2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Max Erhard wird als Trainer der TSG Planig beim Max-Keßler-Gedenkspiel gegen Mainz 05 an der Seitenlinie stehen.
Max Erhard wird als Trainer der TSG Planig beim Max-Keßler-Gedenkspiel gegen Mainz 05 an der Seitenlinie stehen. – Foto: Foto: System/ Stock.Adobe/ Oliver Zimmermann

"Für uns alle eine Ehre"

Nachspielzeit mit Max Erhard +++ Sportlicher Leiter der TSG Planig blickt auf das heutige Max-Keßler-Gedenkspiel gegen Mainz 05 in Bad Kreuznach +++ Drama um Christian Eriksen macht den Handlungsbedarf der Notversorgung deutlich +++ Alle Einnahmen gehen an Björn Steiger Stiftung

Den 17. November 2019 wird Max Erhard (33) nie vergessen. Aus dem Kanada-Urlaub heraus musste er am Smartphone mitverfolgen, wie sein Freund, Mitspieler und Arbeitskollege Max Keßler (29) beim Meisterschaftsspiel in Weinsheim plötzlich zusammenbrach und auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. An diesem Samstag (14 Uhr) findet im Bad Kreuznacher Moebusstadion ein Gedenkspiel zu Ehren des Verstorbenen statt, in dem eine Planiger Auswahl auf die Bundesligafußballer des 1. FSV Mainz 05 treffen. Im Vorfeld dieser emotionalen Veranstaltung, haben wir mit dem Sportlichen Leiter der TSG Planig gesprochen.

Max, ein solches Spiel in Corona-Zeiten bedeutet sicher viel Aufwand oder?

Auf jeden Fall! Wir haben letzte Woche Freitag die Zusage bekommen und sind seitdem ziemlich am Rennen, um das alles möglich zu machen. Ich arbeite im Vertrieb, wo auch permanent das Telefon klingelt, alles zusammen ist das jetzt schon der Wahnsinn. Bei den 05ern habe ich im Ticketing gearbeitet, genau wie meine Frau, was uns natürlich zugutekommt, doch Corona macht alles einfach doppelt so kompliziert. Aber so sind die Zeiten und letztendlich sind wir alle froh, dass so ein Event überhaupt stattfinden kann.

Wie kam die Idee für das Gedenkspiel zustande?

Max war ja großer Mainz 05-Fan, hatte im Q-Block jahrelang eine Dauerkarte und war auch in der Ultraszene gut vernetzt. Bei unserem Vorstand Thomas Forsch habe ich angeregt, mal bei den 05ern anzufragen. Von meinem Job dort kenne ich Vereinsvorstand Stefan Hofmann und nachdem wir das ganze angestoßen hatten, kam aus Mainz ganz klar das Signal: ‚Ja, wenn es in den Terminkalender passt, sind wir dabei!‘. Wegen Corona lag das Thema dann aber erstmal auf Eis. Im Sommer 20 klappte es nicht, weil unsicher war, wie es mit der Bundesliga weiter geht. Aber jetzt im Mai hatten wir das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Was bedeutet euch dieses Spiel?

Zunächst mal ist es ein großartiges Zeichen von den 05ern, dass sie sich dem Thema annehmen und auch nach anderthalb Jahren immer noch zu ihrem Wort stehen. Es ist toll, dass so etwas trotz Corona und der immer größer werdenden Schere zwischen Profis und Amateuren geht. Für uns alle ist es eine einmalige Gelegenheit, gemeinsam mit Max Freunden und Weggefährten auf dem Platz zu stehen und zu seinen Ehren gegen die Mannschaft zu spielen, für die sein Herz gebrannt hat. Deshalb haben wir auch Spieler zusammengetrommelt, die mittlerweile nicht mehr bei uns spielen, aber damals in Weinsheim dabei waren.

Wie setzt sich euer Team generell zusammen?

Das sind Jungs, die mit Max gespielt haben und sehr gut mit ihm befreundet waren. Hauptsächlich Kicker aus der zweiten Mannschaft, aber wir wollen, sofern das gegen einen Bundesligisten möglich ist, das Spiel ja auch kompetitiv gestalten. Deshalb ist knapp die Hälfte der ersten Mannschaft dabei. Es wird also eine bunte Mischung und ich bin stolz, als Teil dieser Truppe als Trainer an der Seitenlinie zu stehen. Wir alle wollen gemeinsam an Max erinnern und das in positivem Sinne. Es soll keine Trauerfeier werden, sondern ein Sportfest – genauso hätte er sich das gewünscht.

500 Tickets stehen zur Verfügung, bekommt ihr alle verkauft?

Das hoffen wir doch. Sehr gerne hätten wir auch mehr Tickets angeboten, aber sobald es über 500 werden, müssen wir garantieren, dass alle Zuschauer entweder getestet, vollständig geimpft oder genesen sind. Das abzuwickeln und auch zu kontrollieren ließ sich in der Kürze der Zeit für uns einfach nicht darstellen. Da wären wir als Amateurklub an unsere organisatorische Grenze gekommen. Jetzt müssen wir ja auch schon die Nachverfolgung garantieren, was mit Luca-App, manueller Kontakterfassung und personalisierter Tickets schon einiges an Arbeit ist.

Durch das Drama um Dänemarks Christian Eriksen hat das Thema Erste Hilfe eine völlig neue Dynamik bekommen. Auch Ihr spendet die Einnahmen an eine Stiftung, die sich für die Notfallhilfe stark macht. Warum?

Wenn man die Bilder von Eriksen im Kopf hat, kann man vielleicht nachvollziehen, was damals in Weinsheim passiert ist. Das Beste, was man in solchen Extremsituationen machen kann, ist vorzusorgen und die Versorgung vor Ort bestmöglich zu gestalten. Dafür ist die Björn Steiger Stiftung prädestiniert. Das Gedenkspiel soll eine Veranstaltung sein, mit der etwas Gutes passiert und mit der wir unseren Beitrag dazu leisten, anderen zu helfen.

Das Gespräch führte Martin Imruck

Aufrufe: 03.7.2021, 07:30 Uhr
Martin ImruckAutor