2024-06-03T07:54:05.519Z

Interview
Möchte auch gegen den „Club“ wie nach dem Derbysieg gegen Mainz 05 mit Siegtorschütze Stefan Lorenz und dessen Mitspielern des SVWW den Bundesligaverbleib bejubeln: Trainer Nils Döring. Foto: rscp / Marcel Lorenz
Möchte auch gegen den „Club“ wie nach dem Derbysieg gegen Mainz 05 mit Siegtorschütze Stefan Lorenz und dessen Mitspielern des SVWW den Bundesligaverbleib bejubeln: Trainer Nils Döring. Foto: rscp / Marcel Lorenz

"Dürfen nicht verkrampfen"

U19 Bundesliga S/SW +++ Abstiegskampf gegen Nürnberg +++ Nils Döring strebt mit SVWW-Junioren den Last-Minute-Verbleib in der Bundesliga an

Taunusstein. Es dürfte ein richtiger Krimi um den Abstieg in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest am letzten Spieltag werden. Und die U19 des SV Wehen Wiesbaden ist einer der Hauptdarsteller. Wenn das Team von Trainer Nils Döring am Samstag (13 Uhr) gegen den 1. FC Nürnberg gewinnt, ist der Klassenerhalt sicher. Döring versucht, sein Team so normal wie möglich auf das alles entscheidende Spiel vorzubereiten.

Herr Döring, wie hat die Mannschaft die knappe und unglückliche Niederlage in München verkraftet?

Die haben die Jungs gut weggesteckt. Wir haben das Spiel in Ruhe analysiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Resignation oder Ähnliches herrscht. Natürlich war ein bisschen Enttäuschung dabei, weil sie drauf und dran waren, einen Punkt mitzunehmen. Ich habe ihnen aber mit auf den Weg gegeben, dass sie die einzige Mannschaft in dieser Saison sind, die in München zwei Tore geschossen hat.

Wenn Sie die Saison noch einmal Revue passieren lassen: Was war der schönste und was der bitterste Moment?

Der schönste Moment war der Sieg gegen Greuther Fürth im Rückspiel. Wir hatten zuvor neun Spiele nicht gewonnen. Jeder hatte uns abgeschrieben. Wir haben trotzdem immer an uns geglaubt und in diesem Spiel eine extreme Energieleistung an den Tag gelegt. Da sind von allen viele Felsbrocken abgefallen. Und zu den bitteren Momenten zählten die schweren Verletzungen in der Wintervorbereitung von unseren Stammspielern Jan Vogel, Sönke Schneider, Marc-André Kositzki und Saher Bhatti.

Waren diese Verletzung mit ein Grund, warum es in der Rückrunde über weite Strecken überhaupt nicht gut lief, wohingegen die Hinrunde teils richtig stark war?

Solche Phasen gehören ein Stück weit zum Entwicklungs- und Lernprozess dazu. Am Anfang der Saison haben wir viel Lehrgeld gezahlt. Der Brustlöser war der Sieg in Frankfurt, nach dem wir uns fast schon in einen Rausch und – das muss man ehrlich sagen – ein Stück weit über unserem Limit gespielt haben. In der Rückrunde hatten wir dann nicht nur die schweren Verletzungen, sondern auch drei Neuzugänge. Die mussten erst mal unsere Spielphilosophie verinnerlichen. Und dann darf man auch nicht vergessen, dass es noch Junioren sind. Es sind keine gestandenen Profis, sondern Jungs, die größtenteils noch in die Schule gehen. Dass dann Leistungskurven kommen, ist ganz normal in dem Alter.

Mal Hand aufs Herz: Haben Sie nach dem schlechten Start in die Rückrunde und der enormen Durststrecke bis Ende März immer daran geglaubt, dass Sie den Klassenerhalt schaffen?

Ja, das habe ich. Denn ich wusste, was die Mannschaft kann. Fakt war aber auch, dass es bis Ende März eine ganz schwierige Phase war. Es war nicht optimal, dass die Heimspiele im Februar und März meistens abgesagt und verlegt worden sind. So sind wir in keinen Spielrhythmus gekommen.

Wenn ihr das am Samstag gegen 1. FC Nürnberg gewinnt, ist der Klassenerhalt geschafft. Dann haben Sie das erreicht, worauf Sie die ganze Saison über hingearbeitet haben, oder?

Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir den Klassenerhalt am letzten Spieltag noch selbst in der Hand haben, hätte ich das sofort unterschrieben. Wir haben als Mannschaft und Verein eine riesige Leistung gezeigt. Jetzt wollen wir das i-Tüpfelchen draufsetzen.

Wie sieht die Vorbereitung auf das Spiel am Samstag aus? Die Anspannung ist bestimmt größer als normalerweise.

Wir dürfen jetzt nicht verkrampfen. Die Jungs waren noch nie in solch einer Situation. Deswegen sind wir als Trainerteam gefordert, ihnen ein gutes Gefühl mit auf den Weg zu geben und sie gut vorbereitet in das Spiel schicken.

Wie geht ihr das Endspiel am Samstag an?

Es geht in dieser Partie nicht mehr um individuelle Qualität, sondern darum, wer mit dieser Situation besser zurechtkommt. Die Mannschaft, der das gelingt, wird als Sieger vom Platz gehen. Wir werden versuchen, das Spiel mit Spaß und Selbstbewusstsein anzugehen.

Wie geht es mit Ihnen nach der Saison weiter? Bleiben Sie in jedem Fall, egal in welcher Liga?

Ich habe einen unbefristeten Vertrag. Es gab schon vor vier Monaten Gespräche, in denen ich gesagt habe, dass ich unabhängig von der Liga auch im kommenden Jahr die U 19 trainieren werde.

Warum packen Sie mit Ihrer Mannschaft den Klassenerhalt?

Weil wir Herz und Charakter haben und die Mannschaft ein Jahr lang auf dieses Ziel hingearbeitet hat. Wir haben die Qualität, um das zu erreichen.

Aufrufe: 03.5.2018, 16:30 Uhr
Nadine PeterAutor