2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
In seiner Heimatstadt Ansbach traf sich Spielertrainer Christoph Hasselmeier mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
In seiner Heimatstadt Ansbach traf sich Spielertrainer Christoph Hasselmeier mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

In der ersten Reihe

Beim FC Bayern München erlebte Christoph Hasselmeier (29) eine außergewöhnliche Junioren-Zeit. Als einziger Spielertrainer der Bayernliga steht er nun wieder im Rampenlicht

Christoph Hasselmeier scheint es gepachtet zu haben, als außergewöhnlich zu gelten. Im Juniorenbereich mischte er im Konzert der Großen mit, spielte in der Jugend des FC Bayern München u.a. mit Weltmeister Toni Kroos. Im Seniorenbereich bei der Spvgg Ansbach zählt er zu den Identifikationsfiguren und war langjähriger Kapitänt. Seit seiner Installation als Spielertrainer kommt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hinzu. Über all diese Aspekte in seiner Biographie spricht der 29-Jährige im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel.

Christoph, was bedeutet aus Deiner Sicht Verantwortung. Kannst Du uns diesen Begriff definieren?
Puh, schwierig, ich hab jetzt diesen Begriff noch nie gegoogelt. (überlegt) Für mich bedeutet Verantwortung, dass man Entscheidungen trifft und zu diesen auch steht. Dazu gehört, dass man die entsprechende Vorgehensweise, den Weg ans Ziel, vorlebt und weitergibt.

Du bist der einzige Spielertrainer in den beiden Bayernligen. Fühlst Du Dich besonders oder drückt eher die Last, verantwortlich zu sein, auf Deine Schultern?
Obwohl ich als einziger Spielertrainer in den beiden Bayernligen eine andere Rolle habe als die meisten anderen Trainer, fühle ich mich eigentlich nicht besonders. Ich sehe mich nach wie vor auf der gleichen Ebene wie zuvor. Ich gestalte das Training und gebe die Kommandos, aber ich bin weiterhin Teil des Großen und Ganzen. Alles in allem unterscheidet sich mein Aufgabenbereich nun jetzt nicht großartig von meinem Kapitäns-Amt zuvor. Als Last sehe ich meinen Spielertrainer-Posten auch nicht. Die einfache Erklärung: Ich bin seit elf Jahren in diesem Verein und kenne deshalb alle bestens.

War es für Dich sofort klar, dass Du in Doppelfunktion der Spvgg Ansbach helfen wirst - erst als Interims- und nun als Dauerlösung?
Hilfe ist hier genau das richtige Wort. Das Ende mit meinem Vorgänger war Ende August. Zu diesem Zeitpunkt noch einen adäquaten Ersatz zu finden, ist fast unmöglich. Deshalb hat man mich gebeten, bis zum Winter zu helfen. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht sofort zugesagt. Ich habe erst den Co-Trainer Toni Jelec angerufen und gefragt, ob er dabei bleibt. Nach seiner Zusage habe auch ich zugesagt.


Zwei Aufgaben, eine Person und ein stetiger Rollentausch

Bist Du in Deinem Selbstverständnis ein derart guter Spieler, dass Du selbst in der Bayernliga den Kopf dazu hast, während des Spiels eine weitere Aufgabe zu übernehmen?
Ja. Ich denke schon, dass ich das Spiel sehr gut lesen kann - das ist das eine. Das andere ist, dass ich meine Jungs bestens kenne und deshalb weiß, wer auf welcher Position am besten aufgehoben ist. Mit Toni Jelec und Ray Steed habe ich darüber hinaus absolut fähige Leute draußen an der Linie.

Erzähl uns doch mal aus Deinem Fußballer-Alltag: Wann bist Du der Spieler Hasselmeier, wann der Trainer Hasselmeier?
Tagsüber bin ich eigentlich immer der Trainer Hasselmeier, weil ich mir sehr viele Gedanken mache rund um das Team - wie stelle ich auf, wie gestalte ich das Training. Vor der Einheit selber bin ich auch der Trainer, weil ich die Übungen aufbaue und zu Beginn eine kurze Ansprache halte. Dann wechsle ich aber zum Spieler - und meine Co-Trainer übernehmen. Ähnlich ist es auch, wenn ein Spiel ansteht. Sobald der Ball rollt, versuche ich der Spieler zu sein.

Gibt es im normalen Spielbetrieb Probleme mit Deinen Mitspielern, mit denen zu teilweise schon länger zusammenspielst, was Deine Autorität betrifft?
Nein, überhaupt nicht. Die Angst, keine Autorität zu haben, hatte ich nie. Natürlich kenne ich die Jungs seit Jahren, aber genau das ist das Geheimnis, warum es so gut funktioniert. Wir haben eine flache Hierarchie und eine gute Stimmung in der Mannschaft. Das kommt mir entgegen. Wichtig - und das habe ich von Anfang an betont - ist, dass die Jungs trennen, was auf und neben dem Platz passiert. Das dazugehörige Versprechen wurde bisher tadellos eingehalten.

Hat Dein fußballerische Einfluss auf das Ansbacher Spiel abgenommen, seitdem Du "nebenher" Trainer bist?
Wir spielen komplett anders als zuvor. Ist ja auch logisch, denn jeder Trainer hat seine eigene Strategie. Deshalb ist die Frage nicht zu beantworten, weil es keinen Vergleich gibt.

Ist der Spielertrainer Christoph Hasselmeier perspektivisch gesehen eine Dauerlösung? Siehst Du Dich in den nächsten Jahren eher als Spieler oder als Trainer?
(überlegt) Mein Vertrag bei Ansbach gilt vorerst mal bis 2022. Somit steht mein kurzfristiger Weg ohnehin bereits fest. Die aktuelle Doppelfunktion ist keine perfekte Lösung, davon bin ich nach wie vor überzeugt. Die Belastung ist einfach sehr, sehr hoch. Ich würde eine gute Hierarchie und einen starken Trainer an der Linie klar bevorzugen. Nichtsdestotrotz ist es so, wie es ist. Was nach 2022 ist, kann ich aber nicht sagen. Zwei Jahre sind im Fußball eine halbe Ewigkeit.

Könnte es als Spieler vielleicht sogar nochmal mit einer höheren Liga klappen?
Nein. Es waren immer mal wieder Angebote da, in den letzten Jahren allerdings nicht mehr. Inzwischen bin ich einfach schon zu alt. Eine höhere Liga kommt nur noch infrage, wenn ich mit Ansbach aufsteige (lacht).

Der 29-Jährige als Trainer - ein Bild, an das man sich gewöhnen muss.
Der 29-Jährige als Trainer - ein Bild, an das man sich gewöhnen muss. – Foto: Mario Wiedel

Gemessen an Deiner Ausbildung bei Fürth und bei Bayern München bleibst Du etwas hinter den Erwartungen, oder?
Die berufliche und die körperliche Seite haben es verhindert, dass ich noch höher spiele. Ich hatte jeweils mit 19 und 20 Jahren einen Kreuzbandriss. Hinzu kamen ein Syndesmosebandriss und ein dreifacher Bänderiss im Sprunggelenk. Obwohl ich sehr, sehr viel verletzt war bei Bayern und Fürth, war ich immer Stammspieler. Ich war nach dem Juniorenbereich allerdings ein gebranntes Kind. Nachdem auch noch die berufliche Situation hinzu gekommen ist, war für mich klar, dass ich nach Ansbach zurückkehre - zumal ich, ehrlich gesagt, auch großes Heimweh hatte, als ich in München und Fürth gewohnt habe.

Das endgültige Aus aller Träume.
Kann man so sagen. Es war schon irre damals. Der Vater von Mats Hummels hat mich nach München geholt. Ich habe dort eine außergewöhnliche Zeit im Internat erlebt. Ich würde alles genauso wieder machen. Es war aber auch nicht einfach für mich, das muss ich zugeben. Als 15-Jähriger einen derart strukturierten Tagesablauf zu haben und auch noch weit weg von Zuhause zu sein, ist krass - vor allem, wenn noch Verletzungen hinzukommen und man nicht das machen kann, was man eigentlich machen möchte.

Wie oft blickst Du etwas neidisch zu ehemaligen Teamkameraden wie Quirin Moll oder Andreas Voglsammer, die es geschafft haben, Profi zu werden?
Wenn ich auf frühere Teamkameraden neidisch wäre, dann eher auf Toni Kross, Mehmet Ekici und Diego Contento. Ich kam eigentlich als U16-Spieler zu den Bayern, wurde aber sogleich zur U17 hochgezogen, weshalb ich mit diesem Jahrgang gespielt habe. Im ersten B-Jugend-Jahr bin ich dann sogar Deutscher Meister geworden. Tolle Erinnerungen.

Vielen Dank für das Interview - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 022.7.2020, 10:20 Uhr
Dieter RebelAutor