Süd und starteten in der ersten Phase der laufenden Spielzeit durch. Richtung Winterpause ging der Elf von Coach Gerry Huber allerdings ein wenig die Puste aus, dennoch liegt der Gäubodenklub mit 26 Zählern auf Kurs erneuter Ligaverbleib. Wir haben uns mit dem Cheftrainer Gerry Huber, Co-Trainer Franz Finger, Teammanager Richard Maierhofer und dem zweiten Kapitän Daniel Hofer zum Gespräch getroffen. Im ersten Teil des großen Jahresinterviews analysieren wir die offensivere Ausrichtung der SpVgg, was Bayernliga-Fußball für Daniel Hofer bedeutet und wie es der kleine Ort schafft, in der zweithöchsten Amateurklasse mitzumischen.
FuPa: Die Winterpause ist fast vorbei. Wie habt ihr die freie Zeit genutzt?
Gerry Huber (53): Ein paar Tage zum Runterkommen über Weihnachten taten wirklich gut. Aber ich freue mich jetzt auch, wenn wir wieder loslegen. Aber als Trainer kannst du ja nie so lange abschalten. Jetzt bin ich schon wieder heiß, habe schon verschiedene Trainings geplant. Die ersten 14 Tage der Vorbereitung stehen, es kann also wieder losgehen.

Daniel Hofer (27): Wir Spieler haben die Pause auch definitiv gebraucht. Ich konnte mich erholen, aber nicht zu lange, denn unser Fitnesscoach hat uns allen einen individuellen Plan erstellt, den wir durcharbeiten sollten. Wir gehen damit topfit in die Vorbereitung und sind auch wieder heiß. Wir sind froh, wenn wir wieder Fußball spielen dürfen und nicht nur Kraftübungen und Läufe absolvieren müssen.

Richard Maierhofer (47): Wenn die Spieler Pause haben, geht`s für die Verantwortlichen erst richtig los. (lacht) Vom letzten Spiel bis Weihnachten habe ich aber auch mal abgeschaltet und relaxt. Die letzten Wochen haben wir jetzt mit unseren Spielern Gespräche geführt hinsichtlich der kommenden Spielzeit. Und natürlich muss man auch im Winter schon Kontakte knüpfen mit potenziellen Neuzugängen und sich mit Spielern treffen, um im Sommer eben die eine oder andere Verstärkung präsentieren zu können.

Gerry Huber: »Den Moment werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen.«

Gerry, du bist mittlerweile eineinhalb Jahre auf der Kommandobrücke. Im Frühsommer folgte der bisherige Höhepunkt, der Klassenerhalt bei den Junglöwen an der Grünwalder Straße.
Gerry Huber: Den Moment werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen, das war absolut bewegend. Das war für uns wie eine Meisterschaft. Ich hatte schon ein wenig Bammel vor der Aufgabe Bayernliga, aber sowohl die Mannschaft als auch das gesamte Trainerteam sind mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache dabei, und dann kannst du als kleiner Verein eben so etwas schaffen. Wenn man sich nur anschaut, wer abgestiegen ist: Traunstein, Landsberg - die haben ganz andere Voraussetzungen als wir. Wir haben`s dann auch ordentlich krachen lassen. (lacht)

Recht lange Zeit zum Feiern blieb aber nicht, die neue Saison stand schon wieder vor der Tür.
Gerry Huber: Das sind kurze Momente, die du abspeichern musst, denn dann ging`s schon wieder in die Schiene Richtung neue Saison rein. Der Schalter musste schnell umgelegt werden, denn so schnell kannst du gar nicht schauen, wie das keinen mehr interessiert.

Richard Maierhofer: Man muss auch bedenken, dass die Vorzeichen auf der Zielgeraden nicht besonders gut standen. Gegen Pullach an unserem Sponsorentag kassierten wir eine deftige 1:5-Heimpleite und wir waren alle unsicher, ob wir die Kurve noch einmal würden kratzen können. Aber wir konnten den Schalter zum Glück noch einmal umlegen und als wir dann den Klassenerhalt bei den Löwen feiern konnten, das war schon ein Highlight.

Nach der Saison ist vor der Saison: Ihr habt euch die spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft auf die Fahnen geschrieben. Worauf habt ihr vor der Saison euer Hauptaugenmerk gelegt?
Gerry Huber:
Unser gemeinsames Ziel ist es, dass wir aggressiver zu Werke gehen, weiter vorne draufgehen und so das Spiel weiter zum gegnerischen Tor hin verlagern können.

Mit Ben Kouame habt ihr aber einen ganz wichtigen Spieler in der Offensive verloren, der immerhin 13 Tore in der letzten Saison geschossen hat.
Gerry Huber:
Dass sich Ben verabschiedet hat, hat eine sehr große Rolle in unseren Überlegungen gespielt. Chris Liefke kehrte ja nach seinem Kreuzbandriss zurück, aber er und Ben sind zwei völlig unterschiedliche Spielertypen. Wenn wir defensiver standen und auf Konter lauerten, ging das mit Ben besser, weil der einfach die Schnelligkeit über eine längere Distanz halten kann. Chris hingegen braucht die Bälle im Strafraum und wenn wir zu weite Wege Richtung gegnerisches Tor haben, wird es eben schwierig.

Hat sich diese Spielweise deiner Meinung nach bewährt?
Gerry Huber:
Durch das Pressing und Gegenpressing haben wir schon ganz viele Tore erzwungen, das kann man auf den Videos unserer Spiele sehen. Es ist natürlich kraftraubend, das geht an die Substanz und wir konnten hinten raus nicht mehr den Dampf der ersten Saisonphase entwickeln.

Um effektiv arbeiten zu können, muss auch das Trainerteam hinter dem Chefcoach funktionieren. Franz, wie muss man sich die Zusammenarbeit zwischen dir und Gerry vorstellen?
Franz Finger (56): Ich übernehme das Aufwärmprogramm, die anschließenden Spielformen machen wir dann zusammen. In meinen Aufgabenbereich fällt auch die Gegnerbeobachtung. Dank neuer Technik kann ich das einfach übers Internet machen, was die Sache schon um einiges einfacher macht. Die wichtigsten Szenen suche ich raus und präsentiere sie der Mannschaft am Donnerstag im Abschlusstraining. Zudem suche ich in Absprache mit Gerry auch das Gespräch mit unzufriedenen Spielern, die nicht so wie gewünscht zum Zug kommen und animiere sie, den Kopf nicht hängen zu lassen. Umgekehrt suchen die Spieler aber auch oft das Gespräch mit mir. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen.

Daniel Hofer: »Ich bin stolz, hier spielen zu können.«

Daniel, du bist in Hankofen zum gestandenen Bayernliga-Spieler gereift, bist das vierte Jahr hier. Was bedeutet es dir, für die SpVgg aufzulaufen?
Daniel Hofer: Mir bedeutet Hankofen sehr viel, das unterstreichen auch die mittlerweile vier Jahre, die ich hier bin. Ich fühle mich einfach wohl. Wir sind die Nummer zwei in Niederbayern, ein Aushängeschild. Ich bin stolz, hier spielen zu können. Du wirst von vielen auf die Spiele angesprochen. Die Wertschätzung bedeutet mir viel.

Was macht den Bayernliga-Standort Hankofen aus?
Daniel Hofer:
Alle halten zusammen. Von den Zuschauern auf den Rängen, die immer da sind und uns super unterstützen, bis hin zu den Auswechselspielern ziehen alle an einem Strang. Und wenn man sich mit den Gegenspielern unterhält, dann heißt es immer, keine Mannschaft spielt gerne in Hankofen. Da fallen dann schon auch mal Worte, die nicht unbedingt druckreif sind. (lacht) In so einem Stadion spielen die Gegner eben nicht gerne.

Bayernliga-Fußball und Beruf ist nicht immer ganz so einfach unter einen Hut zu bringen. Wie geht`s dir damit?
Daniel Hofer: Jetzt geht es mittlerweile wieder besser. Ich arbeite bei BMW, habe früher immer im wöchentlichen Wechsel Früh- und Spätschicht gearbeitet. Dadurch konnte ich eben nur alle zwei Wochen ins Training gehen, das sind natürlich keine guten Voraussetzungen. Ich habe meine Meisterprüfung absolviert und arbeite nun wieder Normalschicht. Das merkst du körperlich, wenn du das komplette Trainingspensum absolvieren kannst, keine Frage. Ich will das so, denn dadurch bin ich einfach viel fitter.

Bayernliga-Action in Hankofen: »Auch wir stoßen an unsere Grenzen.«

Richard, 1.500 Zuschauer zum Eröffnungsspiel gegen die Junglöwen, im Schnitt 600 Fans pro Partie, Markus Weinzierl war zu Besuch - in Hankofen ist was geboten. Wie kann das der kleine Verein stemmen, stößt ihr nicht mittlerweile an Grenzen?
Richard Maierhofer: Das Gute bei uns am Dorf ist, dass alle zusammenhalten und wir viele Leute haben, die mithelfen. Die letzten Jahre hat sich bei uns viel entwickelt, aber auch wir stoßen an unsere Grenzen. Wir hatten ja auch noch den UEFA Regions Cup bei uns, was organisatorisch auch nochmal ein enormer Aufwand war. Wir hatten ganz schön zu tun, aber wir haben`s sehr gut hinbekommen.

Dir selbst wird wahrscheinlich neben Beruf und Fußball auch nicht viel Freizeit bleiben.
Richard Maierhofer: Vor Kurzem meinte ein Bekannter zu mir: Dann kommst du wenigstens von der Arbeit weg, wenn Fußball ist. So ist es bei mir auch. (schmunzelt) Natürlich nimmt mein Engagement schon viel Zeit in Anspruch. Aber es kommt auch viel zurück, wenn die Mannschaft Erfolg hat, wenn sie attraktiv spielt und sich der ganze Verein weiterentwickelt. Das tut schon gut.


Im zweiten Teil verrät Coach Gerry Huber, warum er seinen Spielstil im Frühjahr auf gar keinen Fall ändern wird und wie die SpVgg Hankofen-Hailing in Zukunft wahrgenommen werden will!




Aufrufe: 022.1.2019, 17:44 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor