2024-05-15T11:26:56.817Z

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Da geht’s lang.  | Foto: Patrick Seeger
Da geht’s lang. | Foto: Patrick Seeger

Iraklis Metaxas gibt beim SC II die Richtung vor

Ein Kölscher Grieche ist neuer sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule

Iraklis Metaxas ist neuer sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule, Trainer der Zweiten – und Fahrradbeobachter dieser Stadt. Er weiß, dass hier der Mensch und nicht der Fußballer im Mittelpunkt steht.
So weit wie Tocotronic würde Iraklis Metaxas niemals gehen. So einen Satz wie jener Einstieg in den Freiburg-Song der Hamburger Rockband mit südbadischen Wurzeln würde der neue Trainer des SC Freiburg II niemals fallen lassen: "Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse, Fahrradfahrer dieser Stadt."

In dieser rauen, ungezügelten Sprache von Nonkonformisten à la Tocotronic kann ein diplomierter Fußballlehrer, der bei einem Bundesligisten zum Jahresanfang auch noch die sportliche Leitung der Fußballschule übernommen hat, unmöglich drauflosplappern. Rhetorisches Geschick in der Öffentlichkeit ist mittlerweile auch für einen Regionalliga-Coach unabdingbar. Man weiß ja nie, wann was auf einen zurückfällt. Und so gießt Iraklis Metaxas seine Impressionen vom Zweiradverkehr auf dem Dreisamuferweg nach einem halben Jahr als Bürger des Stadtteils Ebnet in den Satz: "Fahrradfahren ist in Freiburg eine sehr ernste Angelegenheit."

Ansonsten ist der Spaßfaktor in der waldumrankten Wohlfühlstadt für den zweifachen Familienvater eher hoch. Er freue sich, dass seine beiden Kinder in so einer naturnahen Umgebung aufwachsen, sagt Metaxas. Manchmal muss er innerlich schmunzeln, wenn die Kunden beim Bäcker an der Ladentheke wieder ein ausgiebiges Schwätzchen halten. "In Bochum ging\'s da eher kernig und kühl zu", hat der 46-jährige Mann aus dem Westen erkannt.

In Bochum war Iraklis Metaxas vier Jahre lang beim ortsansässigen VfL beschäftigt, zunächst als Assistent bei den Zweitligaprofis unter Heiko Herrlich und Friedhelm Funkel, dann zwei Jahre als Trainer der zweiten Mannschaft in der Regionalliga und als Leiter des Bochumer Nachwuchszentrums.

Noch eine Parallele: Beide Fußballschulen erhielten vom DFB beim jüngsten Lizenzierungsverfahren die höchste Auszeichnung von drei Sternen. Vergleichen will Metaxas die beiden Einrichtungen aber nicht, da ist er wieder ganz der Diplomat. Nur dies: In Bochum lebt eine Stadt und eigentlich die gesamte Rhein-Ruhr-Region ganz und gar für den Fußball.

Von Spiel zu Spiel

In Freiburg ist diese Leidenschaft vor allem in der Fußballschule anzutreffen. Die hohe Identifikation mit dem SC Freiburg mache die Qualität der Ausbildung aus. Das Besondere an Freiburg sei, dass hier der Mensch und nicht der Fußballer im Mittelpunkt stehe. Metaxas drückt das so aus: "Hier achten die Verantwortlichen zuerst darauf, wie es einem im Leben geht und nicht darauf, ob der rechte Fuß im richtigen Winkel zum Ball steht."

Dass aber die Symmetrien auf dem Feld einen nicht unwesentlichen Aspekt seiner Arbeit ausmachen, wird er schon am kommenden Sonntag feststellen, wenn die Zweite des SC Freiburg um 14.30 Uhr mit einem Heimspiel im Mösle gegen den TuS Koblenz die Frühjahrsrunde in der Regionalliga eröffnet. Als Tabellenvierter bei vier Punkten und einem Spiel Rückstand auf den aktuellen Spitzenreiter SGS Großaspach sind die Aussichten glänzend. Auch weil die Vorbereitung inklusive des Trainingslagers in der Türkei mit vier zum Teil deutlichen Siegen und zwei Unentschieden reibungsfrei ausfiel und zudem bis auf die Langzeitausfälle Dejan Bozic, Dennis Russ und Sandro Knab keine Absenzen zu beklagen sind.

Das Thema Aufstieg beschäftigt Metaxas "gar nicht und sehr gleichzeitig". Der Fokus liege auf der Sicht von Spiel zu Spiel. "Wenn wir hier erfolgreich sind, dann gehören wir am Ende automatisch zu den Spitzenteams", erklärt der Trainer. Der Vorteil der Regionalliga Südwest mit dem SC Freiburg II: Hier schaffen die ersten beiden Teams den Sprung in die Aufstiegsrunde zur Dritten Liga. Aus den übrigen vier Regionalligen zieht nur der Meister in jene Duelle ein, die dann im Losverfahren bestimmt werden und nach Hin- und Rückspiel drei Drittliga-Aufsteiger ausspucken.

Die kommode Position hat sich die Zweite des Sportclubs bekanntlich unter dem Trainergespann Xaver Zembrod und Uwe Staib erarbeitet. Nachdem es Zembrod kurz nach dem Jahreswechsel Richtung Hannover 96 gezogen hatte, übernahm Metaxas seine Stelle, wieder zusammen mit dem erfahrenen Staib. Bis dato arbeitete er beim SC im Profistab von Christian Streich eher im Verborgenen. Zusammen mit Patrick Baier kümmerte er sich vor allem um die Beobachtung kommender Gegner - davon gab es in den Europa-League-Zeiten bekanntlich einige.

"In Griechenland habe ich festgestellt, wie viel Deutsches in mir steckt."

Streich war auch der Grund, weshalb es Metaxas im vergangenen Sommer von Bochum nach Freiburg zog. Beide kennen sich aus gemeinsamen Tagen bei der Fußballlehrer-Ausbildung in Köln 2001. Der Kontakt riss nie ab. Und als unter Peter Neururer das Betreuungspersonal in Bochum neu geordnet wurde, fiel Metaxas der Schritt nach Freiburg ziemlich leicht.

Iraklis Metaxas ist übrigens ein waschechter Rheinländer, Sohn griechischer Einwanderer, geboren und aufgewachsen in Köln, "ein kölscher Grieche", wie er selbst sagt, ausgestattet mit deutschem und griechischem Pass. Ende der Neunziger Jahre habe er mal drei Jahre lang versucht, in Griechenland zu leben und dann "festgestellt, wie viel Deutsches in mir steckt", sagt er. Was das genau sei, dieses Deutsche in ihm? Dazu schweigt der Diplomat Metaxas lieber. "Das würde sonst den Rahmen sprengen."

Er kehrte nach Deutschland zurück - mit einem neuen Blick auf den Sport. Als junger Aktiver habe ihm der Ehrgeiz gefehlt, eine echte Einstellung zur Profession Fußball. "Ich habe damals immer den bequemeren Weg gewählt", gesteht er. Heute weiß er, wie viel ihm dieses Spiel bedeutet. Heute weiß er, wo seine Heimat ist. Deutschland? Griechenland? Ach was. Auffem Platz.
Aufrufe: 020.2.2014, 09:50 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor