2024-05-17T14:19:24.476Z

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Dixies Sohn macht Copitz flott

Steffen Dörner hat aus einem jungen Team eine starke Truppe geformt. Ein Erfolgsgeheimnis? Braucht er nicht.

Erst als Spieler, nun an der Seitenlinie. Steffen Dörner lebt vor, was er unter Leidenschaft versteht. Auf der Uhr tickt die Nachspielzeit. Nur noch zwei Minuten. Er schickt sein Team nach vorne, es steht 2:2. Der Trainer glaubt fest an den Sieg. Dieser Ehrgeiz, dieser Wille, dieser Glaube – das muss er von seinem Vater geerbt haben: Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner, heute 64 Jahre alt, bestritt 100 Länderspiele für die DDR. Mit Dynamo Dresden gewann er fünfmal die Meisterschaft. Und sein Sohn?

Der ist genauso fußballbegeistert wie sein Vater. Wenn auch ein paar Ligen tiefer. „Vom Virus Fußball bin ich automatisch infiziert worden, da musste Papa gar nichts machen“, sagt „Dixie junior“. Seit Sommer trainiert Steffen Dörner in seiner Freizeit die zweite Mannschaft des VfL Pirna-Copitz. Sie tritt in der Kreisoberliga Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an. Achte Liga.

Es ist seine erste Trainerstation. „Dixie junior“, wie er in Pirna gerufen wird, macht die Arbeit Spaß: „Ich bin sehr zufrieden. Die Mischung im Team passt, wir spielen bislang eine erfolgreiche Saison und haben uns gut entwickelt.“ Wobei das fast ein bisschen bescheiden ausgedrückt ist.

Fakt ist: Vergangene Saison kämpfte die Elf die komplette Zeit gegen den Abstieg. Sie schaffte zwar letztlich den Klassenerhalt, profitierte dabei aber vom Punktabzug gegen die BSG Stahl Altenberg, die das Schiedsrichtersoll nicht erfüllte. Die Copitzer Reserve rettete sich – und strukturierte in der Sommerpause um.

Steffen Dörner übernahm das Traineramt, mit Heiko Bandulewitz hilft ein erfahrener Spieler in der Mannschaft aus. Die jungen VfL-Talente, die meist aus der A-Jugend in die „Zweite“ aufrücken, erhalten mehr Orientierung. Und: Mit Frank Göpfert und John Braun kehrten vom SC Borea Dresden zwei ehemalige Pirnaer zurück.

Das wirkt: Copitz ist die Überraschung der Hinrunde. Das Team steht auf dem dritten Rang. In zwölf Spielen gelangen acht Siege. Eine gute Bilanz für den Trainerneuling. Hat Dörner ein Erfolgsgeheimnis? „Nein, ich bin ein Verfechter des einfachen Trainings – solange man es mit höchster Konzentration absolviert“, sagt der 34-Jährige. „Meine Spieler gehen arbeiten, studieren oder sind in der Ausbildung. Da muss das Training bisschen Spaß vermitteln.“

Als Einsteiger ist er momentan dabei, seinen eigenen Stil zu finden. „Ich glaube, ich bin schon aufgrund meines Alters eher der Kumpeltyp und finde eine passende Ansprache zu den Spielern“, sagt Dörner. Seine aktive Zeit auf dem Rasen hat er erst im Sommer beendet. Er stieg mit dem VfL Pirna-Copitz in die Landesliga auf. Danach machte er Schluss. Seit dem Kindesalter war er am Ball: In der Jugend etwa bei Werder Bremen, später beispielsweise bei Dynamo Dresdens Reserve.

Jetzt die Trainerlaufbahn. Auch sein Vater wurde Coach. Bekannteste Station: Werder Bremen, von 1996 bis 1997. Später stand er noch beim VfB Leipzig (2001 bis 2003) und dem Radebeuler BC (2007 bis 2009) an der Seitenlinie. Dort trainierte er sogar ein Jahr lang seinen Sohn. Eine kuriose Konstellation. „Insgesamt lief das sehr entspannt mit uns beiden ab“, sagt Steffen Dörner. „Er war der Trainer, ich einer seiner Spieler. Diese Distanz muss unbedingt gezogen werden, damit die Rollen klar verteilt sind.“

Wenn Training oder Spiel beendet waren, gingen die Fachgespräche aber meist weiter. Fußball prägt bis heute den Alltag der Dörners. Besonders intensiv verfolgen sie die Geschehnisse rund um Dynamo Dresden. Der Vater ist dort schließlich Mitglied im Aufsichtsrat. Gerne gehen sie gemeinsam zu den Heimspielen des Drittliga-Tabellenführers. Oder laufen gemeinsam in einer Freizeitmannschaft auf.

Nur bei den Kreisoberliga-Spielen seines Sohnemanns war Papa Dörner noch nicht unter den Zuschauern. „Am Wochenende ist er aufgrund seines Amts bei Dynamo zu stark eingebunden“, sagt Dörner. Er wolle aber hinterher stets wissen, wie es gelaufen ist. Am vorletzten Wochenende konnte Steffen einmal mehr etwas Positives berichten: In der Nachspielzeit hat seine Mannschaft aus dem 2:2 tatsächlich noch ein 3:2 gemacht. „Es war unsere bislang stärkste Saisonleistung – und das beim Spitzenreiter in Hainsberg“, sagt er. Wille, Ehrgeiz, Glaube: Darauf setzt Dörner eben.

Aufrufe: 08.12.2015, 09:55 Uhr
Ronny ZimmermannAutor