2024-06-14T14:12:32.331Z

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Richard Limmer in Aktion
Richard Limmer in Aktion – Foto: Conrad

Der Ball, sein Freund: Doch Richard Limmer war in Moosburg mehr als nur Torjäger

Eine außergewöhnliche Kicker-Karriere

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Ob Vollstrecker vor dem Tor, Schiedsrichter, Trainer oder auch Platzwart - wenn es um Fußball ging, gab es kaum einen Job, den Richard Limmer ausließ.

Moosburg - Bei der SpVgg Schmatzhausen übte Richard Limmer viele Jahre, vom D-Schülertrainer bis hin zum Vorsitzenden, alle Positionen aus, die es bei einem Fußballverein auszuüben galt – und war sich gleichzeitig nicht für die Aufgaben eines Platzwarts zu schade. Doch diese passiven oder vielleicht sogar nieder anmutenden Funktionärstätigkeiten waren nur Nebenerscheinungen für den „Ritsch, der Holledauer“, wie er sich selbst gerne nennt, er, der gebürtige Attenhofener. Denn in seiner Zeit als aktiver Fußballer – unter anderem war er in den Spielzeiten 1978 bis 1980 beim MTV Ingolstadt, damals eingleisige 2. Bundesliga aktiv – hatte er sich als konsequenter Torjäger und Vollstrecker einen Namen gemacht.

Zwei Versuche, sich als Trainer zu etablieren

In den Landkreis Freising verschlug es den Ritsch als Trainer in Zeiten des SpVgg-Vorsitzenden Eberhard Kasper. Die Liaison hielt allerdings nicht lange, denn: Auch wenn nach dem Bezirksliga-Abstieg zunächst an Limmer festgehalten wurde, erfolgte 1989/90 wegen des nicht eintretenden Erfolgs die Trennung. Richard Limmer kehrte 2001/02 noch einmal als Trainer zur SpVgg Moosburg an den Bahnhofsplatz zurück. Allerdings: Seine Erfolge feierte er dort als Spieler und Torjäger Jahre zuvor bei den Kickern der SGM-Fußball-Abteilung (Anm. d. Red.: Anfang der 1990er Jahre kehrte der Verein zu seinem ursprünglichen Namen Spielvereinigung zurück – bis zur Fusion 2008 mit dem FC Real Bonau zum FC Moosburg).

Vor allem zu Herbstschau-Zeiten sorgte der Ritsch immer wieder für Schlagzeilen in den einschlägigen Tageszeitungen – und zumeist war es der damalige Bezirksliga-Gegner Grüne Heide Ismaning, der seinen Torjäger-Instinkt intensiv und mit schmerzhaften Niederlagen zu spüren bekam. Wie schrieb doch die ortsansässige Heimatzeitung nach seinen vier Treffern? „Limmer erschießt Grüne Heide im Alleingang!“

Seine fußballerischen Gehversuche machte der Limmer Ritsch beim TSV Rottenburg, wo er bis zur A-Jugend spielte. Danach wechselte er 1974 mit 17 Jahren zur SpVgg Landshut in die A-Jugend-Bayernliga, der damals höchsten Spielklasse im DFB. Übrigens: Bayernliga-Auswahl-Luft durfte Limmer schon bei den C-Schülern schnuppern, wie die Jugend damals bezeichnet wurde. Bei der „Spiele“ agierte er auch im Herrenbereich nach seiner Rückkehr vom MTV Ingolstadt, wobei man mit dem Landshuter Verein in der Saison 1976/77 von der Bezirks- in die Landesliga aufgestiegen ist.

Auch als Schiedsrichter stand er auf dem Platz

Das ist aber noch nicht alles: Gut zehn Trainer- und Spielerstationen hat er bekleidet – ob in Bruckberg, Train, Schmatzhausen, Obersüßbach oder Pattendorf. Und selbstverständlich stand er noch als der „Mann an der Pfeife“ (bis zur Bezirksliga) zusätzlich auf dem Fußballfeld oder assistierte bis zur Landesliga als Linienrichter.

Längst hat der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann, der 47 Jahre im Finanzgewerbe gearbeitet hat, mit seiner aktiven fußballerischen Zeit abgeschlossen. Fußball interessiert den 64-Jährigen, der sich seit dem 1. September 2020 „im mehr als verdienten Ruhestand“ (Limmer) befindet, allerdings nach wie vor. Hauptsächlich beim SV Ettenkofen – „aber nur wegen der frischen Luft und an guadn Ratsch“, sagt er, und fügt an: „Die spielen nicht Fußball, sondern benutzen den Sportplatz.“ Und weiter: „Ich könnte ein Buch schreiben: Der Ball, mein Feind.“ Ritsch Limmer darf das sagen, denn jeder, der ihn als aktiver Spieler gekannt und erlebt hat, weiß, welchen perfekten Umgang er mit dem runden Leder, also dem Spielgerät gepflegt hat – und zwar nach dem Motto: „Der Ball, mein Freund.“ Und wenn seine E-Mail mit ritsch.fussballgott@ beginnt, dann sind das bestimmt keine Starallüren, sondern einfach nur das Passende für einen Torjäger, der durchaus auch eine andere Karriere auf dem Schirm haben hätte können. Wie sagt er so schön: „Grundsätzlich bin ich ein Fußball-narrischer Fan, aber kein Fanatiker! Da alles, was im gesamten Leben ins Extreme geht, weder so noch so, niemals gut und richtig ist“, sagt der 64-Jährige.

Mit dem Ritsch kann man durch dick und dünn gehenm – und er ist immer für ein Späßchen bereit und zu haben. Aber er schränkt auch ein: „Ich glaube, auf dem Fußballplatz bin ich nicht pflegeleicht gewesen.“

Ritsch Limmer, der in zweiter Ehe glücklich verheiratet ist, einen leiblichen Sohn und zwei angeheiratete Pflegetöchter hat, freut sich über die drei Enkelinnen (14, 4 und 2). Und natürlich ist die Jüngste, die Emilia, die er öfters in der Woche betreuen und versorgen darf, sein absoluter Liebling. Wobei er die beiden anderen – Alina und Matilda – nicht weniger gern mag, aber „die sehe ich leider halt nicht so oft“.

Im Ruhestand sozial engagiert

Den Banker hat er hinter sich gelassen, aber Nichtstun war noch nie das Seine. Und deshalb hat sich Limmer 2019 für ein soziales Engagement entschieden. Er hat noch die Ausbildung zum Hospizbegleiter gemacht. Und seitdem betreut und besucht der Ritsch hilfsbedürftige, einsame und ältere Menschen, „denen ich zuhöre, einfach nur für sie da bin, vielleicht nur einmal streichle oder die Hände mit verschiedenen Düften und Ölen massiere. Es kann auch bis zum biologischen Ende eines Menschen gehen, was aber auch nicht schlimm ist“, sagt er. „Hauptsache, sie spüren, dass jemand für sie da ist und war.“

Sobald es wieder möglich ist, will sich Richard Limmer zum Trauerbegleiter weiterbilden. Darüber hinaus möchte er auch noch die Weiterbildung zum Kinderhospizbegleiter absolvieren.

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Aufrufe: 024.8.2021, 05:00 Uhr
Margit ConradAutor