2024-05-10T08:19:16.237Z

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Oliver Dewes (links) durfte Christian Streich ein paar Tage beim Training über die Schulter schauen. | Foto: Peter Aukthun-Goermer
Oliver Dewes (links) durfte Christian Streich ein paar Tage beim Training über die Schulter schauen. | Foto: Peter Aukthun-Goermer

Oliver Dewes schwärmt über Hospitanz beim SC Freiburg

BZ-Interview mit dem Lahrer Fußballtrainer Oliver Dewes

Beim SC Freiburg im Training zu hospitieren, dabei zu sein, wie Christian Streich und sein Team arbeiten, ist ein Privileg, das eigentlich nur verdienten Ex-Profis des Bundesligisten zuteil wird. Anfragen gibt es freilich zur Genüge. Oliver Dewes, Trainer des Verbandsligisten SC Lahr, hat in der Woche vor Ostern einen seltenen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen. Uwe Schwerer hat sich mit ihm darüber unterhalten.

BZ: Kickt der SC Lahr derzeit deshalb so erfolgreich, weil Sie die die richtigen Impulse von Christian Streich bekommen haben?
Dewes: Selbstverständlich (lacht). Ich habe gefragt, was ich machen soll, darauf hat er gesagt, wir sollen einfach mehr Tore schießen. Und schon hat es geklappt.

BZ: Okay, Spaß beiseite. Wie kam es zu dieser besonderen Hospitanz?
Dewes: Nach unserem Spiel am 8. Juli im vergangenen Jahr gegen den SC Freiburg saßen wir, Christian Streich, Lars Voßler und ich im Clubheim zusammen. Dabei entwickelte sich ein sehr angenehmes Gespräch. Im August habe ich Lars Voßler nochmal auf einem internationalen Trainerkongress in Dresden getroffen. Wir haben den Faden wieder aufgenommen. So hat sich die einmalige Chance ergeben, beim SC Freiburg zu hospitieren.

BZ: Kann man als Verbandsligatrainer tatsächlich von einem Bundesligakollegen profitieren? Gibt es einen Transfer, der die eigene Arbeit befruchtet?
Dewes: Es war ein ganz tolles Erlebnis für mich zu sehen, mit welcher Akribie dort gearbeitet wird, wie die Trainings- und Belastungssteuerung erfolgt, und dann abzugleichen, wie man es selbst macht. Manche Trainingsformen kenne ich zwar aus der Ausbildung, aber ich habe gesehen, wie die diese ausführen. Natürlich haben die Freiburger eine fantastische Trainingsumgebung. Der größte Unterschied ist, dass der Bundesligatrainer jede Einheit genau so planen kann, wie er sie braucht. Die haben immer einen ganzen Platz zum Training. Wenn ich aus der Tiefe schnell nach vorne spielen will, muss ich diese Tiefe auch im Training darstellen können. Abwehrpressing nur in einer Hälfte zu trainieren, funktioniert einfach nicht. Dann beeindruckt dort natürlich die Vielzahl an Trainern, die verschiedene Bereiche abdecken. Man erkennt diese Detailarbeit nicht nur auf dem Platz. Sehr viel Arbeit findet auch am PC statt. Insgesamt ist das ausgesprochen beeindruckend.

BZ: Haben Sie daneben gestanden, zugeschaut und zugehört? Wie nahe waren Sie dabei?
Dewes: Ich bin morgens angekommen, als die Trainer im Trainerbüro zusammensaßen und habe mich dazugesetzt. Bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz stand ich etwas abseits, habe beobachtet und mir eigene Notizen gemacht. In der Regel habe ich mich danach mit Lars Voßler ausgetauscht. Da waren viele Parallelen dabei.

„So eine Hospitanz bei einem Bundesligisten ist natürlich etwas ganz Außergewöhnliches.“

BZ: Dient diese Begegnung mit Leuten, die zu den führenden Köpfen im Fußball zählen, auch der eigenen Motivation?
Dewes: Natürlich. Ich versuche immer, neue Impulse zu bekommen. Deshalb besuche ich auch den internationalen Trainerkongress, der jährlich stattfindet. Der Austausch ist eminent wichtig. Was gibt es Neues an Systemen, in der Trainingslehre, wie arbeiten Andere? So eine Hospitanz bei einem Bundesligisten ist natürlich etwas ganz Außergewöhnliches. Die Kommunikation in Freiburg war entspannt, freundlich und unkompliziert, sowohl mit den Trainern als auch mit den Spielern. Ich kann das bestätigen, was über den SC Freiburg gesagt und geschrieben wird: Der Verein ist absolut authentisch und sympathisch.

BZ: Ein Schlenker zum eigenen Team und zur Verbandsliga. Sie haben viermal in Serie gewonnen, die größten Sorgen sind Sie wohl los. Sind 40 Punkte nun das Ziel?
Dewes: Vor vier Wochen habe ich gesagt, jetzt kommen sechs Mannschaften gegen die wir gewinnen können. Da muss der Grundstein dafür gelegt werden, dass wir am Ende mehr Punkte haben, als der erste Absteiger. Der viertletzte Platz kann ein Abstiegsplatz sein. Wir sind im Plan. Sich auf eine Zahl festzulegen, wäre aber falsch. Wir sind ganz gut dabei. Ich denke, dass wir mit drei weiteren Punkten dann endgültig gesichert sein sollten. Mit diesem Zwischenspurt sind wir sehr zufrieden. Richtig freigeschwommen haben wir uns mit dem 4:0 in Lörrach. Dort hat die Mannschaft eine sehr reife Leistung geboten. Jetzt wollen wir in Oppenau den Deckel drauf machen.

TuS Oppenau – SC Lahr, Sonntag, 15 Uhr (frm). Die Partie beim Schlusslicht gilt als sehr wichtig für die Lahrer. „Wir wollen das Spiel erfolgreich gestalten. Wir sollten gewinnen“, fordert Sportchef Petro Müller. Der Sportclub Lahr muss wie schon am vergangenen Samstag auf das Trio Stephan Laufenburger, Luca Grösser und Fadi Kelloufi verzichten. Dafür wird Rachid Gueddin wieder im Aufgebot stehen. Für Yannick Pietro (Bänderriss) ist die Saison höchstwahrscheinlich beendet.

Aufrufe: 02.5.2019, 20:00 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor