2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Michael Selbitschka hat in seiner Karriere mit vielen namhaften Kickern zusammengespielt.
Michael Selbitschka hat in seiner Karriere mit vielen namhaften Kickern zusammengespielt. – Foto: Norbert Herrmann

"Ironman" Burgstaller, Zachers Knitterhemden und der gnadenlose Holler

Meine Top-11: Michael Selbitschka nominiert seine persönliche Wunschauswahl +++ "Auf Ali Hoffmann konnte ich mich sowohl auf dem Platz als auch außerhalb immer zu 100 Prozent verlassen"

Im Laufe einer langen Fußballerkarriere trifft man den einen oder anderen besonderen Menschen, mit dem man gemeinsam auf dem Platz um Punkte kämpft. Wir lassen in der FuPa-Serie "Meine Top-Elf" Spieler zu Wort kommen, die elf Akteure vorstellen, die bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen haben - egal ob sportlich oder gesellschaftlich. Heute: der langjährige Landesligakicker Michael Selbitschka (40).

Tor:

Mathias Burgstaller (Karriereende, früher u. a. SpVgg GW Deggendorf, 1. FC Passau): "Mit 'Burgi' habe ich bei der SpVgg GW Deggendorf zusammengespielt. Er ist im Sommer 2004 vom 1. FC Passau zu uns gewechselt und war unser Keeper in der Meistersaison in der Bezirksoberliga 2004/05 sowie in der darauffolgenden Landesliga-Saison. Ein hervorragender Torwart und seit der damaligen Zeit ein wirklich sehr guter Freund. Seine schon damals "eiserne" Einstellung zum Sport hat ihn in den letzten Jahren tatsächlich weg vom Fußball hin zum "Ironman" geführt."

Abwehr:

Josef Holler (SpVgg Osterhofen):
"Ein absolutes Vorbild im Hinblick auf Einsatz und Wille. Training für Training hat er knochenhart an sich gearbeitet. Er hat immer das Maximale aus sich rausgeholt und war viele Jahre einer der wohl unangenehmsten Gegenspieler in ganz Niederbayern, was ich selber einmal am eigenen Leib zu spüren bekam. Am letzten Spieltag der BOL-Saison 2002/2003 spielten wir mit der SpVgg Deggendorf bei der SpVgg Plattling, bei der Sepp damals noch spielte. Wir standen schon als Vizemeister fest und hatten in der Woche darauf die Landesliga-Relegation vor uns. Auch war bereits fix, dass Sepp in der kommenden Saison zu uns nach Deggendorf wechselt. Er hat mich dann in Manndeckung genommen und ist keinen Zentimeter von mir weggegangen. Als ich Mitte der zweiten Halbzeit auf Höhe Mittellinie einen Ball angenommen habe und mit dem Rücken zu ihm stand, hat er mich von hinten sprichwörtlich aus den Schuhen rausgehauen – gnadenlos! Es war besser, ihn im eigenen Team zu haben. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen."

– Foto: Charly Becherer



Alexander Hoffmann (Karriereende, früher u. a. FC Dingolfing, SV Frauenbiburg):
"Mit 'Ali', den ich mittlerweile schon über 25 Jahre kenne, verbindet mich eine lange Zeit als Teamkameraden, aber noch viel mehr eine langjährige Freundschaft. In der Saison 2000/01 waren wir beide Teil der Dingolfinger Landesliga-Aufstiegsmannschaft und haben in den Saisons 2001/02 sowie 2006/07 zusammen für den FCD in der Landesliga gespielt. 2007 sind wir dann als Spieler zum SV Frauenbiburg in die Kreisklasse gewechselt, zwei Jahre hintereinander Meister (Kreisklasse und Kreisliga) geworden und sensationell in die Bezirksliga aufgestiegen. Dort habe ich dann das Traineramt übernommen und hatte Ali dort in meiner sechsjährigen (Spieler-)Trainerzeit als Spieler unter meinen Fittichen. Ich konnte mich sowohl auf dem Platz als auch außerhalb auf ihn immer zu 100 Prozent verlassen. Seine fußballerische Qualität war in allen Ligen, in denen er gespielt hat, unbestritten. Er hätte definitiv das Talent und die körperlichen Voraussetzungen gehabt, weit höherklassiger zu spielen, was ich ihm selbstverständlich gegönnt hätte. Letztendlich bin ich aber auch sehr froh, dass dies nicht der Fall war, da wir sonst wahrscheinlich gemeinsam nicht so viele unvergessliche Momente – sportlich wie privat – erlebt hätten."



Philipp Zacher (SV Deggenau):
"Ein ganz feiner Kerl und überragender Abwehrspieler. "Philetti" ist 2003 vom SV Hutthurm zu uns nach Deggendorf gewechselt und war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Bezirksoberliga-Meistermannschaft von 2004/2005. Athletisch, schnell, zweikampfstark, Teamplayer und vieles mehr. Er hat stets eine Top-Leistung abgerufen – sowohl 90 Minuten auf dem Platz als auch danach in der "dritten Halbzeit". Wir hatten viele überragende Mannschafts-Ausflüge in den Deggendorfer "Bergkeller", bei denen Phil auf der Tanzfläche eindrucksvoll seine neuen Knitterhemden präsentierte.

Mit der SpVgg Deggendorf schaffte Selbitschka 2003 den Aufstieg in die Landesliga. Hier ein Bild aus dem entscheidenden Relegationsspiel in Ascha gegen den TSV Kareth-Lappersdorf.
Mit der SpVgg Deggendorf schaffte Selbitschka 2003 den Aufstieg in die Landesliga. Hier ein Bild aus dem entscheidenden Relegationsspiel in Ascha gegen den TSV Kareth-Lappersdorf.

Mittelfeld:

Radoslav Bienias (FC Zeholfing):
"Radek war ein langjähriger Weggefährte. Beim FC Dingolfing haben wir gemeinsam in der Bezirksoberliga und in der Landesliga gespielt. Später zu meiner (Spieler-)Trainer Zeit beim SV Frauenbiburg ist Radek dann zu uns gewechselt. Dort hat er von seinen Mannschaftskollegen den Titel "Radostar" bekommen – und das absolut zurecht. Fußballerisch unfassbar gut, außerhalb des Platzes ein absoluter Experte. Standardspruch: "Aufpassen, sonst gibt’s Beiner!", und das wurde dann auch regelmäßig umgesetzt. Unvergessen auch die gemeinsamen Trainingslager. Dort hat Radek nach dem Training auf seinem Zimmer das komplette Team mit frischem Heineken versorgt - inklusive Trainer.



Michael Wimmer (Co-Trainer VfB Stuttgart):
"Miche und ich haben in unserer Jugendzeit in der damaligen C-Junioren-Niederbayern-Auswahl sowie in der C-Jugend und B-Jugend beim FC Dingolfing zusammengespielt. Anschließend sind wir gemeinsam zur SpVgg Landshut in die A-Jugend-Bayernliga, die damals die höchste Jugendliga war, gewechselt. Als Miche im Jahr darauf ein Angebot vom TSV 1860 München bekam, haben sich unsere Wege getrennt, bis wir in der Saison 2006/2007 wieder gemeinsam für den FC Dingolfing in der Landesliga aufliefen. Miche war auf dem Platz eine Maschine, hat nie aufgegeben und konnte zudem fußballerisch auf ganzer Linie überzeugen. Kurz gesagt: er war in jedem Spiel, auch an einem schlechten Tag, immer einer der besten auf dem gesamten Platz. Ich freue mich für ihn, dass er sich in den letzten Jahren seinen Traum verwirklichen konnte und er sich mittlerweile beim VfB Stuttgart als Co-Trainer im Profibereich etabliert hat."



Michael Selbitschka:
"Wenn ich schon meine beste Elf aufstellen darf, möchte ich in diesem großartigen Team selbstverständlich auch selbst mit dabei sein."



Antonin Dvorak (Karriereende, früher u. a. SSV Jahn Regensburg, 1. FC Bad Kötzting):
"Ich hatte das Glück, als junger Spieler mit Anton beim FC Wallersdorf in der Bezirksoberliga zusammenspielen zu können. Anton ist ein einwandfreier Charakter und war fußballerisch eine absolute Augenweide. Man hatte das Gefühl, dass er auf dem Platz alles richtig macht. Ein begnadeter Fußballer, von dem ich in der kurzen Zeit sehr viel gelernt habe. Außerdem – auch wenn es schon lange her ist – bin ich ihm noch immer sehr dankbar, dass er mir damals Tipps bezüglich meiner fußballerischen Zukunft gegeben hat."

Sturm:

Stefan Hafner (Karriereende, früher u. a. SpVgg GW Deggendorf, SV Riedlhütte):
"'Hafe' war ein ganz besonderer Stürmer, mit dem ich mich in Deggendorf auf dem Platz fast blind verstanden habe. Aufgrund seiner Spielweise konnte ihn der Gegner nicht über 90 Minuten ausschalten. Einfache, aber trotzdem perfekte Laufwege, super Geschwindigkeit, tödlicher Abschluss. Wenn er im Strafraum an die Kugel kam, war es immer brandgefährlich. Ein absolutes Schlitzohr. Nicht umsonst hat er so namhafte Stationen wie Post/Süd Regensburg und den SV Riedlhütte in seiner Vita. Auch außerhalb des Platzes ein super Typ."

Beim SV Frauenbiburg erlebte Selbitschka eine sehr erfolgreiche Zeit - sechs Jahre davon als Spielertrainer.
Beim SV Frauenbiburg erlebte Selbitschka eine sehr erfolgreiche Zeit - sechs Jahre davon als Spielertrainer.

Heino Corintan (FC Reichstorf):
"Mit Heino habe ich beim FC Dingolfing 2001/02 sowie 2006/07 in der Landesliga zusammengespielt. Im Nachhinein ist es ehrlich gesagt unglaublich, wie gut Heino schon mit 17 Jahren war – ein kompletter Stürmer. Er hätte das Zeug gehabt viel höher zu spielen. Wenn man über die letzten 20 Jahre seine fußballerischen Stationen und die jeweiligen Torquoten betrachtet, wird schnell klar, dass man über seine Qualität nicht diskutieren muss."



Gerhard Bogner (Karriereende, früher u. a. SpVgg Landshut, FC Dingolfing):
"'Bogi' und ich waren von 2000 bis 2002 zwei Jahre gemeinsam beim FC Dingolfing in der Bezirksoberliga und in der Landesliga. In Frauenbiburg war er dann von 2007 bis 2009 unser Meistertrainer in der Kreisklasse sowie in der Kreisliga. Bei jeder Station war er eine Klasse für sich und hat Tore am Fließband erzielt. Eigentlich kann man sagen, dass – wenn er im Strafraum an den Ball kam – er entweder ein Tor geschossen oder einen seiner Meinung nach "absolut berechtigten" Elfmeter rausgeholt hat, den er dann selbst meist in die Mitte des Tores versenkt hat. Unvergessen bleiben die unzähligen und schier endlosen gemeinsamen Feierlichkeiten im nahezu legendären Frauenbiburger Sportheim sowie die wirklich grandiosen Aufstiegsfeiern."

Von 2017 bis 2020 fungierte Selbitschka als Trainer beim TSV Vilsbiburg.
Von 2017 bis 2020 fungierte Selbitschka als Trainer beim TSV Vilsbiburg. – Foto: Birgit Schmideder

Trainer:
Uli Karmann
(1. FC Bad Kötzting):
"Uli war damals hauptausschlaggebend, dass ich im Sommer 2002 den Schritt gemacht habe, vom FC Dingolfing zur SpVgg Deggendorf zu wechseln. Und es war die richtige Entscheidung. Uli hat jedes Training akribisch geplant und uns Spielszenen und Standards so lange trainieren und einstudieren lassen, bis es seinen Vorstellungen vollständig entsprochen hat. In den Spielen hat Uli einfach alles gesehen. Immer wenn ein Spiel nicht so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat, hat es – unabhängig vom Ergebnis – vor dem Montagstraining eine Besprechung gegeben. Er hat Details aufgezeigt, an die du als Spieler gar nicht mehr gedacht hast, aber du musstest immer sagen: "Ja, das stimmt." Ich bin sehr froh, dass Uli in Deggendorf vier Jahre lang mein Trainer war. Meine mittlerweile neun Jahre lange Trainerarbeit in der Bezirksliga beim SV Frauenbiburg sowie beim TSV Vilsbiburg hat er von meinen Trainern mit Abstand am meisten geprägt. Kurz und bündig: Uli ist ein Perfektionist und absoluter Fachmann – eigentlich ein Mann für den Profifußball!"

Zur Person:

Michael Selbitschka machte seine ersten Schritte als Fußballer beim SV Landau, ehe er als C-Jugendlicher zum FC Dingolfing wechselte und danach in der A-Jugend der SpVgg Landshut in der Bayernliga kickte. Sein erstes Jahr im Seniorenbereich verbrachte der technisch versierte Mittelfeldspieler bei der SpVgg Hankofen und dem FC Wallersdorf in der Bezirksoberliga. 2000 kehrte Selbitschka zum FC Dingolfing zurück, mit dem er den Aufstieg von der Bezirksober- in die Landesliga schaffte. Selbiges gelang ihm dann auch mit der SpVgg Deggendorf, für die er von 2002 bis 2006 die Fußballschuhe schnürte.

Nach einer weiteren Spielzeit beim FCD in der Landesliga wechselte der Berufsschullehrer zum SV Frauenbiburg und marschierte mit dem Dorfklub von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga durch. Dort übernahm er 2009 dann das Amt des Spielertrainers, das er sechs Jahre lang inne hatte. Leider blieb Selbitschka der krönende Abschluss verwehrt, denn zum Abschluss seiner erfolgreichen Zeit beim SVF musste er in der Relegation den Abstieg in die Kreisliga hinnehmen. Nach zwei Jahren Auszeit übernahm Michael Selbitschka 2017 den Bezirksligisten TSV Vilsbiburg, bei dem er im Herbst des vergangenen Jahres seinen Rückzug erklärte.

– Foto: Charly Becherer

Aufrufe: 025.4.2021, 11:30 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor