2024-05-14T11:23:26.213Z

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Oliver Dewes: Beifall für die Leistung seines Teams. | Foto: Alexandra Buß
Oliver Dewes: Beifall für die Leistung seines Teams. | Foto: Alexandra Buß

Dewes: "Mir ist nicht bange"

Interview mit Oliver Dewes, Trainer des Bezirksligameisters Spvgg Lahr

Am Sonntag feierte die Spvgg. Lahr nach einem 3:2-Sieg beim Offenburger FV II vorzeitig die Meisterschaft in der Bezirksliga. Nach dem Verlauf dieser Saison war das keine Überraschung, allerdings ist die Mannschaft von der Klostermatte nicht mit dem Ziel in die Saison gegangen, Erster zu werden. Über Gründe für den Erfolg und die Perspektive des Teams hat sich BZ-Redakteur Uwe Schwerer mit dem Trainer Oliver Dewes unterhalten.
BZ: Es war ja nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sie schon am Sonntag in Offenburg Meister werden würden. Wie haben Sie gefeiert?

Dewes:
Zunächst gab es in Offenburg zwei Kästen Bier in der Kabine. Außerdem haben wir seit Neuestem diesen kleinen Luxus, dass wir bei Auswärtsspielen unseren neuen Vereinsbus nutzen dürfen. Damit wird verhindert, dass jemand alkoholisiert Auto fährt. In unserem Clubhaus gab es dann ein spontanes und intensives Fest. Die Mannschaft hat sich wahnsinnig gefreut.

BZ: Welche Bedeutung hat diese Meisterschaft für den Verein?

Dewes:
Eine sehr große, weil sie etwas unerwartet kam. Wenn die Jungs das mit ein paar Tagen Abstand sehen, dann sollten sie stolz darauf sein, was sie geleistet haben. Sie haben sich extrem diszipliniert verhalten. Dafür war die Mannschaft früher nicht unbedingt bekannt. Da gab es oft Karten wegen Meckerns. Aber wir stehen in der Fairnesstabelle auf Platz eins. Wir haben nur eine Gelb-Rote Karte in dieser ganzen Saison gekriegt. Das spricht ganz klar für die Mannschaft. Die Disziplin – sowohl in taktischer Hinsicht, aber auch gegenüber dem Gegenspieler und dem Schiedsrichter – schließt nicht aus, dass man erfolgreich ist.

BZ: Dass Sie frühzeitig den Titel feiern durften, lag bestimmt an der eigenen Qualität, aber lag es auch daran, dass Konkurrenten wie der SV Oberkirch gegen Ende der Saison richtig eingebrochen sind?

Dewes:
Wir haben, wenn die Saison vorbei ist – es stehen ja noch drei Spiele an – , vielleicht 80 Tore geschossen. Und wir haben sehr erfrischenden Offensivfußball geboten, dadurch haben wir auch ein paar Gegentore bekommen. Wir waren die konstanteste Mannschaft. Wir stehen schon verdient da vorne. Es gab keine längere Schwächephase. Natürlich haben wir auch Spiele vergeigt, aber das hatte Gründe. Wir haben alle drei Mittwochspiele deutlich verloren, weil Spieler aus beruflichen Gründen Schwierigkeiten hatten, rechtzeitig vor Ort zu sein. In jenen vier, fünf Spielen, die wir vergeigt haben, haben wir die Hälfte der Gegentore hingenommen. Punktuell gab es Schwächen, aber wir waren die stärkste Mannschaft dieser Saison.

BZ: Welche Perspektive hat sie in der Landesliga?

Dewes:
Ich habe die Landesliga in den letzten zwei Jahren verfolgt. Wir werden weder zu euphorisch, noch mit Angst in diese Klasse gehen und etwa sagen, das einzige Ziel sei der Klassenerhalt. Die Mannschaft hat in dieser Saison auch mehr erreicht als zuvor erwartet. Das wird bestimmt eine schwierige Saison, aber das war die vergangene auch. Die Mannschaft hat einen tollen Teamgeist und sie ist offen für Veränderungen. Das zeichnet sie aus.

BZ: Gibt es Verstärkungen?

Dewes:
Vielleicht kommt der eine oder andere dazu. Aber das können bei uns nur junge, hungrige Spieler sein, die gerne Landesliga spielen würden, weil wir einfach nicht das Geld haben, gestandene Leute zu holen.

BZ:
Verantwortliche der Spvgg. Lahr haben immer wieder gesagt: Die Landesliga sei eine Nummer zu groß für den Verein.

Dewes:
In die wirtschaftlichen Verhältnisse habe ich keinen Einblick. Ich bin seit ein paar Jahren auf den Fußballplätzen in der Region unterwegs und sage deswegen: In sportlicher Hinsicht ist mir nicht bange. Es wird für die Mannschaft wichtig sein, aus einer Saison, in der sie viele Erfolge gefeiert hat, in eine Saison zu gehen, in der sie auch mal – je nachdem, gegen wen sie spielt – nach drei Spieltagen vielleicht ohne Punkte hinten drin hängt. Es ist eine Frage der mentalen Qualität, sich nicht zu beirren lassen von den Tabellenständen.

BZ: Nächste Saison kicken sie gegen den Lahrer FV. Immer wieder gibt es Stimmen aus beiden Vereinen, dass eine Fusion wünschenswert sei. Wie nehmen sie dies wahr?

Dewes:
Wir freuen uns auf diese Lahrer Derbys. In wirtschaftlicher Hinsicht kann es einiges bringen, wenn bei einem Spiel im Sommer 600 bis 700 Zuschauer kommen. Da gibt es eine gesunde sportliche Rivalität. Eine Fusion hätte Vorteile, ohne Frage, aber einige Personen, die über viele Jahre in einem Verein tätig sind, tun sich aber etwa schwer damit. Eine Stadt wie Lahr sollte natürlich gut Verbandsliga spielen. Sportlich kann eine Fusion sinnvoll sein, man könnte Synergieeffekte erzielen, wenn man über den Tellerrand hinausschaut. Aber ein paar Emotionen muss man dann wohl außen vor lassen.

Zur Person Oliver Dewes:
Der gebürtige Saarländer ist seit der Saison 2013/14 Trainer der Spvgg. Lahr. Davor war er Übungsleiter beim Frauen-Bundesligisten SC Sand. Der 43-Jährige arbeitet als Kundenberater bei der Deutschen Bank in Lahr.
Aufrufe: 013.5.2014, 22:00 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor