2024-04-29T14:34:45.518Z

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Versuchen, die Interessen des Amateurfußballs zu vertreten: Rainer Koch und Fritz Keller. Foto: Witters/Wagner
Versuchen, die Interessen des Amateurfußballs zu vertreten: Rainer Koch und Fritz Keller. Foto: Witters/Wagner

DFB startet eine Kampagne für den Amateurfußball

Präsident Keller und sein Vize Koch sprechen zur Lage - Lösungsvorschläge zur Krise bleiben diffus

Lange Monate hat man so gut wie gar nichts gehört vom Deutschen-Fußball Bund zu seinen über fünf Millionen durch Corona zur Passivität verurteilten Amateurfußballern. Jetzt nutzte die DFB-Spitze die von der Politik forcierten ersten Öffnungsschritte für ein Plädoyer für den überwältigenden Teil der ihn tragenden Mitglieder: „Amateurfußball ist Teil der Lösung, nicht des Problems“, so DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Was der DFB aber genau selbst zur Lösung der Krise beitragen kann, blieb vielfach diffus.

„Der Patient Amateurfußball liegt noch nicht auf Intensiv. Aus Kratzern werden aber Wunden, er braucht nun Fürsorge“, sagte Koch mit Bezug auf eine Umfrage, bei der 101710 Akteure aus dem Amateurfußball mitgemacht haben. Zentrale Ergebnisse, die Sorgen machen: 36 Prozent der Befragten hatten seit Beginn des zweiten Lockdowns im November gar keinen Kontakt zu ihrem Verein. 22 Prozent melden einen spürbaren Anstieg an Vereinsaustritten. Und der Anteil an Personen, die den Rückgang der Zahl von Nachwuchsspielern als größtes Problem für den Fußball nennen, ist zuletzt von 28 auf 42 Prozent gestiegen.

Auch finanziell nannten 61 Prozent teils gar existenzielle Folgen für die Klubs bei 950000 ausgefallenen Spielen 2020, dadurch wegfallende Eintrittsgelder und Catering-Erlöse für die Klubs. „Wir wollen und brauchen die Rückkehr, in der Pandemie mit Vorsicht in Stufen: Erst Training, dann Spiele, dann Spiele vor Zuschauern“, so Koch.

Ansteckungsgefahr gegen Null

Dass dies möglich sei, habe man im letzten Sommer bewiesen, sagte DFB-Präsident Fritz Keller, der in seltener Eintracht mit dem mächtigen Vize Koch auf dem Podium auftrat: „Studien zeigen, dass die Ansteckungsgefahr beim Spiel unter freiem Himmel gegen null geht. Dazu hatten unsere Vereine gut funktionierende Hygienekonzepte entwickelt.“ Bei der Erstellung dieser wolle man die Vereine weiter aktiv unterstützen. Eine direkte finanzielle Hilfe für die Vereine verhindere der Gemeinnützigkeits-Status des DFB.

So wird sich die Unterstützung auf Worte beschränken – man sei nun wieder kampagnenfähig für die Interessen der sieben Millionen Verbandsmitglieder, sagte Koch. So forderte der DFB-Vize Solidarität vom Profifußball, Finanzhilfen für Klubs von der Wirtschaft und von der Politik – speziell auf kommunaler Ebene. Um die Pandemie einzudämmen, sollte das Impftempo forciert werden, forderte Keller, „und natürlich das Testen, Testen, Testen“ – wobei der organisierte Fußball hier helfen könne.

Akteure laufen der Pandemie hinterher

Wie genau, blieb unklar in Zeiten, in denen die Tests längst noch nicht massenhaft verfügbar sind und die DFB-Macher einer finanziellen Beteiligung an denkbaren Testreihen vor Amateurspielen gleich einen Riegel vorschoben. Dass man für das seit Montag erlaubte Kindertraining noch Hygieneleitlinien „ausrollen“ wolle – also nachreichen wird –, zeigte, dass der DFB den aktuellen Entwicklungen in der Pandemie eher hinterherläuft – wie so viele Akteure in diesen Tagen.

Weiterlesen: Wie der organisierte Fußball und DFB-Präsident Fritz Keller um Nachhaltigkeit kämpfen

Aufrufe: 09.3.2021, 09:00 Uhr
Neue Osnabrücker Zeitung / Benjamin Kraus Autor