2024-05-10T08:19:16.237Z

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"Es herrscht ein anderer Ton, eine ganz andere Disziplin, völlig andere Voraussetzungen", erklärt Marco Stark den Unterschied zwischen Profigeschäft und Amateurfußball.
"Es herrscht ein anderer Ton, eine ganz andere Disziplin, völlig andere Voraussetzungen", erklärt Marco Stark den Unterschied zwischen Profigeschäft und Amateurfußball. – Foto: Graber

„Habe hier eine gute Adresse gefunden“

Nachspielzeit mit Marco Stark +++ Der ehemalige Bundesligaprofi spricht über seine neue Aufgabe als Cheftrainer der SGE Herrnsheim, den Neustart in der A-Klasse und über seine Eindrücke im Amateurbereich

HERRNSHEIM. Der ehemalige Bundesligaprofi Marco Stark übernimmt als Cheftrainer die zuletzt in der Bezirksliga schwächelnde Eintracht aus Herrnsheim. Dabei steht er bereits seit zwei Jahren als spielender Co-Trainer in Herrnsheim auf dem Rasen. Seinem engen Freund Franz Graber zuliebe. Doch Anfang des Jahres dann die Überraschung: nach neun Jahren verlässt Graber die SGE in diesem Sommer, um sich seiner alten Liebe, dem ASV Nibelungen Worms anzuschließen. Eine Trennung im guten, denn Graber betonte schnell, dass dies keine Entscheidung gegen Herrnsheim, sondern eine für die Nibelungen sei. Denn seit einigen Jahren ist der ASV in großen Schwierigkeiten. Seinem Herz folgend, möchte Graber das wieder ändern. In Herrnsheim scheint Marco Stark nun der perfekte Nachfolger zu sein. Eine Möglichkeit, die dem mittlerweile 38-jährigen gerade recht kommt.

FuPa: Marco, nach zwei Jahren als Spielertrainer in Herrnsheim wechselst du nun wieder ganz zurück auf die Trainerbank?

Ja, das stimmt. Der Fitteste bin ich jetzt nicht mehr, da muss ich dann auch nicht mehr mit den ganz Jungen mithalten. Der Körper kann einfach langsam nicht mehr so wie es der Kopf gerne möchte. Aber wenn Not am Mann ist, würde ich auch sofort wieder einspringen. Ich werde mich in jedem Fall weiter fit halten.

Warum gerade Herrnsheim? Was macht die Aufgabe so reizvoll?

Ich bin damals nach Herrnsheim gekommen wegen Franz Graber. Wir kennen uns schon von klein auf und sind seither eng miteinander befreundet. Er wollte schon immer, dass ich mal für ihn spiele. Er war zuvor bereits 9 Jahre in Herrnsheim und da war es für mich klar, dass ich auch nach Herrnsheim gehe. Das war damals einfach dran. Zudem habe ich viele Spieler, die aktuell da sind, schon bei der Wormatia U23 trainiert. Die haben dann auch alle gesagt: „Wir würden uns freuen, wenn du kommst, von dir können wir etwas lernen.“ Und weil Herrnsheim die vergangene Saison nicht so gut war, wollte ich den Verein nicht einfach so verlassen. Ich wollte ohnehin wieder ins Trainergeschäft einsteigen und habe hier glaube ich eine gute Adresse gefunden.

Wie haben die Jungs auf dich als neuen Trainer reagiert?

Die Jungs waren froh. Nachdem der Abgang von Franz klar war, war schon bei dem einen oder anderen der Gedanke da zu wechseln. Aber es haben dann zum Glück viele davon gesagt, wenn ich das mache, dann bleiben sie weiter dabei. Das hat mich natürlich riesig gefreut.

Nach der Verbandsentscheidung: bleibt es bei dem freiwilligen Abstieg und dem Neustart in der A-Klasse?

Das ist der Plan, ja. Durch Corona war es umso schwieriger Spieler an Land zu ziehen. Und für Herrnsheim ist aktuell die A-Klasse perfekt. In den letzten Jahren waren wir eine klassische Fahrstuhlmannschaft. Da sind wir denke ich gut beraten, wenn wir in Herrnsheim mit der A-Klasse planen, um uns da zu behaupten und uns zu festigen. Wir können Spielern keinen Haufen Geld zahlen. Deshalb wollen wir mit Kameradschaft überzeugen, Teamgeist zeigen und einfach einen guten Fußball spielen.

Du hast jetzt schon zwei Jahre mit der Mannschaft verbracht. Worauf kommt es an, was muss sich verbessern, um sich tatsächlich in der A-Klasse zu festigen oder sich irgendwann vielleicht sogar in der Bezirksliga halten zu können?

Als Trainer habe ich immer den Fokus, früher oder später aufzusteigen. Man strebt immer das bestmögliche Ergebnis an, egal wo und in welcher Klasse man spielt. In der A-Klasse ist für uns jetzt erstmal ein Platz im oberen Mittelfeld das Ziel. In Herrnsheim ist es einfach schwer, weil wir die finanziellen Mittel nicht haben. Ich habe bereits mit vielen Spielern in der Mannschaft geredet und die kamen alle über Freunde in den Verein. Wir haben hier keine Gaststätte. Wir haben eine Umkleide, für die man über die Straße in die Turnhalle gehen muss. Da ist es wirklich schwierig die Jungs hier an Land zu ziehen. Ich möchte einfach mit jungen Spielern arbeiten, ich möchte junge Spieler weiterentwickeln und so wollen wir uns hier jetzt über den Spaß, über die Kameradschaft, über die Freude am Fußball etwas aufbauen.

Wie sieht der Fahrplan für den Neustart in den nächsten Wochen aus?

Zuerst muss man gucken wie es sich verhält mit dem Virus, dass man da die Richtlinien einhält. Das ist jetzt glaube ich das Allerwichtigste. Trainiert haben wir auch noch nicht, das ist mir noch zu gefährlich. Bevor ich da nicht grünes Licht habe, dass ich mit der Mannschaft normales Training machen kann, bleibe ich lieber vorsichtig. Im Moment ist es ohnehin schwierig sich mit der Mannschaft zu treffen.

Wenn du dir deinen aktuellen Kader ansiehst, ist die SGE denn schon gerüstet für die A-Klasse?

Ich hatte das große Glück, dass am Ende doch ziemlich viele Spieler geblieben sind. Das ist schonmal recht positiv. Ich habe außerdem den einen oder anderen aus der zweiten Mannschaft hochgezogen und so haben wir im Moment etwa 16 Spieler. Aber wir sind noch nicht am Ende angekommen. Auf jeder Position brauche ich mindestens noch einen Spieler. Im Tor, in der Abwehr sowie im Mittelfeld und noch einen für den Angriff. Wir brauchen also schon noch mindestens vier bis fünf Spieler, um konkurrenzfähig zu sein für die neue Runde.

Welche Erfahrungen nimmst du aus deiner langen Karriere mit in deine neue Aufgabe?

Für mich ist es immer noch etwas ungewohnt nicht mehr im Profigeschäft zu sein. Es herrscht ein anderer Ton, eine ganz andere Disziplin, ganz andere Voraussetzungen. Da muss ich nach wie vor daran arbeiten mich umzustellen, dass wir hier im Amateurbereich sind. Aber ich war jetzt schon zwei Jahre hier, habe in dieser Zeit viel erlebt und jetzt freue ich mich einfach darauf wieder Chef einer Mannschaft zu sein, Spaß mit den Jungs zu haben. Das Wichtigste hier ist, dass alle Freude am Fußball haben und dass die Mannschaft immer weiter zusammenwächst.

Und aus deiner Zeit bei der Wormatia U23, deiner ersten reinen Trainerstation?

Die Wormatia war ja eine ganz andere Station. Die Wormatia ist sehr erfolgsorientiert, daher ging es in der zweiten Mannschaft vorrangig darum junge Spieler weiterzuentwickeln und an die Regionalligamannschaft heranzuführen. Da zählte zwar auch der Erfolg in der Zweiten, aber mein Ziel war es eher junge, hungrige Spieler heranzuführen. In Herrnsheim gilt es jetzt auch ein gutes Ergebnis einzufahren.

Aufrufe: 016.6.2020, 18:00 Uhr
David ZerfaßAutor