2024-05-02T16:12:49.858Z

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Jonathan Halstenberg (in orangenen Schuhen) führt den TSV Gau-Odernheim II seit zwei Tagen als Kapitän an.
Jonathan Halstenberg (in orangenen Schuhen) führt den TSV Gau-Odernheim II seit zwei Tagen als Kapitän an. – Foto: BK/Axel Schmitz

Werbung in der Fußball-Prime-Time

Wie Tuncer Köken die Zweite Mannschaft des TSV Gau-Odernheim neu belebt

Gau-Odernheim. Besser hätte es nicht passen können: Ein Haufen Zuschauer, der sich auf dem Fußball-Platz des TSV Gau-Odernheim versammelt hatte. Dazu ein attraktives Spiel der Heimmannschaft. Und ein ordentlicher 4:1-Sieg.

Die Reserve des TSV Gau-Odernheim hat ihre Chance genutzt. Ausnahmsweise – das Verbandsliga-Team der Petersberger hatte bereits am Freitag gegen TuS Rüssingen verloren – zur Prime-Time am Sonntagnachmittag am Ball, machte sie Werbung in eigener Sache. Das Derby der Bezirksliga gegen TuS Framersheim hatte zumindest aus der Sicht der Platzherren hohen Unterhaltungswert.

Die Petersberger, seit dem Aufstieg in die Bezirksliga vor anderthalb Jahren eher kein besonderer Hingucker mehr, haben sich gemausert. Aus einem Hühnerhaufen, wie einer der Zuschauer etwas despektierlich über die Vergangenheit sprach, ist eine Mannschaft geworden. Ursächlich dafür ist Trainer Tuncer Köken. Im Winter hatte er das abstiegsbedrohte Team übernommen. Unmittelbar danach begann der Aufwärtstrend, der nun in einem souveränen Sieg über den TuS Framersheim gipfelte.

Sein Erfolgsgeheimnis? Das ist ein Bündel von verschiedenen Faktoren. Zu allererst: Er hat die Stellung der zweiten Mannschaft im Verein verändert. Sie ist nicht mehr das Auffangbecken von Spielern, die nicht in der Ersten zum Einsatz kamen. Oder von Jugendspielern, die den Kader auffüllten. Nein, der 44-Jährige hat sie aufgewertet: „Die Zweite Mannschaft des TSV ist meine Erste Mannschaft“, sagt er. Und klemmt sich mit entsprechendem Ehrgeiz dahinter.

Trikots hat er seinen Männern verschafft. Auch T-Shirts. Äußerlichkeiten, die im Schatten der ersten Mannschaft stehenden Spielern Auftrieb gegeben haben. Dazu verweigerte sich Köken der bis dahin gängigen Praxis, dass Fußballer aus dem Verbandsliga-Team eine grundsätzliche Aufstellungsgarantie haben. „Wer bei mir sonntags spielt, den möchte ich freitags im Training gesehen haben“, sagt er stattdessen. Schluss mit der Praxis, dass Spieler der Zweiten Mannschaft immer nur Manövriermasse sind, die im Zweifelsfall versierteren Spielern vorübergehend weichen müssen.

Die TSV-Zweite verfügt stattdessen über einen eigenen 24-köpfigen Personalstamm. Innerhalb dieser Gruppe gibt es klare Regeln, auch was die Einsätze anbelangt. In der Regel, erläutert Köken, halte er an Mannschaftsaufstellungen fest, solange sie erfolgreich sind. Somit hat jeder Reservist eine Ahnung, wann er seine Chance bekommt. Und er weiß, wenn er sich unter die ersten Elf gekämpft hat, dass „er Gas geben muss“.

Obendrein hat Köken das Spielsystem verändert. „Wir spielen nicht, was ich als Trainer gut finde. Stattdessen habe ich mich mit den Spielern unterhalten, sie gefragt, wie sie gerne Fußballspielen möchten“. Seitdem liegt nicht mehr der Fokus darauf, hinten die Null zu halten. Vielmehr ist der TSV Gau-Odernheim offensiver eingestellt, was dem „Naturell meiner Spieler entgegenkommt“. TuS Framersheim bekam es zu spüren, er traf auf einen Gegner, der Spielfreude ausstrahlte.

Die kommt auch nicht von ungefähr. „Wertschätzung und Spaß“, sagt Köken, sind für ihn Schlüsselbegriffe in der Teamführung. Und Glaubwürdigkeit. Eben das werde inzwischen bei der Reserve gelebt – in respektvoller Koexistenz mit dem Verbandsliga-Kader. Die Philosophie Kökens kommt an. Die Spieler spüren, dass seine Worte bei der Vorstellung keine leeren Phrasen waren. „Ich mache alles für Euch“, hatte er ihnen avisiert: „Ihr müsst nur mitziehen“. Das tun sie.

Aufrufe: 021.9.2020, 10:30 Uhr
Claus RosenbergAutor