2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
– Foto: Kevin Kosmehl

Ein Tor fehlt zum Aufstieg: die Härtefälle im Kreis Herford

Das sind die Verlierer des Saisonabbruchs. Sie steigen nicht auf, obwohl sie bei einem normalen Saisonabschluss realistische Chancen gehabt hätten.

In den vergangenen Tagen wurde vermehrt über die Gewinner der Pandemie im Amateurfußball berichtet. Keine Absteiger, mehr Aufsteiger. Es gibt aber auch Verlierer des Saisonabbruchs, denn einige Mannschaften hätten durchaus noch die Chance auf einen Aufstiegsplatz gehabt. In der Herforder Kreisliga A gibt es neben den beiden Aufsteigern VfL Mennighüffen und SV Oetinghausen noch den SV Enger-Westerenger. Das Team rangiert auf Platz drei mit 39 Punkten, also nur drei Zähler hinter dem Führungsduo. Doch Trainer Phillip Albrecht zeigt sich keineswegs enttäuscht.

„Der Abbruch war meiner Meinung nach unausweichlich. Ich hätte keine Lust gehabt, die Saison im Herbst fortzuführen. Wir müssen uns allerdings darüber ärgern, es nicht ganz geschafft zu haben, schließlich fehlt uns dafür nur ein Tor“, so Albrecht, der damit auf die Partie am letzten Hinrundenspieltag beim VfL Mennighüffen anspielt. „Hätten wir das Spiel in Mennighüffen gewonnen, wären wir jetzt Bezirksligist. Aber das alles ist hypothetisch.“

Zur Erklärung: Das Spiel endete 1:1 – hätte SVEW gewonnen, wären Kapitän Steven Croppenstedt und Co. nach der Hinrunde Tabellenerster gewesen und somit durch die spätere Wertung des Verbandsfußballschusses ein zusätzlicher Aufsteiger. Auch, dass es keine Absteiger gibt, hält Albrecht durchaus für diskussionswürdig: „Dadurch bleiben Mannschaften drin, die sportlich nicht in diese Ligen gehören. Das zieht sich hoch bis in die Westfalenliga. Natürlich kann ich leicht reden, wir stecken nicht in so einer Situation, und ich wünsche auch niemandem einen Abstieg, trotzdem hätte ich es nicht für total abwegig gehalten.“

Auch in der Kreisliga B gibt es Härtefälle. So hätten in der zweiten Staffel mit dem TuS Hücker-Aschen, BV Stift Quernheim II und TSV RW Dreyen noch drei Mannschaften ins Aufstiegsrennen eingreifen können. In der Endabrechnung sprach der sogenannte Quotientenvergleich für Türksport Bünde und den VfL Herford. Am härtesten traf es in dieser Hinsicht wohl den TuS Hücker-Aschen. Das Team von André Placke rangierte zum Zeitpunkt des Abbruchs drei Punkte hinter Platz zwei und absolvierte ein Spiel weniger.

„Natürlich sind wir enttäuscht, wir wären gerne aufgestiegen. Allerdings nicht so, sondern auf dem Platz durch sportlichen Wettkampf. Der Abbruch war völlig in Ordnung, die Wertung auch. Man kann es nun mal nicht allen Mannschaften recht machen“, sagt Placke und verspricht einen neuen Anlauf seiner Mannschaft.


"Man kann es nunmal nicht allen recht machen!"

„Wir werden in der kommenden Saison wieder angreifen, auch unsere Neuzugänge haben natürlich auf A-Liga-Fußball gehofft, werden hier aber motiviert in der kommenden Serie starten und mit uns versuchen ganz oben zu landen.“ Christoph Kruse von Überraschungsmannschaft Stift Quernheim II zeigt sich auch einverstanden: ,,Alles wurde korrekt vollzogen, Abbruch und Wertung sind logisch. Die beiden stärksten Mannschaften sind aufgestiegen. Für Hücker tut es mir leid, die hätten mit Sicherheit noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitgeredet.“

Daniel Peters von RW Dreyen findet den Zeitpunkt des Abbruches schade: „Wir waren richtig gut drauf. Trotzdem wurde korrekt gehandelt von allen Seiten. Wir haben einfach zu viele einfache Punkte liegen gelassen. Herzliche Glückwünsche also an meinen Kollegen Phil Davies vom VfL Herford.“ Auch in der Kreisliga B Staffel 1 gab es ein enges Rennen. Am Ende durften Bischofshagen/Wittel und Sancakspor Spenge jubeln. Der SC Batman wurde „weinender Dritter“, punktgleich mit Spenge, aber mit einem Spiel mehr.

Der Sportliche Leiter Baris Karak nimmt es sportlich: „Unser Ziel war es aufzusteigen. Ich bin mir auch sicher, dass wir es geschafft hätten, allerdings ist die Gesundheit aller wichtiger. In der kommenden Saison wollen wir den Aufstieg schaffen und dafür alles geben.“ Auch Herringhausen II mit Trainer Martin Petschulat gratuliert den Aufsteigern: „Ich gönne es natürlich meinem Kumpel Ernst Vogt von Bischofshagen. Sie haben sich das verdient. Wir hätten es ebenfalls schaffen können, haben aber an einigen Spieltagen Punkte liegen gelassen, die wir niemals hätten liegen lassen dürfen. Darüber bin ich enttäuscht und meine Jungs noch enttäuschter“, gibt Martin Petschulat zu, ohne nachzukarten. „Die Regelungen, wie sie getroffen wurden, sind ziemlich fair.“

Aufrufe: 026.5.2020, 09:00 Uhr
Florian FinkeAutor