2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview der Woche
Morgens auf unterschiedlichen Tisch-, mittags auf verschiedenen Spielfeldseiten: Tobias (l.) und Daniel Schlegel.
Morgens auf unterschiedlichen Tisch-, mittags auf verschiedenen Spielfeldseiten: Tobias (l.) und Daniel Schlegel. – Foto: Schlegel

Brüder-Duell im Derby

Tobias Schlegel will mit Mingolsheim nochmal oben angreifen +++ Daniel Schlegel kämpft mit Kronau um den Ligaverbleib

Am kommenden Wochenende treffen sich der VfR Kronau und der TuS Mingolsheim zu einem Derby, das auch durch die Tabellensituation Brisanz besitzt: Während der TuS noch um Anschluss an die Spitzenplätze ringt, braucht der Tabellenletzte aus Kronau schnell Punkte gegen den drohenen Abstieg. Zusätzliche Spannung verspricht der Umstand, dass sich nicht nur zwei Lokalrivalen, sondern eben auch zwei Brüder messen. Wir haben mit VfR-Abwehrspieler Daniel Schlegel und TuS-Torwart Tobias Schlegel vor der besonderen Partie gesprochen.

Daniel, nach Jahren im Kreisliga-Vorderfeld oder sogar in der Landesliga schloss der VfR Kronau die Vorrunde auf dem letzten Tabellenplatz ab. Nun geht es in der Rückrunde darum, den vierten Abstieg aus Bruchsals höchster Liga nach 1989, 1993 und 2000 noch abzuwenden. Wie geht ihr mit dieser schwierigen Situation um?

Daniel: „Jeder einzelne Spieler weiß mittlerweile, worum es geht. Da ist es auch egal, ob einer früher mal in der Landesliga oder C-Klasse gespielt hat, wir sitzen alle im gleichen Boot. Wichtig war für uns die Winterpause, denn dort konnten wir die fehlende Kondition aufbauen und die taktischen Vorstellungen unseres Trainers verinnerlichen.“

Tobias, im Vorjahr stand der TuS Mingolsheim beim Saisonabbruch auf Rang eins und holte sich den Kreispokal. Der Traum, an die Spitze zurückzukehren und nach 2016 erneut in die Landesliga aufzusteigen, scheint bei Rang sieben und sieben Punkten Rückstand aktuell aber ein schweres Unterfangen. Wie beurteilst du eure Lage?

Tobias: „Dass wir aktuell nicht die Punktzahl auf der Habenseite haben, die wir uns vor der Saison vorgenommen haben, steht außer Frage. Nichtsdestotrotz stimmt das Klima innerhalb des Teams und wir haben des Öfteren gezeigt - unter anderem bei Heimsiegen über die Spitzenmannschaften Flehingen und Wiesental - wozu wir fähig sind. Ich bin zuversichtlich, dass man uns in der Rückrunde noch nicht abschreiben sollte, auch wenn sich die sieben Punkte Rückstand und Platz sieben in der Tabelle derzeit weniger gut lesen.“

So unterschiedlich die Lage eurer Mannschaften auch ist, beide Teams eint der Wunsch, sich tabellarisch noch zu verbessern. Seid ihr vor diesem Hintergrund mit der Vorbereitung zufrieden?

Daniel: „Wie gesagt, Kondition war das Hauptthema bei uns, Fußball spielen können wir alle. Es gibt halt in jeder Pause immer die gleichen Probleme wie Urlaub, Krankheitsausfälle oder Verletzungen, trotzdem gehe ich positiv gestimmt in die Rückrunde.“

Tobias: „Zwischendurch hatten wir ein paar Probleme wegen zahlreicher Quarantäne-Fälle, aber im Großen und Ganzen hat sich jeder Einzelne reingehauen und Vollgas gegeben. Das sich lichtende Lazarett hat sein Übriges zur Qualitätssteigerung des Trainings beigetragen. Ich bin zuversichtlich und gehe ebenso wie mein Bruder positiv gestimmt in die Rückrunde.“

Tobias Schlegel möchte auch im Derby seinen Kasten sauber halten.
Tobias Schlegel möchte auch im Derby seinen Kasten sauber halten. – Foto: Y

Im Hinspiel zeigt der VfR Kronau zwar eine engagierte Leistung, verlor in Mingolsheim aber mit 1:3. Worauf dürfen sich die Zuschauer im Rückspiel freuen?

Daniel: „Das Wetter soll klasse werden und wir spielen zu Hause. Unsere Fans dürfen sich darauf verlassen, dass wir alle fest entschlossen sind das Derby zu gewinnen, hauptsächlich durch Kampf und Laufleistung! Wenn wir es schaffen den TuS vom Strafraum fernzuhalten, dann ist definitiv etwas drin am Sonntag!“

Tobias: „Die Stimmung im und rund um das Team ist sehr gut. Mit einigen Fans im Rücken werden wir versuchen an die in weiten Teilen starke Leistung aus dem Odenheim-Spiel anzuknüpfen. Ich möchte dennoch die Gelegenheit nutzen um zu sagen, dass ich dem VfR für den Rest der Runde die Daumen drücke. Es wäre sehr schade, wenn am Ende der Saison ein Abstieg anstehen sollte - dieser Meinung sind nicht Wenige beim TuS. Am Sonntag gibt es für uns aber nur ein Ziel: 3 Punkte! “

Wie ist es, wenn der eigene Bruder in der gegnerischen Mannschaft steht. Bereit ihr euch auf dieses Spiel besonders vor – vielleicht sogar gemeinsam?

Tobias: „Es hat sich über die Jahre etabliert, dass wir gemeinsam mit unseren Eltern frühstücken. Natürlich schon in den entsprechenden Farben blau und rot. Das Spiel ist da natürlich schon Thema und auch die Vorfreude greifbar. Sobald wir dann das Haus verlassen, hat jeder nur ein Ziel vor Augen: Derbysieg!“

Beendet folgenden Satz:

Daniel, ein Tor gegen meinen Bruder zu erzielen…

Daniel: „…wäre in der jetzigen Situation noch wichtiger als die Jahre zuvor!“

Tobias, eine klare Torchance meines Bruders zu vereiteln…

Tobias: „…wäre sehr cool. Zumal ich weiß, dass er ein guter Elfmeterschütze ist und als Führungsspieler möglicherweise die Verantwortung für einen solchen Elfmeter übernimmt. Diesen dann zu parieren wäre unglaublich!“

Ihr habt, als ihr noch zusammen in Untergrombach gespielt habt, 2016 sehr knapp den Aufstieg in die Kreisliga verpasst, zwei Punkte fehlten damals. Würdet ihr gerne nochmal die Zeit zurückdrehen, um diese Saison zu ändern? Oder wollt ihr vielleicht nochmal gemeinsam auflaufen, um einen solchen Erfolg noch zu schaffen?

Daniel: „Der verpasste Aufstieg war damals sehr ärgerlich. Wir hatten eine super Truppe, aber leider eine negative Phase kurz vor und nach der Winterpause. Es gibt schon Momente, die den Ausschlag gegeben haben. Die würde ich gerne ändern.“

Tobias: „Am Ende fehlten, wie du richtig sagst, nur zwei Punkte. Vor allem das bittere 2:2 zu Hause gegen Stettfeld kommt mir da in den Sinn. Hier haben wir den Ausgleich in der Nachspielzeit gefangen - gegen den späteren Aufsteiger. Ich war selten so niedergeschlagen wie nach diesem Gegentreffer. Ob wir nochmals gemeinsam auf dem Platz stehen werden wird die Zeit zeigen. Vermutlich nicht in Kronau bzw. Mingolsheim (lacht), aber womöglich wieder bei unserem Heimatverein Untergrombach.“

Daniel Schlegel (l.) würde besonders gerne am Sonntag treffen.
Daniel Schlegel (l.) würde besonders gerne am Sonntag treffen. – Foto: Simone Kochanek

Noch immer ist unser Leben von der Pandemie geprägt, immer wieder müssen infektionsbedingt Spiele verlegt werden. Wie bewertet ihr die gegenwärtige Situation?

Tobias: „Es ist für alle Vereine und in jedem Altersbereich eine schwierige Situation. Das Hauptthema, mit dem ich auch in der Funktion als Jugendtrainer konfrontiert wurde, ist die Bewertung des Einzelfalls in Bezug auf Wettbewerbs- und Chancengleichheit. In der jetzigen Situation betrifft es immer mal wieder eine Mannschaft stärker als eine andere - so verhält es sich aber auch mit (schweren) Verletzungen. In der Gesamtbetrachtung hoffe ich für jede Mannschaft, dass sich Vorteile und Nachteile in der Summe einigermaßen die Waage halten.

Zuletzt zur Prognose: Wo werden am Sonntag die Schlüsselmomente liegen? Welches Ergebnis tippt ihr?

Daniel: „Jeder Spieler muss von der ersten Minute an komplett auf dem Platz stehen und zeigen, dass wir heiß auf das Derby sind. Vor allem mir als Abwehrspieler wäre es wichtig, hinten die Null stehen zu haben. Ergebnis: 1:0 für uns.“

Tobias: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Kronau mit dem Rücken zur Wand steht und in solch einem Derby alles investieren wird, um zu gewinnen. Den Kampf und die Härte müssen wir annehmen und gleichzeitig darauf vertrauen, dass wir fußballerisch überlegen sind. Unser Trainerteam Andreas Schmidt und Moritz Neuburger wird sicher die richtigen Worte finden, damit wir das Spiel am Ende als Sieger verlassen. Ergebnis: 3:0 für uns

Aufrufe: 010.3.2022, 11:42 Uhr
Florian WittmannAutor