2024-06-17T07:46:28.129Z

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Eine Institution am Stadtwald: Kapitän und Defensiv-Ass Christian Roth.
Eine Institution am Stadtwald: Kapitän und Defensiv-Ass Christian Roth. – Foto: Robert Geisler

Christian Roth: Der ASV ist mein Herzensverein, da passt einfach alles

Kapitän des ASV Dachau im Interview

Christian Roth spielt seit zehn Jahren für den ASV Dachau. Mittlerweile ist er Kapitän und Leistungsträger. Im Interview spricht er über seine Pläne für die Zukunft.

Dachau – Lockdown, vorgezogene Winterpause – man hat es momentan nicht leicht als Fußballer. Die Heimatzeitung nutzt die Gelegenheit, in Zeiten der Corona-Pandemie Amateurkicker aus dem Dachauer Einzugsgebiet zu befragen. Wie kommen sie mit der Situation zurecht, und was erwarten sie sich von der Zukunft?

Christian Roth (31) ist seit zehn Jahren beim ASV Dachau, ein Stadtwald-Urgestein sozusagen. Dabei glänzt er nicht nur auf dem Platz, er gilt als vorbildlicher Kapitän. Roth überzeugt durch bissiges Zweikampfverhalten und klugen Spielaufbau auf der linken Defensivseite. Selbst alteingesessene Fans des ASV können sich kaum noch daran erinnern, wer der Vorgänger Christian Roths war.

„Für die Offensive fehlt mir das Dribbling“

Christian, Du bist aktuell der linke Flügel in der ASV- Viererkette und Kapitän der Landesligamannschaft. Würdest Du gerne eine andere Position spielen?

Christian Roth: Auf der linken Defensivseite bin ich schon gut aufgehoben. Als Alternative kann ich mir auch den Innenverteidiger vorstellen, das habe ich schon ein paarmal gespielt. Für die Offensive bin ich eher nicht so geeignet, dazu fehlt mir einfach das sichere Dribbling.

Du warst bisher als Spieler nur in zwei Vereinen tätig, ein Jahr bei der Karlsfelder Eintracht und nun schon seit zehn Jahren am Stadtwald beim ASV. Was ist das große Plus beim ASV und hattest Du nie den Wunsch, es noch einmal woanders höherklassig zu versuchen?

Höherklassig – das war nie mein Ziel, da kenne ich meine Grenzen. Deshalb war dieser Wunsch nie existent, außer vielleicht mal kurz in der Jugend. Der ASV ist einfach mein Herzensverein, da passt für mich alles. Wir sind als Mannschaft einfach eine Supertruppe, deshalb kann mir gar nichts anderes vorstellen.

„Die ganz Großen wie Bayern München oder 1860 München haben nie angefragt“

Wo hast Du begonnen, Fußball zu spielen? Gab es im Jugendbereich Anfragen aus einem Nachwuchsleistungszentrum?

Das fing bei der Karlsfelder Eintracht an. Dort spielte ich von der U 9 bis zur U 15 und dann wieder in der U 19. Dazwischen war ich von der U 15 bis zur U 17 drei Jahre bei der SpVgg Unterhaching. Das war ein gutes Niveau für mich, brachte mir aber auch die Erkenntnis, dass es für den Profifußball nicht reicht. Aber damals war das noch kein so richtiges Nachwuchsleistungszentrum. Die ganz Großen wie Bayern München oder 1860 München haben nie angefragt.

Wie ist es, mit Deinem jüngeren Bruder Andreas, der ja fünf Jahre Bayernliga beim SV Pullach hinter sich hat, in einer Mannschaft zu spielen?

Das ist ein Supergefühl für uns beide. In der Jugend konnte es nicht funktionieren, da mein Bruder drei Jahre jünger ist. Aber jetzt genießen wir es beide. Das i-Tüpfelchen ist natürlich, dass wir auf der linken Seite zusammen spielen können. Bevor er zum ASV wechselte, was auch für mich eine Überraschung war, spielten wir nur zweimal gegeneinander. Das war für uns als Brüder schon etwas komisch. Die jetzige Situation mit ihm in einem Team ist das Beste, was uns passieren konnte.

Was machst Du beruflich?

Ich bin Volljurist und meine Arbeitsstelle ist das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Dort bin ich in einem Querschnittsreferat. Meine Aufgaben in diesem Referat sind planerischer und strategischer Art.

„Lockdown - Mir persönlich gehen das Training und die sozialen Kontakte ab“

Was bedeutet Deiner Ansicht nach die jetzige Corona-Situation für die Gesellschaft und den Fußball im speziellen?

Für die Gesellschaft bedeutet diese Pandemie extreme Einschnitte. Die gefährdeten Gruppen sind hier schon im Fokus und auch die wirtschaftlichen Folgen für die einzelnen sind beträchtlich. Die Fußballvereine kämpfen um das blanke Überleben. Mir persönlich gehen das Training und die sozialen Kontakte ab. Ist ja kein Wunder, denn für fast ein Jahr, bis auf eine zweimonatige Spielphase, befinden wir uns in einer Spiel- und Trainings-
pause.

Hast Du persönliche Erfahrungen mit dem Coronavirus gemacht?

Gottseidank nein, auch meine komplette Familie ist gesund. Hoffentlich bleibt das so.

Wie hat sich das Spiel als linker Flügelmann für dich verändert in den letzten Jahren?

Im Gegensatz zu meiner Anfangszeit wird man heute schon taktisch und offensiv als linker Defensivmann in der Viererkette mehr gefordert. Nicht verändert hat sich in meinen Augen das Zweikampfverhalten. Und natürlich ist alles schneller geworden. Die Spielsituationen verändern sich viel schneller als früher.

„Das klare Ziel ist der Klassenerhalt“

Wie siehst du die Entwicklung Deiner Mannschaft aktuell?

Trotz der schwierigen Corona-Zeit sehe ich die Entwicklung der Mannschaft absolut positiv. Auch davor hatten wir schon oft ganz gut gespielt, aber leider zu wenig Spiele gewonnen. In unserer Entwicklung sehe ich uns auf einem recht gutem Niveau.

Wohin geht die Reise mit Deinem Team im letzten Drittel der Saison?

Das Ziel ist der Klassenerhalt. Der direkte Klassenerhalt wäre natürlich super, auch wenn das eine echte Herkulesaufgabe ist; ansonsten halt über die Relegation. Hoffentlich schaffen wir das, wenn es wieder los geht.

Wer hat Dich als Trainer am meisten beeinflusst oder gefördert?

Da kann ich aus der Unterhaching-Zeit Davide Taurino nennen, er hat mich sehr gefördert. Aber auch sonst hat jeder Trainer, den ich hatte, seine positiven Spuren bei mir hinterlassen. Sehr geholfen hat mir auch Stefan Hofer, beim Übergang von der Jugend in den Herrenfußball.

Was sind Deine weiteren Pläne als Spieler? Möchtest du in der Zukunft als Trainer arbeiten?

Ob ich als Trainer aktiv werde – das weiß ich nicht. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wenn es so kommen sollte, dann richtig, mit all den notwendigen Lizenzen. Aber jetzt will ich als Spieler noch so lange spielen, wie es eben geht und ich ein gutes Niveau halten kann. Eines ist auch klar: Beruf und Sport müssen immer zusammen passen. Es ist jetzt schon manchmal schwer, da ich mitten in München arbeite und in Trudering wohne. Das ist schon immer eine kleine Weltreise – von der Stadtmitte an den Stadtwald und dann nach Trudering. Und das alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln, das ist nicht immer so einfach. Aber ich will nicht jammern, für den Fußball mache ich das gerne.

Aufrufe: 029.1.2021, 09:54 Uhr
Dachauer Nachrichten / Robert OhlAutor