2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Die etwas andere Umschulung im Herrenbereich: Robin Forg - vom Feldspieler zum Torhüter. F: Wolff
Die etwas andere Umschulung im Herrenbereich: Robin Forg - vom Feldspieler zum Torhüter. F: Wolff

"Kann nicht vom Fußball lassen"

Wie aus dem Armsheimer Feldspieler Robin Forg der Torhüter des A-Klasse-Spitzenreiters wurde

ARMSHEIM. Der TSV Armsheim führt die Tabelle der Fußball-A-Klasse an. Das ist auch ein Verdienst von Robin Forg, der das Tor hütet. Kurioserweise wechselte er erst zu dieser Saison vom Feld in die Kiste – aus gesundheitlichen Gründen.

Herr Forg, Sie hatten vor dieser Spielzeit tatsächlich keinerlei Einsätze im Tor?

Naja, ich bin schon immer ins Tor gegangen, wenn sich der Torhüter verletzt hatte oder es eine Rote Karte gab. So bin ich schon zwei-, dreimal im Laufe meiner Karriere im Tor aufgelaufen. Ansonsten vorher tatsächlich nie. Durch meinen Vater, der früher auch Torhüter war, habe ich ein wenig Talent für diese Position mitbekommen. Früher, wenn wir bolzen waren, habe ich mich ab und zu ins Tor gestellt, im Training stand ich auch ganz gerne im Tor und so hat sich das dann entwickelt.

Ihr Vater spielte über viele Jahre im Tor. Wie erfolgreich war er, wo hat er gespielt, hat er Ihnen ein bisschen etwas beibringen können?

Er hat ewig gespielt. Ich glaube, bis er Mitte 50 war. Früher zu Landesligazeiten von Flonheim hat er da seine längste Zeit verbracht. Eine Sache noch, die eigentlich ganz lustig war: 2011, nach meinem ersten Bandscheibenvorfall, bin ich gewechselt und so sind wir zusammen sogar noch mal Meister geworden mit der TSG Gau-Bickelheim. Ich weiß noch, dass er im letzten Spiel eingewechselt wurde, weil sich unser Stammtormann verletzt hatte.

Hat nach Ihrem zweiten Bandscheibenvorfall der Arzt gesagt, es geht nicht mehr?

Nein, das hat er so nicht gesagt. Die Ärzte haben vorher schon gesagt: Fußball ist jetzt nicht unbedingt das Beste mit einem Bandscheibenvorfall. Aber ich bin halt ein bisschen fußballverrückt, kann es dann auch nicht ganz lassen. So habe ich es immer wieder versucht, aber zum Schluss gemerkt, dass ich nicht mehr gut in die Zweikämpfe gehen kann. Und dass mir danach tagelang die Knochen wehtun. Nicht gut, montags muss ich ja wieder auf die Arbeit.

Jetzt sind Sie Stammtorhüter. Wie hat denn da der etatmäßige Schlussmann reagiert, als Sie ihm so mir nichts dir nichts den Rang abliefen? Wie ist das Verhältnis zu ihm?

Eduard Müller und ich, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Er hat mir am Anfang immer Tipps gegeben, genau wie mein Vater auch. Die zwei sind meine größten Kritiker. Ich bin froh, dass ich die beiden habe.

Zu Beginn der Saison gab es einen Engpass im Armsheimer Tor und Sie sind direkt eingesprungen. Wie hat denn ihr Trainer so schnell das Vertrauen aufbauen können, hat er mit Ihnen darüber gesprochen?

Ja, unser Stammtorwart Eduard Müller hat zu der Zeit ein Haus gebaut und hatte mit den Knochen Probleme. Der aus der zweiten Mannschaft war im Urlaub und so kam es dazu, dass ich ins Tor gehen sollte. Das hat in den zwei Spielen so gut geklappt, dass der Edu (Anm.: Trainer Eduard Panhof) gesagt hat: Kauf dir mal ein paar eigene Handschuhe, dann trainierst du mit und wir schauen, wie es geht. Ich kann eben auch ein bisschen mitspielen und da hat er auch gesagt, das sei ein Riesenpluspunkt.

Bei Ihrem Job auf der Linie, bemerken Sie noch Unsicherheiten, weil die Routine einfach fehlt oder fühlt es sich schon so an, als hätten Sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht?

Also am Anfang war ich mir wirklich unsicher, gerade beim Herauslaufen und was die Flanken angeht. Im Laufe der Hinrunde habe ich gemerkt, wie es von Mal zu Mal besser wurde. Mittlerweile fühle ich mich wirklich wohl. Es kommt mir so vor, als würde ich schon ein paar Jahre im Tor spielen.

Sind Sie zwischen den Pfosten inzwischen wunschlos glücklich oder würden Sie schon gerne mal wieder über den Platz jagen die vollen 90 Minuten?

Ja, ich vermisse das schon ab und zu, gerade in der Mitte auf der Sechs die Zweikämpfe zu führen. Da hat man nochmal einen ganz anderen Einfluss auf das Spiel und ab und zu, wenn es nicht läuft, stehe ich da hinten und denke mir so: „Hach, jetzt würde ich gerne nochmal ein bisschen mitkicken“. Das fehlt mir. Aber im Tor macht es mir richtig Spaß und ich bin froh, dass das mit meinem Rücken klappt. So haben wir alle etwas davon.

Das Interview führte David Zerfaß



Zur Person

Bis in den Sommer vergangenen Jahres stand Robin Forg immer als zentraler Mittelfeldspieler auf dem Fußballfeld, zuletzt für den TSV Armsheim-Schimsheim in der A-Klasse-

Doch nach seinem zweiten Bandscheibenvorfall musste der 28-Jährige sportlich kürzertreten. Sein Trainer Eduard Panhof machte ihm als Alternative den Vorschlag, ins Tor zu gehen. Das passte.

Aufrufe: 028.1.2019, 14:30 Uhr
David ZerfaßAutor