2024-04-23T13:35:06.289Z

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<b>F: Dirk Päffgen</b>
<b>F: Dirk Päffgen</b>

Die Lehren des Falles Robert Enke

Zum Todestag Gedanken zum Sport

„Ein Stück mehr Menschlichkeit, ein Stück mehr Zivilcourage, ein Stück mehr Bekenntnis zur Würde des Menschen, des Nächsten, des Anderen – das wird Robert Enke gerecht.“ Diese Worte richtete Theo Zwanziger, damaliger Präsident des Deutschen Fußball Bundes, an die Gäste der Trauerfeier für Robert Enke. Nach einer langen und schweren Zeit mit der Krankheit Depressionen sah dieser keinen Ausweg mehr und beendete sein Leben durch Suizid.

Fragen wir uns zum Todestag von Robert Enke einmal was sich vier Jahre nach dieser Tragödie geändert hat. Schauen wir gar nicht weit zurück, finden wir das Spiel Chelsea London gegen Schalke 04 in der Champions League und einen folgenschweren Fehler von Torhüter Timo Hildebrandt. Nun ist jedem Fan und Anhänger bewusst, dass der Torhüter nicht mit Absicht diesen Fehler gemacht hat und mit sich nach dieser Aktion selbst am härtesten ins Gericht geht. Was sich aber in den folgenden Tagen in den Medien und auf dem sozialen Netzwerk Facebook abspielte glich einer Hexenjagd und zeigt uns deutlich, wie wenig die Menschen aus der Tragödie Robert Enke gelernt hat. Timo Hildebrandt wurde von Fanatikern aufgefordert erschieß Dich und zu weiteren Suizidmöglichkeiten aufgerufen. Keiner von uns Zuschauern, Fans oder auch Schalke-Nichtmöger kann beurteilen, wie es im Torwart nun vorgeht. Es ist auch einfach zu sagen, er ist Profi er muss das wegstecken. Nein, Timo Hildebrandt ist ein Mensch wie jeder Andere auch und diesem Menschen gehört Respekt gezollt und bei allem Ärger sollte die Würde und der Anstand gewahrt werden. Einfacher ist es aber sinn frei und ohne Rücksicht zu kommentieren und beleidigen.

Wir müssen nicht viel weiter zurückschauen und finden den Fall Mario Götze, der sich nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zu Bayern München einer ähnlichen Hexenjagd ausgesetzt sah. Diverse Facebook-Seiten betitelten den jungen Spieler als Judas, Verräter und Arschloch. Trikots mit seinem Namen wurden verbrannt und auch hier ist es nicht klar, wie dieser junge Spieler es seelisch wegsteckt.

Das Leben als Fußballprofi scheint eine Traumwelt mit vielen guten Faktoren des Lebens. Ruhm und Luxusleben nach wenigen Jahren im Fußball. Von den A Junioren bis zum Nationalspieler in wenigen Monaten und wenn dann der Spieler einmal nicht funktionieren sollte, ist er der Schwache und die Angriffe auf Ihn werden größer und man kann nur hoffen, dass genügend Leute im Umfeld der Spieler sind, die Ihn auffangen und helfen, denn persönliche Angriffe gehen an keinem Spieler einfach vorbei und jede Seele bekommt kleine Risse.

Andreas Bergmann (ehem. Trainer von Robert Enke) sagte im Interview mit der BILD am Sonntag folgenden Satz, der sich vom Profibereich ganz schnell auf den Amateurbereich herunter brechen lässt: „Man muss immer nach außen stark sein, funktionieren, sich durchsetzen und Erwartungen erfüllen. Viele spielen eine Rolle und stecken deswegen in einem dauernden Verdrängungsprozess.“

Wer stellt sich vor, wie es in den unteren Amateurklassen ablaufen würde, wenn sich ein Spieler oder Funktionär hinstellt und sagt: „Ich bin depressiv.“ Er wäre den verbalen Angriffen von Spielern auf dem Feld ausgesetzt und seine Seele würde immer mehr abrutschen. Das Problem in unseren Spielklassen sind dabei dann aber die Handlungsmöglichkeiten. Freunde, Psychologen mit langen Wartezeiten oder die stationäre Einweisung. Das alles hat nur einen Makel, denn wir haben in unserer Amateurfußballwelt nicht die Möglichkeit von einer Auszeit. Wir müssen funktionieren und meist am nächsten Tag, teilweise am selben Tag, für unseren Arbeitgeber da sein und unsere volle Kraft wieder dort hineinstecken. Es schaffen viele einfach umzuschalten aber die Quote von 10% ist beunruhigend und bedarf eines Umdenkens in der Gesellschaft. Bei Fehlentscheidungen werden Schiedsrichter mit schlimmsten Beleidigungen betitelt. Torhüter werden nur den Kaderproblemen geschuldet wie rohe Eier behandelt und der Stürmer der nicht trifft ist sowieso ein Blinder. Wir brauchen nicht nach Schuldigen suchen, aber wenn man mitbekommt wie Zuschauer sich schon in den unteren Klassen auf den Rängen benehmen ist es kein Wunder, dass es in Richtung Profifußball auf den Rängen richtig eskaliert. Viele Zuschauer sehen im Kauf der Eintrittskarte die Berechtigung zum Pöbeln und Beleidigen. Selten sind es konstruktive Kritiken und helfende Worte die von den Tribünen hinein gebrüllt werden. Neben der Außenwirkung eines Heimvereins auf Gäste und Gegenspieler ist es für die eigene Mannschaft peinlich und beschämend.

Wir können in unserer Welt nur hoffen, dass die Menschen sich darauf besinnen nicht in Beleidigungen und Pöbeleien auf dem Fußballplatz auszuleben. Ein Stück Respekt und Toleranz ist für unsere Welt ein wichtiger Faktor und dabei sollte jeder beachten, dass beim Zeigen auf den Anderen mindestens drei Finger auf einen Selber gerichtet sind.

Aufrufe: 010.11.2014, 13:45 Uhr
mkl1Autor