2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nach Station in Seebach ist der ehemalige Regionalliga-Spieler Josef Eibl seit dieser Saison für die DJK Vilzing verantwortlich.
Nach Station in Seebach ist der ehemalige Regionalliga-Spieler Josef Eibl seit dieser Saison für die DJK Vilzing verantwortlich. – Foto: Simon Tschannerl

Josef Eibl: »Aufstieg muss nicht ohne Wenn und Aber her«

Vilzings Trainer mit einer Zwischenbilanz der bisherigen Saison 2021/22 - und einen Blick auf seine eigene, noch junge Trainerkarriere.

Als langjähriger Kapitän und Leistungsträger von Regionalligist Schalding-Heining hat Josef "Bebbo" Eibl zweifelsohne eine erwähnenswerte Spielerkarriere hingelegt. Den 35-Jährigen aber auf seine aktive Zeit zu beschränken, würde ihm keinesfalls gerecht werden. Denn der gebürtige Büchlberger hat auch als Trainer bereits nachhaltig Spuren hinterlassen. Erst beim TSV Seebach, nun bei der DJK Vilzing. Mit den Oberpfälzern strebt der inzwischen in Salching (Lkr. Straubing-Bogen) lebende Lehrer in die Regionalliga. Im FuPa-Interview zieht der Exil-Waidler eine Winterbilanz der Saison 2021/22, erklärt, warum Vilzing am Ende ganz oben stehen wird - und spricht auch über seine persönliche Entwicklung an der Seitenlinie.

Bebbo, was ist einfacher: Es als Spieler in den gehobenen Amateurfußball-Bereich zu schaffen - oder als Trainer?
(überlegt) Puh, ganz schwierige Frage zum Einstieg. (überlegt nochmal länger) Über sowas habe ich mir, ehrlich gesagt, noch nie Gedanken gemacht. Eigentlich müsste es als Spieler einfacher sein, weil mehr Planstellen frei sind als bei Trainern. Aber auch als Spieler war es, das kann ich bezeugen, gar nicht so einfach. Bei beiden Möglichkeiten gibt es Wege nach oben. Und ohne ein gewisses Talent geht gar nichts. Doch alleine die Begabung reicht nicht. Man braucht auch noch Wille, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen.

Du scheint das alles gehabt zu haben. Hinzu kommt nun noch Deine Erfahrung: Ist für Dich als Trainer deshalb mehr drin wie als Spieler - Stichwort: Profibereich?
Diese Frage kann und will ich aktuell nicht beantworten. Es ist kein Gerede, das einfach nur schön klingen soll, aber: Ich konzentriere mich derzeit einzig und allein auf die DJK Vilzing. Genauso habe ich es übrigens auch immer als Spieler gemacht: Immer nur den nächsten Moment im Auge behalten. Alles andere ist Kaffeesatzleserei. Aktuell ist mir meine Familie sehr wichtig, auch mein Beruf erfüllt mich. Insofern bin ich mit der derzeitigen Situation sehr zufrieden.


Einstieg als Trainer: »Mir hat meine Spielerkarriere geholfen«

Du möchtest aber im Umkehrschluss auch nichts ausschließen? Bist Du ohnehin in der Bayern- oder ggf. Regionalliga besser aufgehoben?
Ich bin unfassbar gerne Lehrer. Zugleich kann ich meinen Traumberuf mit meiner großen Leidenschaft verbinden. Es passt alles. Aber ausschließen würde ich generell nie irgendetwas.

Was macht mehr Spaß - Spieler oder Trainer zu sein?
Beides. Wenn man gewinnt (lacht herzlich). Im Ernst: Beide Sachen lassen sich nur wenig miteinander direkt vergleichen. Beide Funktionen haben ihre Vorzüge. Als Spieler erlebt man den Fußball vielleicht noch ein bisschen emotionaler wie als Trainer. Und als Trainer macht es einfach Spaß, wenn man sieht, dass man etwas entwickeln kann.

Wie gehen ehemalige Profis wie Andre Luge oder Jim-Patrick Müller mit Dir als Trainer um, der als Spieler immer "nur" Amateur war?
Das ist gar kein Thema bei unserem Miteinander. Es ist von Vorteil, dass ich in der Regionalliga gespielt habe. In dieser Spielklasse ist eine gewisse Professionalität Grundvoraussetzung. Zudem mache ich im Training noch ab und zu mit. Die Spieler sehen dann, dass ich schon auch ein bisschen kicken kann. Fernab dessen: Angesprochene Luge oder Müller sind total pflegeleicht. Sie machen keinen Unterschied, wer welche Vergangenheit hat.

Mit zahlreichen bekannten Namen gespickt ist Vilzing der Aufstiegsfavorit schlechthin.
Mit zahlreichen bekannten Namen gespickt ist Vilzing der Aufstiegsfavorit schlechthin. – Foto: Simon Tschannerl

Bist Du der lebende Beweis dafür, dass ein erfolgreicher Spieler einfacher ein erfolgreicher Trainer wird als ein Quereinsteiger?
Ich denke schon. Ich bin der festen Überzeugung, dass es für einen erfolgreichen Spieler einfacher ist, ein erfolgreicher Trainer zu werden. Gewisse Erfahrungen sind unschätzbar wertvoll. Außerdem wissen die Spieler dann immer unterbewusst, dass derjenige, der da vorne steht und was erzählt, das auch selber miterlebt hat. Natürlich gibt es aber auch Gegenbeispiele wie Julian Nagelsmann bei den Bayern. Das macht deutlich, dass mein Weg nicht alternativlos ist. Fest steht aber: Mir hat meine Spielerkarriere geholfen.

Trainer wird man nicht von jetzt auf gleich, sondern man wächst langsam hinein.
Genau. Schon als Kapitän von Schalding-Heining musste ich praktisch einen Weitblick haben. Das kommt mir nun als Trainer zugute.

Vom Persönlichen zur DJK Vilzing: Wie fällt ganz allgemein Dein Winterfazit aus?
Die bisherige Saison war ordentlich. Wir sind aktuell Rangdritter. Würden wir unser Nachholspiel gewinnen, könnten wir auf den Relegationsplatz springen. Wir haben also noch alle Möglichkeiten. Betrachtet man nur unsere sportliche Leistung, muss man schon feststellen, dass wir Höhen und Tiefen hatten. Die Phase, in der wir drei Ligaspiele hintereinander verloren haben, konnten wir - Gott sei Dank - schnell wieder umdrehen. Zum Schluss waren wir dann stabil. Es gibt noch ein anderes Thema...

...und zwar?
Es passiert im Fußball leider immer wieder, aber: Wir haben aktuell zwei Schwerverletzte. Nico Dantscher mit Achillessehnenriss und Matthias Müller mit Kreuzbrandriss. Für diese jungen Burschen tut es mir unendlich leid. Als Trainer sehe ich das Große und Ganze - und diese Verletzungen trüben es doch ziemlich.

Es gibt also wichtigere Dinge als Fußball. Das hast Du auch schon während der Endphase des Fußballjahres gesagt, als der Coronavirus wieder deutlicher um sich griff.
Absolut. Als Lehrer sehe ich sehr viel, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Und wenn Kinder mit Maske im Sportunterricht rumlaufen, können wir auf der anderen Seite nicht auf die Fortsetzung des Spielbetriebes pochen. Aber naja. Über dieses Thema könnte man länger reden.

Und würde wohl zu weit führen. Zurück zur Bilanz: Ordentlich bedeutet Schulnote 3, oder?
...machen wir eine 2- draus (lacht). In Anbetracht der Qualität der anderen Mannschaften, die mich vor allem in der Spitze überrascht, sind wir doch gut dabei.


Ist der Druck vielleicht doch zu groß?

Ihr werdet immer wieder als absoluter Meisterfavorit genannt. Ein gewisser Druck ist deshalb aber auch aufgrund der Tatsache, dass ihr selber die Regionalliga anstrebt, zweifelsohne vorhanden. Lähmt diese Erwartungshaltung in manchen Phasen?
Die Erwartungshaltung ist da, keine Frage. Wir haben sie uns auch selber auferlegt und stehen dazu. Die Jungs sind aber erfahren genug, um damit umgehen zu können. Ich habe es schon in der vergangenen Antwort angeschnitten: Die Liga ist im vorderen Bereich extrem ausgeglichen gut. Ansbach, Erlangen und Bamberg sind sehr stark. Es wird sicher nicht so sein, dass wir mit fünf Punkten Vorsprung Meister werden. Zum Schluss wird's eine ganz, ganz enge Geschichte.

Apropos Druck: Irgendwie passt in dieses Bild, dass zwei Eurer vier Saison-Niederlagen gegen Teams aus dem hinteren Tabellenbereich zustande gekommen sind. Waren das Ausrutscher? Oder ist ein gewisses Schema erkennbar?
Diese Pleiten sind erklärbar. In den Spielen, die wir verloren haben, haben wir extreme individuelle Fehler gemacht. Als letzter Mann beispielsweise den Ball verlieren. Das hat mit Druck nichts zu tun. Sowas passiert einfach immer wieder mal. Bei uns eben gehäuft in der Vorrunde. Es war also nicht so, dass uns diese Mannschaften an die Wand gespielt haben. Nichtsdestotrotz haben wir in diesen Begegnungen nicht überragend abgeliefert.

Warum ist die DJK Vilzing noch nicht Erster?
Eben wegen vorher angesprochener Tiefs. Durch die vielen Englischen Wochen war es auch schwierig, sich im Training aus dem Abwärtsstrudel rauszuarbeiten. In einigen Bereichen haben wir die Konstanz vermissen lassen. Darum sind wir noch nicht Erster.

Eibl wird ein guter Draht zu seinen Spielern nachgesagt.
Eibl wird ein guter Draht zu seinen Spielern nachgesagt. – Foto: Helmut Weiderer

Und warum steht Ihr am Ende der Saison ganz oben?
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir am Ende ganz oben stehen werden. Das mal vorab. Die Begründung: Weil wir eine sportlich als auch charakterlich einwandfreie Mannschaft haben und sportlich Verantwortliche, Trainer und Team eine homogene Einheit bilden.

Wäre Deine Mission bei den Oberpfälzern gescheitert, sollte es in dieser Spielzeit nicht mit dem Aufstieg klappen?
Das müssen andere beurteilen. Aus meiner Sicht nicht. Natürlich habe ich selber eine gewisse Erwartungshaltung - genauso wie der Verein. Aber es ist jetzt nicht so, dass der Aufstieg ohne Wenn und Aber her muss. So habe ich Vilzing nicht kennengelernt. Man kann ja niemals einen Aufstieg garantieren. Denn ein derartiger Erfolg hängt nicht nur mit Qualität zusammen, sondern auch mit Glück.

Gibt es Gespräche hinsichtlich einer Vertragsverlängerung?
Da werden wir uns demnächst in aller Ruhe und ohne Hektik zusammensitzen.


Danke für das Gespräch, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 016.12.2021, 13:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor